Habe gestern Abend mit diesem Roman begonnen.
Der Roman beginnt untypischerweise nicht mit dem ersten Kapitel, sondern mit einem Prolog, geschrieben aus der Third-Eye Perspektive. Erinnert etwas an Crimson Joy oder Thin Air, wo auch nach manchen Kapiteln immer sowas folgte. Man bekommt dadurch einen guten Vorgeschmack auf die Hauptstory, die ja auf wahren Begebenheiten beruht, auch wenn die Namen vieler Charaktere hier nicht erwähnt werden. Was anderes darf man von einem Prolog aber auch nicht erwarten. Man lernte hier in diesem Prolog hauptsächlich einen Cop ohne Namen kennen, der am Ende des Prolog's einen Jugendlichen in eine Jugendhaftanstalt verfrachtet. Auf jeden Fall ein spannender Beginn der mich neugierig auf diese Nebenstory gemacht hat.
Kapitel 1:Das erste Kapitel beginnt mit Spenser der gerade in seinem Büro hockt und der von einer wildfremden Frau, die er noch nie gesehen hat, die sich später aber als Klientin entpuppt, ein Sandwich geschenkt bekommt. Spenser ist derart begeistert und will sofort die Zutaten wissen, da es nicht oft vorkommt, das ein Unbekannter ihm ein Sandwich anbietet. Nachdem er erfahren hat, dass das Sandwich aus Provolone-Käse und Pimiento besteht, stellt er sich der Dame vor: ".Spenser, with an S like the English poet". Auf das S im Namen hat er übrigens schon länger nicht mehr hingewiesen. Geht also gut los, denn die Dame ist eine Bekannte von Rita Fiore! Ihr Name ist Sheila Yates. Drei Wochen zuvor hat der Staat Massachusetts ihren Sohn Dillon mitgenommen, der daraufhin zu neun Monaten Haft verurteilt wurde (wegen Terrorismus, Stalking und Drohen mit körperlicher Gewalt). Eigentlich hat er jedoch nur einen Fake-Account seines Rektor's auf twitter erstellt, behauptet zumindest seine Mutter. Rita will der Famile helfen und Spenser, soll fortan nun das gleiche tun. Seit der Erwähnung des skrupellosen Judge Scali wurde das Kapitel immer spannender und aufregender.
Wissenswertes aus diesem Kapitel:Für jeden der sich für Spenser's Modegeschmack interessiert, ist dieses erste Kapitel ein wahres Schmankerl. In seinem Büro hängt ein Colani-Mantel, eine Mütze der Brooklyn Dodgers und Red Wings Schuhe. Letztere trägt Atkins scheinbar selbst sehr häufig, zumindest hat er auf Twitter mal ein Bild gepostet wo er diese Schuhe anhatte. Zufall?
Twitter hat nun auch im Spenserverse Einzug gehalten. Da Atkins ein eifriger Twitter ist, war es eh nur noch eine Frage der Zeit. Unglaublich das Spenser hier nicht nachgefragt hat, was Twitter denn nun sei. Sonst kennt er sich mit modernen Medien ja nicht so aus.
Mit dem Fake-Account seines Rektor's hat der gute Dillon, ein ganz besonders Hobby vorgestellt: Nackt-Gärtnern. Das hat sich der Junge übrigens nicht ausgedacht. Alljährlich findet sogar ein WNGD statt. Der "World Naked Gardening Day".
Als Sheila sagte, sie wohne derzeit in Blackburn (welches ja fiktiv ist), antwortete Spenser mit: "Ah, the riviera of the North." Konnte aber leider keine Stadt in Neuengland finden die diesen Spitznamen oder Titel trägt.
"He's a class-A prick". Seit Atkins die Reihe fortgesetzt hat, hört man dieses "class-A" von Spenser sehr häufig. So bezeichnete er auch schon u.a. Hawk und Joe Broz. Diesmal war aber ein Judge Scali damit gemeint. Dieser spielt wohl auf Michael Conahan an, der im "Kids-for-Cash-Skandal" Berühmtheit erlangt hat.
