Sehr schade, dass es keinen großen detaillierten Bereich zu dieser Filmreihe gibt, also fasse ich mal so zusammen: Die letzten 4 folgen noch, sobald ich sie mir aufgefrischt habe.
01. Der Hund von BaskervilleMeine Wertung: 5 von 5 Punkten
Ein sagenumwobener Hund trieb einst sein Unwesen in den gefährlichen Mooren von Dartmoor. Als Sir Charles, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, entsinnt man sich wieder der alten Legende. Der Arzt Dr. Mortimer, der anscheinend etwas zu verbergen hat, bittet den Detektiv Sherlock Holmes um Hilfe, den Erben Sir Henry Baskerville zu beschützen. Doch dieser lässt sich höchstens zu einem müden Lächeln hinreißen und fährt frohen Mutes ins Moor. Dort lernt er die hübsche Beryl Stapleton kennen – nur eine von vielen Personen, die in Verbindung stehen zu den Vorfällen in jener verhängnisvollen Nacht. Sherlock Holmes muss herausfinden, was es mit dem blutrünstigen Monstertier auf sich hat – und riskiert dabei nicht nur sein eigenes Leben.
Diesem Film kann man zuallererst schon einmal ein ganz besonderes Zeugnis ausstellen, handelt es sich doch trotz seines beträchtlichen Alters (inzwischen immerhin 68 Jahre!) immernoch um die bekannteste und wahrscheinlich auch allgemein beliebteste Adaption des Sherlock-Holmes-Klassikers "Der Hund von Baskerville".
Der Vorwurf, Basil-Rathbone-Holmes-Verfilmungen seien nicht authentisch, kann allein schon von diesem einen Film entkräftet werden, der sowohl
1. eine relativ große Originaltreue bewahrt und der Vorlage weitgehend folgt als auch
2. als erste (!) Sherlock-Holmes-Verfilmung NICHT zeitlich aktualisiert wurde, sondern in der echten viktorianischen Zeit spielt, in der auch der Roman angelegt ist.
Wenn ich oben schrieb, dass der Film origianlgetreu ist, so bedeutet das natürlich nicht, dass er dem Original sklavisch folgt, sondern dass er mit einigen für damalige Hollywoodfilme typischen Abänderungen versehen ist, so etwa das Liebespaar oder der "lustige" Watson. Hierbei muss aber ganz klar hervorgehoben werden, dass besonders im Hund, wo Watson ja einen großen Teil des Films trägt, der "Assistent" sich gar nicht so dumm anstellt. Man höre dazu auch den Audiokommentar auf der bezüglichen Disk.
Die Schauplätze lassen ebenfalls nichts zu wünschen übrig: Ein unheimliches Schloss, eine luxoriöse Baker Street und natürlich das weitläufige Studio-Moor, das für mich immernoch das Moor aller Moore ist!
02. Die Abenteuer des Sherlock HolmesMeine Wertung: 4 von 5 Punkten
Sherlock Holmes' erbitterter Gegner, der Archäologe Professor Moriarty, will die Karriere des Meisterdetektivs ruinieren. Er plant das größte und aufsehenerregendste Verbrechen des Jahrhunderts - und will die Neugier Holmes' währenddessen auf ein anderes Problem lenken. Ein Zettel mit einem Toten und einem Albatros soll dessen Fantasie beflügeln. Spätestens als im Zusammenhang mit dieser seltsamen Botschaft ein brutaler Mord geschieht, hat Sherlock Holmes den ersten Fall bereits vergessen. Mit fatalen Folgen, wie sich herausstellt – denn der sinistre Professor hat es auf nichts anderes abgesehen, als die britischen Kronjuwelen im Tower von London...
Diese Verfilmung basiert als einzige der Reihe nicht auf einem Holmes-Roman oder einer -Kurzgeschichte, sondern auf einem Theaterstück von William Gilette. Nichtsdestotrotz halten viele diesen für den besten Rathbone-Holmes-Film, eine Meinung, die ich leider nicht teilen kann, wenngleich der Film viele nette Momente enthält. Da wäre zunächst natürlich der meisterhafte Gesangsauftritt von Basil Rathbone, der die wahrscheinlich beste Verkleidung und den unterhaltsamsten Holmes der ganzen Serie zeigt. Auch einige Momente mit Watson (die umfallende Kutsche und die sich anschließende Verhaftung; der "Tote" auf der Straße; die berühmte "Lilienteich"-Szene) sind köstlich, darüber hinaus auch George Zucco als Professor Moriarty mit seiner "wunderbaren roten Anthurie!"...
