Das Gespenst vom SchloßhotelLabel: Europa
Jahr: 1976
Regie: Heikedine Körting
Manuskript: H. G. Francis
Ulla (
Reinhilt Schneider) und Benno (
Andreas von der Meden), ein junges Ehepaar, geraten bei ihrer nächtlichen Autofahrt in ein heraufziehendes Unwetter und müssen unfreiwillig bei einem abgelegenen Schlosshotel Halt machen. Der brummige alte Hausverwalter Wagner (
Ernst von Klipstein) will sie zunächst nicht einlassen, weil das Hotel geschlossen sei. Doch nach einigem Bitten lässt er sich schließlich doch überreden, den beiden ein Nachtquartier zu geben …
Als Ulla kurz darauf allein in der Eingangshalle ist, kommt plötzlich eine durchsichtige, unheimliche Gestalt auf sie zu, versucht sie zu berühren und ruft ihr den Namen „Linda!“ entgegen. Ulla ist zu Tode erschrocken – doch die Erscheinung verschwindet in der Sekunde, als Benno dazukommt. Der glaubt seiner Frau natürlich kein Wort und denkt, sie habe sich alles nur eingebildet ...
Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das unheimliche Gespenst vom Schlosshotel aufgetaucht ist. Ulla, Benno und auch die später hinzukommende Frau Benthien (
Marianne Kehlau – damals übrigens im wahren Leben mit Ernst v. Klipstein verheiratet) werden mit einem nervenauftreibenden Abenteuer konfrontiert, das nicht alle von ihnen überleben werden …
Soweit mir bekannt, handelt es sich hier um das allererste Horrorhörspiel aus der Feder von
H. G. Francis, das jemals auf LP/MC veröffentlicht wurde. Und der Meister zeigte hier sofort, was er konnte. Der Hörer (vor allem der heranwachsende
) wird hier von einer gruseligen Spannung erfasst, die ihn bis zur letzten Sekunde nicht mehr loslässt. Dass es keinen Erzähler gibt, macht das Ganze noch dramatischer und "echter".
Natürlich tragen auch die Leistungen der Sprecher/innen und die Regie von Heikedine Körting inklusive geschickt eingesetzter Geräuscheffekte und Musik zur Qualität entscheidend bei. Vor allem Reinhilt Schneider vollbrachte hier für mich eine ihrer besten Sprecherleistungen ever.
Wenn ich mich recht entsinne, bekam ich dieses Hörspiel auf Platte geschenkt, als ich ca. acht oder neun war. Und ich war sofort begeistert und habe es rauf- und runtergehört. Auch das Cover fand ich sehr atmosphärisch.
Das Hörspiel wurde 5 Jahre später, 1981, als Folge 4 der EUROPA-Gruselserie unter dem Titel „Das Schloss des Grauens“ neu veröffentlicht. Das ändert aber natürlich nichts daran, dass es
ursprünglich ein Einzelhörspiel war. Ich habe die Neuveröffentlichung nie gehört, jedoch soll dort zum Teil andere Musik verwendet worden sein – und ein Satz von Ulla am Schluss soll sogar weggeschnitten worden sein. Daher sollte man sich lieber die Originalversion zulegen, auch wenn sie heutzutage nur noch schwer erhältlich ist. Auch das Cover sieht im Original (siehe oben) einfach besser aus als in Neon-Rot.
Am Schluss noch ein
Trivia: Als Ulla und Benno zu Beginn des Hörspiels vor dem Schlosshotel halten, hört man die passende Geräuschuntermalung aus dem EUROPA-Archiv, wie sie damals auch in unzähligen, anderen Hörspielen verwendet wurde: Der Fahrer bremst ab, tritt aber, bevor er den Motor abstellt, im Leerlauf noch einmal kurz auf’s Gaspedal und lässt dadurch den Motor noch einmal kurz aufbrummen. Früher fiel mir das nie auf, aber heute weiß ich, dass damals fast alle (!!!) Autofahrer diesen Blödsinn gemacht haben, in der irrigen Annahme, das sei aus irgendwelchen Gründen gut für das Auto. Und das Mitte der 70er Jahre, als wegen der Ölkrise die Benzinpreise so hoch waren!