Plot:"You Only Live Twice" fällt für mich deutlich hinter seine allesamt sehr starken Vorgänger zurück. Grund dafür ist in erster Linie das von mir ungeliebte Weltraumelement und auch meine eher gedämpfte Begeisterung für fernöstlichen Flair.
Die Geschichte an sich ist ja im Grunde recht fein erdacht, wenn auch aus heutiger Sicht ziemlich naiv, kommt mir allerdings, wie schon erwähnt, mit zu viel Weltraum daher, was meinen Enthusiasmus deutlich drückt. Von Glaubwürdigkeit möchte ich mal gar nicht erst sprechen, wenn man bedenkt, dass ein Riesenraumschiff regelmässig "heimlich" vom inneren eines Vulkans aus gestartet wird und auch dort wieder landet.
Bösewicht:Man sieht hier erstmals in der Bond-Reihe Blofelds Gesicht. Allerdings gefällt mir Donald Pleasence' Interpretation der Rolle weniger. Er ist viel zu klein und unauffällig für den Superschurken, der bereits in "From Russia with Love" und "Thunderball" aus dem Hintergrund mit beispielloser Grausamkeit agierte. Vermutlich wurde gerade deswegen sein Gesicht mit einer riesigen Narbe verunstaltet. Zugute halten möchte ich, dass gerade seine körperliche Unauffälligkeit in Verbindung mit seiner ruhigen und bedächtigen Stimme die kaltblütige Überlegenheit eines, jeglicher Empathie entbehrenden, Psychopathen recht gut vermitteln. Dennoch kommt er nicht annähernd an Telly Savallas wesentlich diabolischer aussehenden Blofeld in "On Her Majestys Secret Service" heran.
Sein blonder Leibwächter Hans, gespielt von Ronald Rich, der aussieht wie ein "arischer Riese", bringt dagegen alle körperlichen Vorzüge für einen furchterregenden Handlanger mit, lässt aber schwere schauspielerische Defizite erkennen. Er ist praktisch "lediglich anwesend", bis sein Zweikampf mit Bond für ihn im Piranhabecken endet. Um wieviel besser waren da doch Robert Shaw und Harold Sakata.
Bondgirls:Tsai Chin (geb.1936), Akiko Wakabayashi (geb.1941) und Mie Hama (geb.1943) sind drei Bondgirls, die man schnell wieder vergisst. Trotzdem gibt's hier die vollen Punkte für die ungewohnt rothaarig und ungewohnt böse daherkommende Karin Dor, die den gefesselten Bond verführen darf und deren Lebensweg ebenfalls in Blofelds Piranhabecken endet.
Schauplätze:Gedreht wurde in Grossbritannien, Japan und Norwegen. Die (leider viel zu kurzen) Unterwasserszenen wurden auf den Bahamas aufgenommen. Nachdem ich vom hervorragenden Aqua-Bond "Thunderball" mehr als verwöhnt worden bin, habe ich, wie oben schon erwähnt, mit der Weltraum-Atmosphäre ziemlich zu kämpfen. Allerdings wurden auch wunderschöne asiatische (teilweise in Norwegen aufgenommene) Wälder, Gärten und Meer-Aufnahmen eingebracht. Die Atmosphäre im Vulkan, wo das Finale stattfindet, ist widerum sehr steril.
Gadgets:Das mittlerweile voll etablierte Bond-Spielzeug hat auch hier wieder einiges zu bieten. Besonders erwähnenswert ist "Little Nelly", ein kleiner, aber schwer bewaffneter, Ein-Mann-Hubschrauber, der auseinandergebaut in ein paar Koffern Platz hat. Bond geht damit aus einem Luftgefecht gegen mehrere große Hubschrauber als Sieger hervor. Ein weiteres Highlight ist die "Schießende Zigerette", die wie ein normaler Glimmstengel aussieht, aber ein Projektil abfeuert, sobald sie angezündet wird. Auch zaubert Bond Saugnäpfe hervor, mit denen er glatte Wände entlang klettern kann.
Weiters möchte ich noch den mit einem Riesenmagnet bestückten Hubschrauber erwähnen, der einen Wagen, welcher Bond und Aki verfolgt, im wahrsten Sinne des Wortes "aus dem Verkehr zieht" und im Meer entsorgt. Auch die elektronische Safeknack-Hilfe möchte ich nicht unter den Tisch fallen lassen.
Titellied:Das von Nancy Sinatra wunderschön gesungene "You Only Live Twice" ist für mich der beste Song der gesamten Bond-Reihe und steht damit in meiner Gunst höher, als der Film selbst. Die auch während des Films immer wiederkehrende Melodie wertet den Charme der mit gewissen Schwächen kämpfenden Produktion geschickt auf.
Wortwitz:Tanaka: "Japanese men all have beautiful bare skin." Darauf Bond:"Japanese proverb say, bird never make nest in bare tree."
Aki zu Bond: "I think I will enjoy very much serving under you."
Helga Brandt zu Bond gewandt, nachdem Osato ihn auf die Gefahren des Rauchens aufmerksam macht: "Mr.Osato believes in a healthy chest".
Bond über Funk, nach seinem erfolgreichen Luftgefecht: "Four big-shots made improper advances. But "Little Nelly" defended her honour with great success".
Tanaka über die "schießende Zigarette": " It can save your life, this cigarette. Darauf Bond: "You sound like a commercial".
Blofeld zu Bond: "They told me you were assassinated in Hongkong". Bond: "Yes, this is my second life". Blofeld: "You only live twice, Mr.Bond".
Blofeld: "Give him his cigarettes. It won't be the nicotine that kills you, Mr.Bond".
Bond, nachdem er Hans in's Piranhabecken wirft: "Bon Appetit".
Weitere Anmerkungen:Bonds Verwandlung in einen Japaner wirkt unecht und lächerlich.
Seinen zweiten Auftritt in einer Nebenrolle hat hier nach "Goldfinger" der als Cato aus den Inspector Closeau-Filmen bekannte Burt Kwouk (geb.1930), auch diesmal wieder als Böser.
Bonds Kontaktmann Henderson wird von Charles Gray (1928-2000) gespielt, der 1971 in Diamantenfieber als Blofeld zu sehen ist.
Das Drehbuch wurde von Roald Dahl (1916-1990) geschrieben, der selbst einmal britischer Agent war. Bekannt wurde übrigens in den 80er-Jahren im Zusammenhang mit ihm die Serie "Unglaubliche Geschichten von Roald Dahl", die ich selbst gerne sah.
Das Finale ist eine wesentlich aufwendigere und härtere Version von jenem in "Dr.No".
"You Only Live Twice, and twice is the only way to live", wie der Streifen 1967 recht philosophisch beworben wurde, ist inflationsbereinigt der fünftgrösste finanzielle Erfolg der Reihe und hat damit einen Stellenwert, den ich selbst ihm nicht geben würde.
Fazit:Ein Bond-Film, der sich auf einem Terrain bewegt, dem ich leider nicht sosehr zugeneigt bin, wie dem seiner Vorgängern und damit für mich der schwächste Beitrag der 60er-Jahre. Dennoch strahlt er den Charme seiner Zeit aus, was ihn im Gesamt-Oevre trotzdem noch über den Durchschnitt hebt. Recht wacklige 4 von 5 Punkten