Doch die Handlung reißt mich nicht vom Hocker, schon die Morde an der Familie sind schlecht konstruiert und werden am Schluss nicht richtig aufgeklärt. Der Polizist, der sie klären soll, tritt ja auch nur in einer Szene auf und obendrein ist es "nur" ein Vorgänger des "echten Lestrade" Dennis Hoey, wie ich ihn abgöttisch liebe...
Auch hier ein echt-viktorianischer Film. Und der zweite und letzte der 20th-Century-Fox-Ära, die die Holmes-Serie aufgrund des 2. Weltkriegs einstellte und schließlich an Universal weiterleitete.
03. Die Stimme des TerrorsMeine Wertung: 4 von 5 Punkten
Die blutigen Anschläge der Nazis auf Großbritannien im Zweiten Weltkrieg machen dem Empire schwer zu schaffen. Man beschließt, den größten Detektiv aller Zeiten, Sherlock Holmes, gegen die Massenmörder kämpfen zu lassen. Er begibt sich auf die Jagd nach der "Stimme des Terrors", einer Radiosendung der Deutschen, die schwerste Unglücke und Verbrechen voraussagt. Die Spur führt nach Limehouse, in eine Spelunke, in der sich die junge Kitty aufhält. Sie soll als Spitzel in den Diensten des Vereinigten Königreichs gegen die Nazis arbeiten. Bei ihrer Arbeit gerät sie jedoch in ernsthafte Gefahren – in die Hände des NS-Verbrechers Meade...
Mit der Übernahme der Holmes-Serie durch Universal bürgerte sich nicht nur die kürzere Laufzeit der Filme und eine neue Frisur von Basil Rathbone ein, sondern auch die Thematisierung des aktuellen Weltgeschehens. Sherlock Holmes kämpft nun gegen die Nazis - dies wird durch folgende Tafel zu Beginn des Films erklärt: "Sherlock Holmes, the immortal character of fiction created by Sir Arthur Conan Doyle, is ageless, invincible and unchanging. In solving significant problems of the present day he remains - as ever - the supreme master of deductive reasoning."
Und noch einmal wird diese Veränderung offen aufgegriffen (eine, wie ich finde, sehr schöne Idee!): Holmes will seinen Deerstalker greifen, als er mit Watson aufbricht, doch sein Assistent ermahnt ihn: "Holmes, Sie haben es versprochen!" Holmes legt daraufhin den Deerstalker zurück und nimmt einen "modernen" Hut.
Die Propaganda, die den Film im Endeffekt trägt, ist zwar nicht Holmes-typisch (das sollte sie auch nicht werden), doch sie bereichert den Film, der als (leider nicht einmaliges, sondern somit) dreimaliges Zeitdokument vorliegt. Wie ich bereits einmal schrieb: Der Reiz der Rathbone-Serie in diesem Abschnitt des Schaffens ist nicht die Treue zum Originalstoff - ein überhaupt für den Großteil der Filme nicht wichtiger Faktor - sondern das Aufgreifen und Aufarbeiten zeitgenössischer Themen und Probleme. Heute skurile Zeitdokumente, bewegten die Filme seinerzeit tausende von britischen und amerikanischen Bürgern, zu ihrem Land, ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft zu stehen und Unterhaltung und Politik miteinander verschmelzen zu sehen.
04. Die GeheimwaffeMeine Wertung: 4 von 5 Punkten
In der Schweiz hat der berühmte Dr. Tobel eine Geheimwaffe entwickelt, die sowohl für Großbritannien als auch für Deutschland die Entscheidung im Zweiten Weltkrieg sein könnte. Mithilfe eines Tricks kann Detektiv Sherlock Holmes die Waffe und ihren Erfinder nach London schmuggeln. Doch schon bald verschwindet Dr. Tobel spurlos – die Geheimwaffe hat er in vier Teile zerlegt, die einzeln völlig unbrauchbar sind. Nur einen Code hat er zurückgelassen, doch Holmes und Watson kommen hinter das Geheimnis. Ein Geheimnis, das das Land vor dem Untergang bewahrt. Hinter allem Bösen scheint jedoch ein einziger, teuflischer Mann zu stehen. Sherlock Holmes stößt bald auf einen wohlbekannten Namen.
Auch hier ist der Krieg allgegenwärtig, doch irgendwie stellte man es dezenter an und gab Holmes mehr zu "ermitteln und deduzieren". So wirkt die "Geheimwaffe", die sich der Holmes-Geschichte "The Dancing Men" bedient, weit weniger "fremd", zumal auch hier der Humor nicht zu kurz kommt. Dafür sorgt unter anderem das Debut des tollen Inspektor Lestrade, gespielt von Dennis Hoey. Die "Szene mit der Kiste", in der er und Watson Holmes' Leben retten, animiert einfach nur zum Schmunzeln...
