Der Roman begann gut mit dem für Jesse, unerwarteten Besuch von Crow. Der Dialog war einfach wieder klasse. Man ist sich noch nicht sicher was er in Paradise zu suchen hat, aber irgendwie weiß man dann doch, dass er nichts gutes im Schilde führt.
Auch in Elmore Leonard's Romanen gab es mal einen indianischen Charakter namens Crow. Möglich wäre es ja das der Crow aus Jesse Stone auf jenen von Elmore Leonard anspielt (Parker war, wie er in Interview's verraten hat, ein Fan von Leonard's Werken), aber ich vermute das Parker aufgrund seiner Liebe zu Westernserien-und-Filmen einen amerikanischen Ureinwohner in diese Reihe einbauen wollte (ähnlich wie mit Sixkill und Bobby Horse in Spenser, und mit Kha-to-nay bei Cole/Hitch).
Was es auch war, Crow ist und bleibt einer der geheimnisvollsten Figuren die Parker je erschaffen hat.
Unglaublich das Molly sexuelle Fantasien über Crow hat, immerhin handelt es sich hier um einen Profikiller. Aber manchmal ziehen halt die Bad Boys, die Frauen magisch an.
Schön finde ich das der Roman teilweise auch in Marshport spielt, der fiktive Haupthandlungsort des Roman's „Cold Service“. Glaube zwar nicht dass es in Mass. so eine Stadt gibt (mit 75% Latinos und 25% Pseudo-Ukrainer), aber von all den fiktiven Schauplätzen die Parker kreiert hat, rangiert dieser in meiner Top 3.
Zuerst fand ich die Nebengeschichte mit den Grundschülern etwas unglaubwürdig. Kann mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich Leute gibt, die wegen so ein paar Latino-Kindern die in Paradise zur Schule gehen, so einen Aufstand machen. Rassismus und Diskriminierung sind schon schlimm genug, aber wenn Kinder das hautnah zu spüren bekommen, ist das einfach nur schrecklich. Ich fand es toll wie Jesse und Molly hier reagiert haben, ich sag nur die Notizen. ^^
Die Hauptstory unterscheidet sich schon mal von den anderen. Latino-Gangs tauchten bisher im Stone-Universum ja eher selten auf und ab dem 26. Kapitel wo Crow nun auch Jesse davon in Kenntnis gesetzt hat, nimmt es an Fahrt auf.
Suit's Frauengeschmack ist....ich muss es so ausdrücken - anomal. Bei Hasty's Frau konnte ich ja noch verstehen dass er sie anziehend fand, sie war ja auch nicht unattraktiv (in den Filmen). Aber Mrs. Fiedler? Die mit den komischen Zähnen?
Da fand ich ja die Oma aus Coleman's Romanen noch besser, in die er sich verliebt hat. Was kommt bei Suit als nächstes? Es wird zwar erklärt warum er sich gerade zu diesem Frauentyp hingezogen fühlt, aber so wirklich schlauer ist man hinterher nicht, da Parker nicht ausführlich genug darauf eingegangen ist.
Not that there's anything wrong with that. Nicht falsch stehen, ich habe persönlich nichts gegen solche Beziehungen wenn die Frau mehr als 20 Jahre älter ist, als der Mann. Es wäre halt gut gewesen, wenn die Autoren (Coleman sitzt da im gleichen Boot) die älteren Damen, sympathischer und interessanter dargestellt hätten. Uncharismatischer als Mrs. Fiedler geht eigentlich schon gar nicht mehr, ich glaube hier verhält es sich ähnlich wie bei Jenn. Kaum ein Leser dürfte sie leiden können, aber das war natürlich von Parker so gewollt.
Sehr gut gefallen mir soweit die Kapitel wo Crow im Mittelpunkt steht. Man lernt ihn und seine Gedankengänge dadurch besser kennen und dass die Story von mehreren Blickwinkeln (Jesse, Crow, Esteban) aus erzählt wird, ist auch nicht das schlechteste.
Das Jesse spanisch spricht, wurde bislang auch nicht so häufig thematisiert. Ich fände ja einen Back-to-the-Roots Roman der in Tucson oder L.A. ganz gut, da würde man mehr über Jesse's Vergangenheit erfahren. So wie er die Arbeit im größten Latino-Stadtteil von Los Angeles, Boyle Heights beschreibt, muss es da ja ziemlich schlimm zugegangen sein.
Dieser Band ist auf jeden Fall eine Steigerung zu den beiden letzteren. Es gibt ein paar Schwachpunkte (zuviel Jenn!; Jesse weiß das Crow viele Morde begangen hat und dennoch unternimmt er [noch?] nichts um ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen; Suit's seltsames Liebesleben), aber alles in allem fühle ich mich gut unterhalten.