Plot:Die Geschichte ist nicht ohne Spannung, gut durchdacht und bringt durchaus wieder eine abwechslungsreiche Handlung ein. Energiekrise und Solarenergie als Alternative sind Themen, die auch heute in gleicher Weise beschäftigen. Ebenso nachvollziehbar ist die Macht, die jemand besitzt, wenn er ein Gerät, wie es hier vorkommt, entwickeln würde, bzw. die finanzielle Abgeltung, die gewissen Ölscheichs oder Oligarchen das Vertuschen eines solchen wohl wert wäre.
Scaramanga ist lediglich ein Einzelgänger, der sich bereichern möchte, und kein Repräsentant irgendeiner übermächtigen Organisation, welche die Weltherrschaft anstrebt. Das Finale bietet dementsprechend ein schlichtes Duell "Mann gegen Mann", was womöglich alles auch ein Grund sein mag, dass der Film in der Gunst der Bond-Fans relativ weit unten liegt.
Die Inszenierung des Films selbst ist zwar solide, hat aber nicht die Klasse der Top-Bonds.
Bösewicht:Es war gewiss nur eine Frage der Zeit, bis der hervorragende und vielseitige Christopher Lee in einem James-Bond-Film auftaucht. Wie zu erwarten war, spielt er den eiskalten und von sich eingenommenen, aber auch recht charismatischen, Scaramanga mit Bravour und stellt dabei Roger Moore in den Schatten. Sein Zirkus-Hintergrund erinnert ein bisschen an die Rolle als Gregor in dem Edgar-Wallace-Film „Das Rätsel des silbernen Dreieck“. Auch auf seine berühmte Dracula-Rolle wird mit einem Augenzwinkern angespielt, nämlich in jener Szene, in der er Andrea auf ihr spätes Kommen anspricht und dabei in ähnlicher Haltung im Bett liegt, wie einst der bissige Graf. Eine bemerkenswerte Anomalie ist Scaramangas dritte Brustwarze, deren Nachahmung Bond sich aufklebt, als er sich Hai Fat gegenüber als Scaramanga ausgibt.
Sein von Herve Villecheize (1943-1993) gespielter Sidekick Nick-Nack ist als Bösewicht eher weniger ernst zu nehmen. Verwirrend ist, dass er einerseits zu erkennen gibt, wie gern er Scaramanga beerben würde, andererseits aber wieder als treuer und zuverlässiger Diener und Vertrauter auftritt.
Bondgirls:Maud Adams gefällt mir als Bond-Girl überhaupt nicht. Britt Ekland ist recht süß, wird allerdings etwas zu dümmlich dargestellt.
Titellied:Das von John Barry komponierte und von Lulu gesungene „The Man with the Golden Gun“ ist sehr flott und eingängig und damit ein weiteres Highlight unter den Bond-Melodien.
Gadgets:Bemerkenswert ist Scaramangas Mordwerkzeug: Eine aus Füllfederhalter, Zigarettenetui und Feuerzeug zusammenbaubare goldene Pistole, die allerdings nur einen Schuss abfeuern kann. Die deutsche Bezeichnung "goldener Colt" ist irreführend und falsch, da es sich um keine Waffe der Firma Colt, sondern um eine Eigenfabrikation handelt.
Auch die auf seinen Wagen aufmontierten Tragflächen, die diesen in ein Flugzeug umfunktionieren, verdienen Erwähnung. Außerdem hält Scaramanga sich mit echten Duellen in einem geisterbahnartigen Spiegelkabinett fit, welches Ähnlichkeit mit Schießplätzen hat, wo das Combat-Schießen trainiert wird.
Bond selbst ist in diesem Streifen nicht wirklich mit Gadgets ausgestattet. Dafür darf er einen bemerkenswerten Stunt mit dem Auto über eine schwer beschädigte Brücke mit 360°- Drehung in der Luft zum Besten geben. Etwas lächerlich wirkt dagegen, wie der sonst so findige Superagent nach dem Taxi ruft, als er bemerkt, dass die entführte Goodnight den Wagenschlüssel bei sich hat.
Schauplätze:Gedreht wurde in Großbritannien, Macau und Thailand. Vor allem Thailands Naturschönheiten wurden sehr schön in den Film eingebracht. Berühmt als Scaramangas Insel wurde Khao Phing Kan (schiefer Felsen), welche im südlichen Thailand gelegen ist und welcher die Felsnadel Khao Ta-Pu, die mittlerweile als James Bond-Felsen bezeichnet wird, vorgelagert ist.
Wortwitz:Moneypenny über den erschossenen 002: "I miss him." Bond: " The man with the golden gun didn't."
Die Tänzerin Saida, nachdem Bond ihren Glücksbringer entwendet: "I lost my charm."
Ein Mädchen in Hai Fats Swimmingpool, nachdem Bond nach ihrem Namen fragt: "Chew Me."
Hai Fat zu Bond, bezugnehmend auf die dritte Brustwarze: "There are cults that consider it a sign of invulnerability and great sexual prowess." Bond:" I've learned to live with it."
Scaramanga zu Andrea, nachdem diese mit Bond geschlafen hat: " You're late." Andrea: "It was a double feature."
Scaramanga, nachdem er mit einem Strahl Bonds Flugzeug zerstört: "That's what I call solar power." Bond: "That's what I call trouble."
Bond zu Scaramanga: "There's a usefull four-letter word, and you're full of it."
Scaramanga zu Bond über das anstehende Duell:"It still remains the only true test for gentlemen." Bond:"I doubt if you qualify on that score."
Goodnight zu Bond, als die beiden gestört werden: "What's the matter." Bond: "Something came up."
M zu Bond am Telefon: "Where is Goodnight." Bond: "She's just coming, Sir."
Weitere Anmerkungen:Clifton James hat hier seinen zweiten und letzten komödiantischen Auftritt als Sheriff W.J.Pepper
Roger Moore geht auch diesmal wieder in seiner "Brett Sinclair-Manier" durch den Film und nimmt weder Scaramanga, noch sonstige Gefahren wirklich ernst, was seine Bond-Filme weiterhin in Richtung Selbst-Persiflage lenkt. Christopher Lees ernster und bedrohlicher Charakter steht in striktem Gegensatz dazu.
Der Mi6 hat in Hong Kong einen geheimen Sitz, der sich in einem in Schräglage befindlichen Schiffswrack befindet, was seine Auswirkung auf die Ausrichtung der Räume hat.
Fazit:Ich muss gestehen, dass ich den Film mittlerweile besser finde, als ich ihn aus zahlreichen früheren Sichtungen in Erinnerung hatte und möchte daher mein hartes Urteil in einem anderen Thread etwas zurecht rücken. Der Film ist eigentlich recht flott und unterhaltsam inszeniert, auch wenn es vielleicht ein bisschen an der Aura und dem gewissen Etwas mangelt, dass sich schwer in Worte fassen lässt und das wohl am ehesten im persönlichen Geschmack begründet liegt. Kein Spitzen-Bond, der in meine Top-10 Einzug findet, aber trotzdem ganz O.K. Natürlich haben auch die relativ jungen Neu-Sichtungen der für mich weit unterdurchschnittlichen Bonds „Diamantenfieber“ und „Quantum“ hierbei ihren Einfluss, gegen die dieser hier ein wahres Meisterwerk darstellt. 3,5 von 5 und damit etwa auf dem Level von „Live and let Die“.