Nachdem auf den recht gelungenen „Casino Royale“ der enttäuschende „Ein Quantum Trost“ folgte, wusste ich anfangs nicht so recht, was ich mir von diesem Streifen erwarten sollte. Zu meiner großen Freude bekam ich dann wieder einen „richtigen“ Bond präsentiert, der einen anständigen Plot, gelungene Schauplätze und geeignete Schauspieler beinhaltet. Besonders gut gefällt mir übrigens die Szene, in der einer der Schurken von einer Echse geschnappt und in ihre Höhle gezerrt wird. Sehr reizvoll finde ich auch, wie die altbekannten Figuren rund um James Bond im „Daniel-Craig-Universum“ neu definiert werden. Die nach ihrem Lapsus mit dem Fehlschuss in den Innendienst abkommandierte Agentin Eve wird am Ende als Miss Moneypenny zu erkennen gegeben. Wir lernen ein sehr jugendliches Computergenie als Q kennen, der sich, auf etwas andere Art als in den alten Klassikern, ebenfalls seine Sticheleien mit Bond liefert. Ms Nachfolger nach deren Tod ist wieder einmal männlich und wird von Ralph Fiennes gespielt. Er passt übrigens sehr gut in die Rolle, und ich freue mich, ihn wieder zu sehen. Allerdings wäre es reizvoll gewesen, den von Albert Finney gespielten urigen alten Kincade im Originalton mit einem breiten schottischen Akzent sprechen zu lassen.
Auffallend ist auch das innig dargestellte Verhältnis Bonds zu der von Judy Dench gespielten M, nach deren Tod ihm sogar die Tränen kommen.
Plot:Phantasievoll, spannend und rasant, ohne in eine völlig geistlose Materialschlacht zu verfallen. Der von „Quantum“ eingeschlagene Weg wurde gottlob nicht weiterverfolgt.
Bösewicht:Javier Bardem fügt sich nahtlos in die Riege der markanten Bond- Schurken ein. Seine Intelligenz, sein Zynismus und die durch eine Prothese verdeckte Entstellung prägen wieder einmal eine Figur mit besonderen Charakteristika, die im Gedächtnis hängen bleibt.
Bondgirl:Berenice Marlohe wirkt elegant und attraktiv, hat allerdings keine allzu lange Lebensspanne in diesem Film. In den Daniel Craig-Streifen ist Bonds Frauenverschleiß übrigens etwas gemäßigter als in vielen der älteren Filme.
Gadgets:Und wieder einmal durfte der aus „Goldfinger“ und „Feuerball“ bekannte Aston Martin, Bj.1964, aus dem Museum zum Einsatz kommen. Diesmal wurden sogar die vorne eingebauten Maschinengewehre wieder verwendet, ganz wie bei Goldfinger. Ferner kommt eine Pistole vor, die ausschließlich auf Bonds Hand abgestimmt ist und nur von ihm abgefeuert werden kann, was seinen Gegner in Verlegenheit bringt, als er diese in die Finger bekommt. Den Rest macht die Echse.
Schauplätze:Gedreht wurde in Großbritannien und der Türkei. Istanbul sollte ja die Lieblingsstadt von Ian Flemming gewesen sein und ist auch schon in "Liebesgrüsse aus Moskau"sehr schön verwertet worden. Die China-Szenen wurden allerdings nicht in China selbst gedreht.
Besonders gut gefällt mir, dass Bonds Wurzeln im schottischen Hochland aufgegriffen wurden, was bisher noch in keinem Film der Reihe der Fall war. Die düstere, aber wildromantische, Gegend ist wirklich sehr gut eingefangen, obwohl die Schottland-Szenen hauptsächlich im südenglischen Surrey gedreht wurden. Die Nachtaufnahmen könnten fast einen Gruselfilm entstammen.
Titelsong:Auch hier handelt es sich wieder nur um eine typische eingängige Bond-Ballade. Das von Adele gesungene Lied „This ist the End“ passt gut zum Film und die Titelsequenz zeigt neben Elementen aus der Handlung (Ikonographie) auch Bilder, die durch Nahtoderfahrungen inspiriert wurden, was sehr attraktiv gestaltet ist.
Fazit:Durchaus gelungener Jubiläums- Bond zum 50er, der frisches Blut in die Reihe pumpt, ohne auf die liebgewonnenen Klischees zu verzichten. All das lässt mit freudiger Erwartung auf „Spectre“ blicken und hoffen, dass "Quantum" nur ein Ausrutscher war. 4,5 von 5 Punkte