Die Rolle des Professor Moriarty wird hier ein zweites Mal eingesetzt, obwohl der bereits in Film Nr. 2 das Zeitliche segnen musste. Dafür wird er hier auch von einem anderen Darsteller verkörpert, nämlich von Lionel Atwill, der im "Hund" den Dr. Mortimer spielte. Auch er verleiht dem Professor die nötige Düsternis und die "schlangenartigen" Augen kommen bei ihm noch besser zum Tragen.
05. Verhängnisvolle ReiseMeine Wertung: 3 von 5 Punkten
Dieser Film spielt in einer anderen Welt. Es ist nicht das alte, neblige London, sondern das helle und moderne Washington. An der Situation des Krieges ändert das nichts. Sie ist nach wie vor Thema des Films, wenngleich sie nun noch stärker abgeschwächt wurde als in dem Vorgänger-Streifen.
Die Idee mit dem Mikrofilm ist nicht schlecht und die "Beobachtung", wie der gesuchte Gegenstand unbemerkt von Hand zu Hand geht, kann beeindrucken.
Ich möchte anmerken, dass dies mein erster Rathbone-Holmes-Film war - und beim ersten Sehen fand ich ihn noch nicht einmal soooo toll. Ich habe gesagt, er sei zu geradlinig. Holmes fand eine Spur (den Teppich) und verfolgte sie und kam sofort ans Ziel. Die Jagd nach den Gangstern ist mir nach wie vor in diesem Film zu simpel gestrickt. Man nimmt ihnen nicht ab, dass sie Profis sind - sie wirken nicht so bedrohlich wie in anderen Fällen.
Zwei Szenen haben mich jedoch schon immer in diesem Film mehr als beeindruckt: Die Szene im Zug mit den Gesprächen, dem "Stromausfall" und der Entführung - und die (fast)-Schlussszene, als Holmes den Brief vor den Augen des Verbrechers verbrennt.
Insgesamt ein eher durchschnittlicher Holmes-Film. Keine markanten Gastdarstellerleistungen.
06. Gespenster im SchlossMeine Wertung: 4 von 5 Punkten
Eine, wie ich finde, schöne Adaption der Geschichte "The Musgrave Ritual"; doch diese Version rangiert bei mir leider nur auf Platz 2 hinter der Fassung mit Jeremy Brett.
Sie punktet mit viel Humor (Watson und Lestrade), den angesprochenen schönen Schauplätzen, der wirkungsvollen Einbringung des "Schachspiels", die ebenso spannend wirkt wie die "Schatzsuche" der Brett-Version (dort allerdings mit noch raffinierterer Kameraführung - Jeremy Brett schwebt über das Wasser... Aber ich schweife ab!). In der Szene, in der die junge Sally das Ritual vorlesen muss, wurden alle Grusel-Register gezückt, inklusive eines beeindruckenden Special-Effect. Auch die Darstellung des Butlers in ihrer völlig anderen Art und Weise im Vergleich zur Geschichte halte ich für positiv und wirklich gelungen. Lob an den Darsteller.
Doch es reicht nicht ganz für eine 5-Sterne-Bewertung. Und ich kann nicht genau sagen, warum - aber es gibt einfach NOCH bessere Filme in der Rathbone-Reihe. Daher eigentlich 4,5 Punkte, aber glatt (siehe oben)
07. Das SpinnennestMeine Wertung: 4 von 5 Punkten
"Das Spinnennest" beginnt mit einer wunderbaren Eingangssequenz (den Selbstmorden und den Zeitungsschlagzeilen), die sofort fesselt und den geneigten Zuschauer in den Bann zieht. Doch damit nicht genug: Innerhalb der ersten paar Minuten des Films stirbt auch noch Sherlock Holmes. Was zu viel ist, ist zu viel. Begann alles noch spannend, so folgt nun eine Reizüberflutung: Tod (Trauer), Watson und Lestrade (Humor), Briefträger (Verspottung >>> Watsons Ärger), "Auferstehung" (Freude). Alles zusammen bedeutet dann einfach nur Verwirrung.
Und es geht weiter mit der Meckerei: Die (Selbst)-Morde werden bereits im ersten Drittel des Films aufgeklärt, auch die Identität des Mörders (oder besser, der Mörderin) ist ersichtlich. Die Spannung schöpft nun einzig und allein aus der Frage: Wird Holmes sie fassen? Natürlich wird er! Also, mal sehen, was das Kuriositätenkabinett noch zu bieten hat außer Spannung...
