Marlon Brando, Jr. (* 3. April 1924 in Omaha, Nebraska; † 1. Juli 2004 in Los Angeles, Kalifornien) war ein amerikanischer Schauspieler. Er gilt als einer der bedeutendsten Charakterdarsteller der Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Mit seinen Rollen in den Filmen Endstation Sehnsucht (1951) und Die Faust im Nacken (1954) verschaffte er der Schauspieltechnik des Method Acting weltweit Beachtung. Sowohl mit seiner Art der Darstellung als auch durch sein Auftreten in der Öffentlichkeit als gesellschaftlicher Außenseiter, den die Spielregeln Hollywoods nicht interessierten, beeinflusste er die jüngere Schauspielergeneration nachhaltig.
Zwischen 1952 und 1990 war er siebenmal in der Kategorie Bester Hauptdarsteller und einmal als Bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert, zweimal (1955 und 1973) gewann er ihn. 1973 verweigerte er die Annahme der Auszeichnung für seine Titelrolle in Der Pate aus Protest gegen den bis zu dieser Zeit verbreiteten abwertenden Umgang der amerikanischen Filmindustrie mit den Indianern. Weitere Auszeichnungen erhielt Brando bei internationalen Filmfestivals, unter anderem 1952 in Cannes und 1989 in Tokio.
In einer 1999 veröffentlichten Liste des American Film Institute, auf der die 25 größten männlichen Filmlegenden aller Zeiten aufgeführt werden, nahm er den vierten Rang ein.
Marlon Brando nutzte seine Prominenz für ein vielseitiges gesellschaftspolitisches Engagement, beispielsweise zur Unterstützung der US-Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner und der indigenen Organisation des American Indian Movement.
m Frühjahr 2004 stand Brando mit dem tunesischen Regisseur Ridha Behi in Verhandlung. Behi wollte einen Spielfilm mit dem Titel Brando and Brando inszenieren, in dem es um einen jungen Tunesier gehen sollte, der seinem amerikanischen Traum – verkörpert von Marlon Brando – nachjagt. Brando sollte in diesem Film sich selbst spielen. Da Brando bald jedoch nicht mehr zur Verfügung stand, beschloss Behi, das Skript umzuschreiben und für einen halb dokumentarischen Film zu verwenden, der den Titel Citizen Brando tragen sollte. Der Film sollte 2007 uraufgeführt werden,[67] dies wurde jedoch auf 2010 verschoben.
Marlon Brando, der bereits seit längerer Zeit an Lungenfibrose gelitten hatte, starb am 1. Juli 2004 im Alter von 80 Jahren im UCLA Medical Center, einem Krankenhaus in Los Angeles, an Lungenversagen. Im Kreise der engsten Angehörigen wurde er vier Tage darauf an unbekannter Stelle in Los Angeles eingeäschert.[68]
Unter Aufsicht von Tarita Tumi Teriipaia, Maria Christina Ruiz, deren Schwester Angela, und Brandos Kindern Miko, Teihotu und Tuki wurde die Hälfte von Brandos Asche im Death Valley im Wind verstreut. Die andere Hälfte nahm Tarita mit und verstreute sie 2005 auf Tetiaroa in einer Lagune.
Weitere Infos
Bühnenauftritte 1944: Bobino (Children’s Theatre, Broadway; Autor: Stanley Kauffmann)
1944: Hanneles Himmelfahrt (Dramatic Workshop; Autor: Gerhart Hauptmann) – Schulmeister Gottwald; Fremder in Hanneles Traum
1944: Dr. Sganarelle (Dramatic Workshop; Autor: Milton Levene)
1944: Was ihr wollt (Dramatic Workshop; Autor: William Shakespeare) – Sebastian
1944/1945: I Remember Mama (Broadway; Autor: Martin Chamin, Komponist: Richard Rodgers) – Nels
1945: Truckline Café (Belasco Theatre, Broadway; Autor: Maxwell Anderson) – Sage MacRae
1945: Candida (Gastspielreise, Chicago; Autor: George Bernard Shaw) – Marchbanks
1946: A Flag is Born (Alvin Theatre, Broadway; Autor: Ben Hecht, Musik: Kurt Weill; mit Paul Muni) – David
1946: The Eagle Has Two Heads (Gastspielreise, Washington, D. C., Boston, Autor: Jean Cocteau; mit Tallulah Bankhead) – Stanislas
1947–1949: Endstation Sehnsucht (Gastspielreise über New Haven, Boston, Philadelphia; Ethel Barrymore Theatre, Broadway; Autor: Tennessee Williams) – Stanley Kowalski
1953: Helden (Tournee; Rhode Island, Massachusetts, Connecticut; Autor: George Bernard Shaw) – Sergius
Filmografie 1950: Die Männer (The Men)
1951: Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire)
1952: Viva Zapata!
