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Autor Thema: Beruf: Reporter (Professione: reporter, auch The Passenger)  (Gelesen 299 mal) Durchschnittliche Bewertung: 0
Dan Tanna Spenser
NOSTALGIE NERD
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TV SERIEN JUNKIE


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« am: 06. August 2017, 21:00:30 »

Handlung

Der Reporter David Locke versucht, in der Wüste des Tschad Kontakt zu Freiheitskämpfern aufzunehmen. Es misslingt ihm, und zudem bleibt sein Auto im Wüstensand stecken. Ausgelaugt erreicht er wieder sein Hotel. Er entdeckt, dass David Robertson, ein mysteriöser Geschäftsmann, der im gleichen Hotel wohnt und ihm ähnlich sieht, tot in seinem Zimmer liegt, anscheinend an einem Herzinfarkt gestorben. Locke, frustriert von seinem Leben, nimmt die Identität des Toten an und tauscht die Fotos in den Reisepässen aus. Er gibt sich von nun an als Robertson aus und täuscht vor, Locke sei gestorben.

Locke kehrt nach London zurück, holt in seiner Wohnung einige persönliche Dinge und reist dann, um Robertsons Termine aus dessen Kalender wahrzunehmen, nach München. In einem Schließfach findet er Fotos von Waffen und Munition; Robertson war anscheinend ein Waffenhändler. In einer Münchener Kirche trifft er auf einen Rebellen aus dem Tschad und einen deutschen Mittelsmann, von denen er eine große Geldsumme als Anzahlung auf die Waffen erhält. Sein nächster Termin führt Robertson nach Barcelona, wo er im Umbraculo einen weiteren Geschäftspartner treffen soll, doch dieser taucht nicht auf.

Währenddessen bereitet Lockes ehemaliger Chef Martin Knight mit Lockes Frau Rachel in London eine Gedenksendung für Locke vor. Sie versuchen, die Todesumstände Lockes zu klären und suchen nach Robertson, dessen Spur nach Barcelona führt. Knight fliegt dorthin; Locke flüchtet vor ihm in den Palau Güell, wo er ein rätselhaftes junges Mädchen trifft, das er bereits in London gesehen hat. Er bittet sie, ihm zu helfen, und die beiden fliehen mit Lockes Auto aus Barcelona.

Nachdem Rachel in der Botschaft des Tschad die Hinterlassenschaften ihres Mannes abgeholt hat, entdeckt sie, dass sich im Reisepass ein fremdes Foto befindet. Sie reist nach Spanien, nicht ahnend, dass sie von Agenten der tschadischen Regierung verfolgt wird. Sie sind auf der Suche nach dem Waffenhändler Robertson, um ihn zu töten, da er die Rebellen mit Waffen versorgt.

Locke will seine gestohlene Existenz aufgeben und nach Tanger fliehen, doch das Mädchen überzeugt ihn, seine Rolle beizubehalten, um das Vermächtnis von Robertson zu erfüllen. Sie mieten sich in dem kleinen südspanischen Städtchen Osuna im Hotel de la Gloria ein; Locke ist müde und erschöpft und bittet das Mädchen zu gehen. Die Kamera verlässt den Raum; man sieht auf dem Vorplatz das Mädchen, dann die beiden tschadischen Regierungsagenten, von denen einer ins Hotel geht. Die beiden fahren bald darauf wieder ab. Rachel erscheint in Begleitung der Polizei. Die Kamera wendet, und man sieht Lockes Zimmer von außen. Locke ist tot und man kann sein Gesicht nicht sehen, da er zur Seite gedreht ist. Auf die Frage des Polizisten, ob Rachel Robertson erkenne, sagt sie: „Ich habe ihn nie gekannt.“ Das Mädchen bejaht die Frage.