1. Humor: Watson, der Holmes in einer Verkleidung vermutet und seinem Besucher "an die Haut geht". Einfach nur köstlich! Weitere tolle Witze.
2. Holmes-Mörder-Spiel: Ähnlich einem Professor Moriarty liefer sich die Spinnenfrau einige hochinteressante "Duelle" mit Sherlock Holmes, die mich auch irgendwie an Columbo erinnern. Hat Columbo da geklaut? Auf jeden Fall sind sie unterhaltsam und dem Film in seiner Gesamtheit äußerst zuträglich.
3. Der Rummelplatz: Eine gelungene Location für den Abschluss des Films, vielleicht sogar eine der gelungensten Szenen der ganzen Serie. Für die deutsche Erstsynchronisation bis zum Erliegen zerstückelt, wird sie auf der DVD endlich in voller "Schönheit" und mit der "Kreatur" und Hitler präsentiert.
Alles in allem ist dieser Film für einen Kriminalfilm eher durchschnittlich, bietet aber aufgrund seiner detailreichen und amüsant-unterhaltsamen Inszenierung viel Spaß auch nach dem fünften oder sechsten Sehen.
08. Die KralleMeine Wertung: 5 von 5 Punkten
Der Film nimmt sicherlich eine herausragende Position innerhalb der Reihe ein, da er so düster und unheimlich ist wie kein anderer. Er stützt sich auf effektive Horrorelemente wie das leuchtende, durch das Moor Kanadas huschende "Gespenst", die Schafe mit der durchgeschnittenen Kehle und natürlich auch die Mordwaffe, eine Gartenharke. Entsprechend kühl agiert Rathbone und entsprechen auflockernd muss Watson wieder einige Kalauer zum Besten geben, was vor allem dem Wirtsraum der Schenke in "La Morte Rouge" einen heimeligeren Anstrich verleiht, als es ohne ihn der Fall gewesen wäre. Die Nebendarsteller geben großartige Leistungen ab, allen voran Gerald Hamer als "schusseliger Briefträger" Potts und Victoria Horne, die eigentlich eine Komödiantin war, als angsteinflößendes Dienstmädchen Nora. Großes Lob für diesen gelungenen, schauerlichen Rathbone-Film!
09. Die Perle der BorgiaMeine Wertung: 5 von 5 Punkten
Mein absoluter Lieblingsfilm der Rathbone-Reihe ist eine mehr als gelungene Umsetzung der Doyle-Kurzgeschichte "The Six Napoleons" - an sich schon eine wunderbare Erzählung, die aber hier durch typische Krimielemente wie die mysteriöse Mordserie, das geisteskranke Ungetüm "Hoxton, der Furchtbare" und den "Moriarty-Verschnitt" Giles Conover noch zusätzlich aufgewertet wird. Evelyn Ankers, bereits bekannt aus "Sherlock Holmes and the Voice of Terror", sowie Miles Mander als Gangster-Duo sind wieder einmal außerordentlich gut besetzt. Der Film ist ebenfalls unheimlich (zumindest hatte ich früher immer eine Mordsangst vor diesem Hoxton), wird aber durch Dennis Hoeys köstlichen Inspektor Lestrade und dessen noch begriffsstutzigeren Gehilfen (die Szene mit dem Geschirr!) angenehm entschärft...
10. Das Haus des SchreckensMeine Wertung: 4 von 5 Punkten
"Das Haus des Schreckens" bildet gewissermaßen den Schlusspunkt der Hochphase der Rathbone-Filme. Noch einmal wird alles aufgefahren, was lieb und teuer ist und die Geschichte in bester Christie-Manier, in der die Bewohner eines abgelegenen Schlosses nacheinander ermordet werden, ist auch nicht schlecht, wenngleich nicht so raffiniert wie die der Vorgänger. Wieder darf Inspektor Lestrade auftreten und sich neben Holmes und Watson, die ihm natürlich immer voraus sind, zum Deppen machen. Freue ich mich zwar immer, wenn ein Film "temporeich" ist, so ist es hier ein schier unglaubliches Tempo, das vorgelegt wird, und im Mittelteil des Films glaubt man, man täte besser daran, sich den Streifen in Zeitlupe anzusehen. Alles in allem also ein hochrasanter Krimispaß, der aber nicht ganz so denkwürdig ist wie seine beiden Vorgängerstreifen.