Die Geschichte selbst ist von der Grundidee her nicht uninteressant, aber im typischen Stil der Brosnan-Bond-Filme zu wenig attraktiv inszeniert. Einmal mehr gehen die, immer mehr Raum konsumierenden und immer unwahrscheinlicher erscheinenden, Action-Sequenzen auf Kosten des klassischen Bond-Flairs, schöner Schauplätze und wirklicher Spannung. Eigentlich kommt Letztere gar nie so wirklich auf, sondern muss einer kompromisslosen Action-Show weichen.
Bösewicht:Der Terrorist Renard hat eine Kugel im Kopf sitzen, die operativ nicht entfernt werden kann und ihn langsam tötet. Bis dahin bleibt er allerdings ausgesprochen belastbar und frei von jedem Schmerzempfinden, da das Projektil einen Teil seines Gehirns lahmlegt, der für gewisse Sinneswahrnehmungen zuständig ist. Leider wurde dieser sehr interessanter Ansatz durch das blasse und farblose Agieren des Schotten Robert Carlyle (1961) verspielt und damit eine riesengroße Chance vertan, einen herausragenden Bösewicht in’s Leben zu rufen. Seine Performance bleibt unter dem Durchschnitt.
Bondgirls:Sowohl Sophie Marceau (geb.1966) als Elektra King, als auch Denise Richards (geb.1971) als Dr.Christmas Jones sind zwei ausgesprochen hübsche Bond-Girls. Erstere ist die etwas glaubwürdigere Schauspielerin, dafür finde ich Letztere um ein Quäntchen attraktiver.
Auch Maria Grazia Cuzinotta (geb.1968) ist als Killerin in der Prätitelsequenz eine Augenweide. Allerdings hat Bond nicht mehr die Gelegenheit, sie "näher" kennenzulernen.
Serena Scott Thomas (geb.1961) kann als Bonds Ärztin die Ausstrahlung ihrer "Konkurrentinnen" nicht ganz erreichen.
Gadgets:Die Prätitelsequenz zeigt Bond in einer Verfolgungsjagd auf der Themse, wobei er ein Boot benutzt, dass sich auch unter Wasser und an Land fortbewegen kann und mit Raketen bestückt ist.
In der Szene im spanischen Bankgebäude zündet Bond eine Bombe mit Hilfe einer Brille, bevor er mit dem Geldkoffer verschwindet. Auch eine weitere Brille mit Röntgenfunktion wird von ihm benutzt. Als Dienstwagen steht ihm diesmal ein gepanzerter BMW Z8 zur Verfügung. Auch dieser kann, wie sein 750er in „Tomorrow Never Dies“, per Fernbedienung gesteuert werden und vermag Raketen abzuschießen. Weiters kommt eine sehr ungewöhnliche Jacke zum Einsatz, welche sich zu einem großen schützenden Ball aufblasen lässt. Bond nutzt diese, als er mit Elektra in eine Lawine gerät. Die offenbar sehr robuste Armbanduhr mit einem starken aber dünnen Seil wirkt ausgesprochen unglaubwürdig. Ein weiteres Gadget ist eine Visa-Karte, die einen Dietrich beherbergt.
Bond gerät von seinen Häschern beim Skifahren unter Beschuss. Diese befinden sich in kleinen, mit Fallschirmen ausgestatteten, Fluggeräten, die sich nach der Landung im Schnee fortbewegen können. Besagte Fluggeräte erinnern in der Luft etwas an "Little Nelly" aus "You only live twice". Ein weiteres sehr interessantes Konstrukt auf der bösen Seite ist ein Hubschrauber, der mehrere große Kreissägen herunterbaumeln lässt und sowohl Bonds Auto, als auch ein ganzes Gebäude durchtrennt.
Als Ironie des Schicksals kann aufgefasst werden, dass Desmond Llewelyn (1914-1999) hier seinen, von Ex-Monty-Python John Cleese (geb.1939) gespielten, Nachfolger vorstellt, kurz bevor er im wahren Leben 85-jährig bei einem Autounfall um’s Leben kommt. Damit ist dieser Film der traurige Abschied von einer sehr vertrauten Stammfigur der Reihe, war er doch seit 1963 bei allen Bond-Filmen mit Ausnahme von "Live and let Die" und "Never Say Never Again" mit dabei. Roger Moore war als einziger Bond-Darsteller bei seiner Beerdigung anwesend.
Titellied:Der Titel "The World Is Not Enough" bezieht sich noch auf den Bond-Film "On Her Majestys Secret Service" von 1969, wo erwähnt wird, dass es sich dabei um Bonds Familienmotto handelt. Hier erwidert er mit diesem Zitat, nachdem Elektra zu ihm sagt, sie hätte ihm die Welt zu Füßen legen können.
Das Lied wurde von David Arnold komponiert und von der amerikanischen Rockgruppe "Garbage" gesungen. Es handelt sich dabei um einen eher mittelmäßigen Song, allerdings ist der Vorspann mit den in Öl getauchten Frauenkörpern sehr gut gelungen.
Schauplätze:Nachdem man bei „Goldeneye“ und „Tomorrow Never Dies“ mit Schauplätzen alles andere als verwöhnt wurde, werden hier wieder einmal recht schöne Skiszenen in Chamonix präsentiert. Leider hat sich’s damit wieder, und der Film kehrt anschließend zum eher reizlosen Flair seiner beiden Vorgänger zurück.
Weitere Drehorte sind die Themse in London, Istanbul, Spanien und Schottland. In Aserbeidschan selbst wurde allerdings nicht gefilmt.
Wortwitz:In der spanischen Bank zeigt die hübsche Maria Grazia Cucinotta Bond ihren Bericht und sagt: "Would you like to see my figures?" Darauf Bond: "I'm sure they're perfectly rounded."
M zu Bond, nachdem seine Ärztin ihn für dienstfähig erklärt: "The good doctor has cleared you. Notes you have exceptional stamina." Darauf Moneypenny: "I'm sure she was touched by his dedication to the job in hand."
Bond zu Zukovsky: "What's your business with Elektra King?" Darauf Zukovsky: "I thought you were the one giving her the business."
Bond zu Elektra, als diese ihm auf dem Folterstuhl die Schraube in's Genick dreht: "One last screw."
Christmas Jones zu Bond: "I've to get the plutonium back or somebody's gonna have my ass." Darauf Bond: "First things first."
Christmas Jones zu Bond: "What's the story with you and Elektra?" Darauf Bond: "We're strictly plutonic."
Bond zu Christmas Jones, als er mit dieser schläft: "I was wrong about you." Darauf Christmas: "How so?" Darauf Bond: "I thought Christmas only comes once a year."
Fazit:Mäßig spannendes Action-Spektakel nach dem mittlerweile üblichen Strickmuster. 2,5 von 5