Die Resozialisierung von Dillon, findet auf Fortune Island statt. Eine Insel mit diesem Namen existiert nur auf den Philippinen, aber da Gefängnisse in der Umgangssprache ja oft Inseln genannt werden, braucht man da nicht unbedingt auf was fiktives spekulieren und erst recht nicht auf eine Insel, da es sowas wie Alcatraz in den Staaten wohl nicht mehr geben wird.
Kapitel 2:Spenser's Spritztour nach Blackburn zur dortigen High School begann gemütlich. Ich kann nur wiederholen was ich hier gefühlt schon tausend mal geschrieben habe, Atkins beschreibt wie Parker diese fiktiven Orte so genau und detailreich, als würde man meinen diese Orte seien echt. Blackburn scheint ja recht heruntergekommen zu sein und Spenser hätte am gernsten sofort wieder den Rückweg nach Boston genommen, aber dennoch hat die Stadt ein ganz spezielles Ambiente, mit der rostigen Brücke und den hässlichen, leerstehenden Backsteinfabriken.
Hier lernt man auch einen neuen Polizeicharakter kennen. Officer Lorenzo heißt er und ist ein echter Widerling. Erinnert mich von der Beschreibung her etwas an "Murray" aus der Männerwirtschaft, aber charakterlich liegen zwischen den beiden Bullen natürlich Welten. Unsympathischer geht's eigentlich kaum noch, obwohl es da ja noch diesen Typen namens Webster gibt.
Wissenswertes aus diesem Kapitel:Spenser erwähnt gleich zu Beginn das Blackburn nur auf wenigen Touristenkarten Neuengland's erschienen ist. Die Textilstadt befindet sich 30 Meilen nördlich von Boston und liegt am Merrimack River. Diesen speziellen Norman Rockwell-Charme hat die Stadt laut Spenser schon lange verloren, denn die alten Backsteinfabriken wirken auf Spenser wie verlassene Festungen. In der Stadt befindet sich eine rostige Metallbrücke und mehrere Gebäude und Sehenswürdigkeiten, die da wären: City Hall, eine Polizeistation, ein Courthouse, ein Friedhof, ein Diner namens "The Owl", eine Kaffeestube, die im Roman-wichtige Blackburn High-School, ein Damenbekleidungsbeschäft, ein Möbellager ein vietnamesischer Lebensmittelladen, Farman's Salvage und einige Bars. Auch ein paar Straßennamen hat Spenser erwähnt: Central Avenue
Spenser sieht unterwegs eine Frau mit einem "Ach!eve" T-Shirt. Diese sind ja vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt und haben meist ein Motiv mit einem bärtigen Mann.
Officer Lorenzo sammelt alte Ausgaben von "Guns & Ammo", einem sehr bekannten Waffenmagazin.
Roscoe Arbuckle, John Wayne und Clint Eastwood werden hier zusammen in einem Satz erwähnt.
Spenser erwähnt das Fans auch einen Fake-Account von ihm erstellt haben.....was sogar stimmt. Auf Twitter gibt es in der Tat User die den Namen Spenser oder Spenser: For Hire benutzen. Eine, wie ich finde, herrliche Anspielung!
Und es wird noch besser: Lorenzo ist diesmal der, der von moderner Technik so gut wie gar keine Ahnung hat. Sonst muss sich Spenser (oder Quirk) ja immer diesen Schuh anziehen. Toll war dann der Satz: "Man versus technology is always comedy gold." - nimmt sich der Spenser da selbst auf die Schippe?
Kapitel 3:Relativ unspektakuläres, aber für den Fall wichtiges Chapter. Spenser versucht im Gerichtsgebäude alles über Dillon's Verhaftung herauszukriegen, scheitert aber zunächst, trifft dann aber auf einen Cop, der ihn fragt, was er heute auf der High School wollte. Spenser antwortete, dass er sich beim Gesangsverein anmelden wollte und sagte dem jungen und unverschämten Cop das er eine klasse Lady-Gaga-Imitation wäre. Spenser singt Poker Face - was lustigeres kann man sich echt nicht vorstellen.
Wissenswertes aus diesem Kapitel:Vor dem Blackburner Gerichtsgebäude befindet sich eine bronzene Justitiastatue.