1953: Julius Caesar
1953: Der Wilde (The Wild One)
1954: Die Faust im Nacken (On the Waterfront)
1954: Désirée
1955: Schwere Jungs – leichte Mädchen (Guys and Dolls)
1956: Das kleine Teehaus (The Teahouse of the August Moon)
1957: Sayonara
1958: Die jungen Löwen (The Young Lions)
1960: Der Mann in der Schlangenhaut (The Fugitive Kind)
1961: Der Besessene (One-Eyed Jacks)
1962: Meuterei auf der Bounty (Mutiny on the Bounty)
1963: Der häßliche Amerikaner (The Ugly American)
1964: Zwei erfolgreiche Verführer (Bedtime Story)
1965: Morituri (Morituri)
1966: Ein Mann wird gejagt (The Chase)
1966: Südwest nach Sonora (The Appaloosa)
1967: Die Gräfin von Hongkong (A Countess from Hong Kong)
1967: Spiegelbild im goldenen Auge (Reflections in a Golden Eye)
1968: Candy
1969: Am Abend des folgenden Tages (The Night of the Following Day)
1969: Queimada (Burn!/Queimada)
1971: Das Loch in der Tür (The Nightcomers)
1972: Der Pate (The Godfather)
1972: Der letzte Tango in Paris (Ultimo tango a Parigi)
1976: Duell am Missouri (The Missouri Breaks)
1978: Superman
1979: Apocalypse Now
1980: Die Formel (The Formula)
1989: Weiße Zeit der Dürre (A Dry White Season)
1990: Freshman (The Freshman)
1992: Christopher Columbus – Der Entdecker (Christopher Columbus: The Discovery)
1994: Don Juan DeMarco
1996: DNA – Die Insel des Dr. Moreau / DNA – Experiment des Wahnsinns (The Island of Dr. Moreau)
1997: The Brave
1998: Free Money
2001: The Score
2001: You Rock My World (zum gleichnamigen Song von Michael Jackson)
Regie 1961: Der Besessene (One-Eyed Jacks)
AuszeichnungenMarlon Brando ist – neben Joanne Woodward, Jack Lemmon, Paul Newman und Elizabeth Taylor – der am häufigsten ausgezeichnete amerikanische Filmschauspieler seiner Generation.
1952: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Endstation Sehnsucht (1951)
1952: Internationale Filmfestspiele von Cannes, Preis für den besten Darsteller für Viva Zapata! (1952)
1952: Jussi (Verdienstdiplom für den besten ausländischen Darsteller) für Endstation Sehnsucht (1951)
1953: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Viva Zapata! (1952)
1953: British Film Academy Award (Bester ausländischer Darsteller) für Viva Zapata! (1952)
1954: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Julius Caesar (1953)
1954: British Film Academy Award (Bester ausländischer Darsteller) für Julius Caesar (1953)
1954: New York Film Critics Circle Award (Bester Darsteller) für Die Faust im Nacken (1954)
1955: Oscar (Bester Hauptdarsteller) für Die Faust im Nacken (1954)
1955: Golden Globe (Bester Hauptdarsteller, Sektion Kinofilme) für Die Faust im Nacken (1954)
1955: British Film Academy Award (Bester ausländischer Darsteller) für Die Faust im Nacken (1954)
1957: Golden Globe Nominierung (Bester Hauptdarsteller in einer Komödie / Musical) für Das kleine Teehaus (1956)
1958: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Sayonara (1957)
1958: Golden Globe Nominierung (Bester Hauptdarsteller in einem Drama) für Sayonara (1957)
1958: Laurel Award (Goldener Lorbeer für die beste männliche Schauspielleistung) für Die jungen Löwen(1958)
1959: Nominierung für den British Film Academy Award (Bester ausländischer Hauptdarsteller) für Die jungen Löwen (1958)
1961: Golden Apple Award: Sour Apple, Preis für den am wenigsten kooperativen Darsteller
1961: Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián (Goldene Muschel) für Der Besessene (1961)