Kritik

Antonionis letzter Film vor einer fünfjährigen Schaffenspause wurde besonders in Amerika sehr zwiespältig aufgenommen. Schauspielerleistungen und Kameraführung erhielten Lob, doch seine unklare Filmsprache sorgte teilweise für Irritation bei Publikum und Kritik. Lob wie das von Vincent Canby in der New York Times war eher selten: „Beruf: Reporter […] ist zuallererst ein außergewöhnliches Spannungsmelodram über Lockes Anstrengungen, der Mann zu werden, über den er nichts weiß, aber dessen Leben seiner Meinung nach mehr Bedeutung hat als sein eigenes. […] Im Laufe des Films […] entfaltet sich eine Fülle von Details, die wie Dutzende kleine Spiegel wirken, durch die das Leben widergespiegelt wird, das er nie führte, aber geführt haben könnte. Seine Reise durch Europa […] führt ihn weniger der Wahrheit, als dem Selbstmord näher. […] Beruf: Reporter hat einen unstillbaren Appetit nach Landschaft und örtlichen Wahrzeichen. […] Es ist wahrscheinlich Antonionis unterhaltsamster Film.“

Antonioni antwortete den amerikanischen Kritikern aus seinem Standpunkt des europäischen Filmkünstlers heraus: „Ich glaube, Ihr Amerikaner nehmt Filme zu wörtlich. Ihr versucht immer, die ‚Story‘ und irgendwelche versteckte Bedeutungen herauszufinden, wo vielleicht gar keine sind. Für Euch muss ein Film total rational sein, ohne unerklärte Geheimnisse. Europäer andererseits sehen Filme so, wie ich vorhabe, dass sie gesehen werden sollen, als visuelle Kunstwerke, auf die man wie auf ein Gemälde reagieren sollte, eher subjektiv als objektiv. Für Europäer ist die ‚Story‘ zweitrangig, und sie haben keine Angst vor dem, was ihr ‚Ambiguity‘, Uneindeutigkeit, nennt.“

Roger Ebert war einer von denen, die 1975 eine negative Kritik abgaben, doch er revidierte sein Urteil 2005: „Ich bewunderte diesen Film im Jahr 1975 nicht. In einer negativen Kritik stellte ich fest, dass Antonioni den Titel von The Reporter in The Passenger (Der Passagier) geändert hatte, offensichtlich als Entscheidung, dass es mehr um das Mädchen als um Locke gehen sollte. Vielleicht geht es aber einfach um Passagiere, die in das Leben von anderen reisen, Locke in das von Robertson, das Mädchen in das von Locke. Mehr als 30 Jahre später bewundere ich den Film. Ich kann mehr Sympathie für ihn empfinden. Wenn ein Film sich so standhaft weigert, sich auf der Ebene der Geschichte zu äußern, bleibt nur noch die Stimmung übrig. Beruf: Reporter handelt davon, an einem Ort zu sein, wo niemand einen kennt oder kennen will und man die eigene Bedeutungslosigkeit erkennt.“

Stellvertretend für die überwiegend positive europäische Kritik sei hier die Rezension des Lexikons des Internationalen Films angeführt: „Antonioni resümiert […] die thematischen und filmischen Motive seines bisherigen Werks und gelangt zu einer pessimistischen Analyse der entfremdeten Kommunikations- und Wahrnehmungsformen der modernen Welt. Die kolportagehafte Handlung ist nur Vorwand und Hintergrund für einen meisterhaft inszenierten visuellen Diskurs über den Scheincharakter des Wirklichen und die Realität der Fiktion.“

Hans-Christoph Blumenberg stellt fest, dass Antonioni „von Beginn an ein bedrückendes Klima totaler existenzieller Entfremdung“ schaffe. Locke sei „ein ‚Unbehauster‘ im konkreten Sinne des Worts“. Der Film drifte „mit seinen falschen Bewegungen […] planvoll ziellos, mit kühnen, an Jacques Rivettes erinnernden Montagefolgen verschiedene Zeit- und Wahrnehmungsebenen verschmelzend.“

Auszeichnungen
Beruf: Reporter war auf dem Cannes Film Festival 1975 für die Goldene Palme nominiert. Bei den Bodil Awards gewann der Film 1976 den Preis für den Besten Europäischen Film. Bei der Preisverleihung des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani 1976 gewannen sowohl Antonioni für die Beste Regie, als auch Luciano Tovoli für die Beste Kamera den Nastro d’Argento. Jack Nicholson gewann für seine Leistung in diesem Film, gemeinsam auch für die in Einer flog über das Kuckucksnest und in Die Kunst zu lieben, den spanischen Premio Sant Jordi als Bester ausländischer Schauspieler 1977.


    Jack Nicholson: David Locke
    Maria Schneider: Das Mädchen
    Jenny Runacre: Rachel Locke
    Ian Hendry: Martin Knight
    Steven Berkoff: Stephen
    Ambroise Bia: Achebe
    Charles Mulvehill: David Robertson

Gespeichert

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