Spenser erwähnt hier dass er alles andere als ein Frühaufsteher ist.
Spenser erwähnt Napoleon Solo, ein Charakter aus der Serie "Solo für O.N.C.E.L."
Kapitel 4:Susan's erster Auftritt in einem Roman ist doch immer gut, hier auch. Schön dass Spenser und wir Leser mal etwas abschalten können und nicht immer nur an den Fall denken müssen. Und Susan-Kapitel sind ja immer auch amüsant. Susan lässt Henry Cimoli so aussehen wie Florence Nightingale, wenn es um Knieübungen geht.
Schönes Kapitel das sich ansonsten fast nur ums Joggen im Winter dreht.
Wissenswertes aus diesem Kapitel:Susan begrüßte Spenser mit dem Namen "Fido". Gemeint ist wahrscheinlich "Fido Dido" ein Zeichentrickcharakter. Und dabei hat Spenser gar keine Igelfrisur.
Susan vermisst im Winter die Tulpen.
Spenser vermisst im Winter die Schwanenboote im Public Park, Baseball und Miniröcke. Nicht unbedingt in der Reihenfolge.
Kinjo Heywood aus dem Roman "Cheap Shot" wird erwähnt.
Spenser hört sich während er kocht ein altes Louis Jordan Album an.
Jetzt folgte kein reguläres Kapitel, denn hier wird die Nebenstory aus dem Prolog ohne Spenser als Ich-Erzähler fortgesetzt. Der Junge der von dem Cop festgenommen wurde, sitzt nun schon mit Sträflingskleidung und allem drum und dran vor Judge Scali, der dem Jungen mächtig Angst bereitet und ihn zu 18 Monaten auf Fortune Island verdonnert.
Kapitel 5:Spenser muss wieder nach Blackburn, obwohl ihm der junge Polizist aus dem 3. Kapitel geraten hat, nie wieder einen Fuß auf den Boden dieser Stadt zu setzen. Aber unseren Spenser schreckt das natürlich nicht ab, er will sich hier mit einem Teenager namens Beth Golnick treffen, die mit Dillon befreundet ist und die Spenser mitgeteilt hat, das viele ihrer Schulkameraden urplötzlich verhaftet worden sind. Sie ist die einzige in der Stadt die offen mit Spenser über dieses Thema redet und ich glaube das wir Beth, sofern das kein Pseudonym ist, in einem späteren Kapitel nochmal begegnen werden. Beth vermutet das der Staat, die Gerichte, die Schule und die Ploizei unter einer Decke stecken und hat damit womöglich nicht einmal unrecht.
Wissenswertes aus diesem Kapitel:Laut Beth stammen viele der Einwohner dieser Stadt aus Kambodscha, Vietnam und Lateinamerika.
"By June our brook would run out of song and speed." Zitat von Robert Frost.
Bisheriges Fazit:Spenser ist nun endlich im 21. Jahrhundert angekommen. Ich hätte nie gedacht das Spenser mal das Internet benutzt oder gar twitter kennt, aber speziell für diesen Fall erweist sich dieses soziale Netzwerk als hilfreich und ich glaube dass es im Laufe der nächsten Seiten noch mehr in dem Fall einbezogen wird. Natürlich werden jetzt einige meckern und sagen das Atkins schon wieder viel an der Reihe verändert hat, da Spenser sich in den früheren Romanen stets ablehnend zu modernen Geräten oder Dingen geäußert hat. Aber langsam war es mal an der Zeit dass er sich auch mal mit solchen Themen beschäftigt, da dies sonst unglaubwürdig rüberkommen würde, wenn ein Detektiv noch nicht mal ein Handy bedienen kann oder von Internet kaum Ahnung hat. Ein logischer Schritt und eine wie ich finde gute Entscheidung von Atkins, Spenser nun endlich mal moderner wirken zu lassen. Ein bisher sehr spannender Roman.
Kapitel 6 und 7 habe ich schon gelesen, muss nur noch was dazu schreiben. Folgt dann morgen, sowie die anderen die ich heute Abend lesen werde.