1964: Golden Globe Nominierung (Bester Hauptdarsteller in einem Drama) für Der hässliche Amerikaner
1967: Western Heritage Awards (Bronze Wrangler) für Südwärts nach Sonora (1966)
1972: Fotogramas de Plata, Preis für den besten ausländischen Darsteller für Queimada (1969)
1973: Oscar (Bester Hauptdarsteller) für Der Pate (1972, abgelehnt aus Solidarisierung für das American Indian Movement)
1973: Golden Globe (Bester Hauptdarsteller, Sektion Kinofilme) für Der Pate (1972)
1973: Golden Globe: Henrietta Award (weltweit populärster männlicher Darsteller)
1973: Nominierung für den britischen Society of Film and Television Arts Award (später BAFTA Award; Bester Hauptdarsteller) für Der Pate (1972)
1973: Kansas City Film Critics Circle Award (Bester Darsteller) für Der Pate (1972)
1973: Jussi (Darsteller des Jahres)
1974: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Der letzte Tango in Paris (1972)
1974: Nominierung für den britischen Society of Film and Television Arts Award (Bester Hauptdarsteller) für Der letzte Tango in Paris (1972)
1974: Golden Globe: Henrietta Award (weltweit populärster männlicher Darsteller)
1974: National Society of Film Critics Award (Bester Darsteller) für Der letzte Tango in Paris (1972)
1974: New York Film Critics Circle Award (Bester Darsteller) für Der letzte Tango in Paris (1972)
1979: Emmy Award (Bester Nebendarsteller in einer Fernsehserie) für Roots – Die nächsten Generationen (1979)
1981: Goldene Himbeere/Razzie Award-Nominierung (Schlechtester Nebendarsteller) für Die Formel (1980)
1989: Tokyo International Film Festival (Bester Darsteller) für Weiße Zeit der Dürre (1989)
1990: Oscar-Nominierung (Bester Nebendarsteller) für Weiße Zeit der Dürre (1989)
1993: Goldene Himbeere-Nominierung (Schlechtester Nebendarsteller) für Christopher Columbus - Der Entdecker (1992)
1997: Goldene Himbeere (Schlechtester Nebendarsteller) für Die Insel des Dr. Moreau (1997)
1997: Goldene Himbeere-Nominierung (Schlechtestes Leinwandpaar) für Die Insel des Dr. Moreau (1997)
Das American Film Institute wählte ihn in der Liste der größten 25 männlichen Filmlegenden aller Zeiten auf Platz 4.
Auf dem Hollywood Walk of Fame ist dem Schauspieler ein Stern gewidmet (bei 1777 Vine Street).
Deutsche SynchronstimmenZu den Schauspielern, die Marlon Brando in den deutschen Synchronfassungen ihre Stimmen geliehen haben, zählen:
Harald Juhnke (Die Männer, Die Faust im Nacken, Der Wilde, Sayonara, Die jungen Löwen, Der Besessene, Morituri, Südwest nach Sonora, Ein Mann wird gejagt, Spiegelbild im goldenen Auge)
Peer Schmidt (Endstation Sehnsucht, Der hässliche Amerikaner)
Horst Niendorf (Julius Caesar)
Heinz Reincke (Desirée)
Gert Günther Hoffmann (Der Mann in der Schlangenhaut, Meuterei auf der Bounty)
Rainer Brandt (Die Gräfin von Hongkong)
Claus Biederstaedt (Zwei erfolgreiche Verführer, Am Abend des folgenden Tages, Queimada, Der letzte Tango in Paris)
Wolfgang Kieling (Duell am Missouri)
Michael Chevalier (Das Loch in der Tür, Die Insel des Dr. Moreau)
Gottfried Kramer (Der Pate, Apocalypse Now, Weiße Zeit der Dürre)
Christian Brückner (Der Pate, TV-Fassung)
Rolf Schult (Superman)
Thomas Fritsch (Apocalypse Now, Redux-Version)
Helmut Krauss (Der Pate, Christopher Columbus – Der Entdecker, Freshman, Don Juan DeMarco, The Brave, Free Money, The Score)[80]
Hans Dieter Zeidler (Schwere Jungs – leichte Mädchen, Das kleine Teehaus)