Auch wenn die Besetzungsliste von Harry H. Corbett angeführt wird, so spielt eigentlich John Cairney die Hauptrolle in diesem man on the run-Thriller, in dem Cairney über weite Strecken den Polizisten als strahlender Held aussticht. Wagemut und Cleverness sprechen für den Gauner – doch im Laufe seiner Flucht geht er immer brutaler und verbissener zu Werke, sodass er letztlich seine Sympathien in einer Art Rachefeldzug verspielt und folgerichtig durch den Arm des Gesetztes aufgegriffen wird.
Wann immer das Schema „Gangster jagt Gangster“ ausgepackt wird, entstehen fesselnde Szenen, die hier, wie Georg bereits erwähnte, besonders ansehnlich geraten sind. Die Geschichte wird vor dem Hintergrund malerischer südenglischer Dörfer platziert, der die Vorfälle auffängt und ein gewisses Gefühl von Geborgenheit vermittelt, auch wenn Larry – in der Öffentlichkeit stets wie auf dem Präsentierteller – vor der Polizei alles andere als geborgen ist. Mit Jennifer Daniel und Moira Redmond (die hier wie auch in „Partners in Crime“ gemeinsam mit dem schmierigen John van Eyssen auftritt) werden zwei sehr unterschiedliche Frauentypen gezeigt, denen jedoch gemein ist, dass sie – auch wenn sie sich auf die eine oder andere Weise mit Larry einlassen – eigentlich keine schlechten Menschen sind.
Die Quellen, die „The Three Oak Mystery“ als Vorlage für „Marriage of Convenience“ identifizieren, erwecken vielleicht beim unbedarften Zuschauer eine falsche Erwartungshaltung, behalten im Endeffekt aber Recht. „Marriage of Convenience“ gehört zu jenen Verfilmungen, die sich ihres zugrundeliegenden Roman nur in sehr groben Zügen bedienen, weshalb die Handlung tatsächlich kaum an „Bei den drei Eichen“ erinnert. Ich wiederhole die Parallelen, die die Eingangssequenz zu „The Angel of Terror“ aufweist, muss aber gleichzeitig auch anerkennen, dass das Element des Bankraubs als Auslöser für weitere Verbrechen ebenso wie die einigermaßen übernommene Figur des John Mandle eher für die Richtigkeit der altbekannten Angaben spricht. Auch erinnert die Festung im Küstenörtchen St. Gerrard entfernt an die versteckte Unterkunft im Pfuhl im Moor, der im Original-Wallace eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Wie später so oft bei Merton Park begannen die Gemeinsamkeiten offenbar schon in einer sehr frühen Phase der Filmreihe eher interpretatorischer als werkgetreuer Natur zu sein.
Ansprechend fotografiertes Versteckspiel, in dem ein gesuchter Verbrecher „sein“ Geld wieder einzutreiben versucht. Durch die sympathische Verkörperung der Hauptrolle ist das Mitfiebern gewiss – auch das Aufsehen erregende Finale ist von überdurchschnittlicher Qualität. 4 von 5 Punkte