Erstaunlicherweise hatte das ZDF sämtliche 52 Folgen der Serie eingekauft (bis auf den mehrere Jahre später entstandenen Fernsehfilm
Maigret at bay) und von Anfang 1965 bis Anfang 1966 wöchentlich im Samstagabendprogramm ausgestrahlt. Einige Folgen wurden 1967 / 68 samstags im Nachmittagsprogramm wiederholt. Danach war die Serie nie mehr im TV zu sehen, so dass man schon ungefähr 60 Jahre alt sein muss, um eigene Erinnerungen an die Serie zu haben.
Von allen Maigret-Verfilmungen finde ich diese mit
Rupert Davies mit Abstand am besten. Es gibt zwar viele Studio-Aufnahmen, aber die BBC hat seinerzeit sicherlich einiges Geld ausgegeben für zahlreiche Außenaufnahmen, die sehr stimmungvoll die Atmosphäre von Paris in den frühen 60er Jahren widerspiegelt, ähnlich wie in der französischen Mysterie-Serie
Belphegor. Eindrucksvoll finde ich immer, wenn Maigrets Citroen-Limousine vorfährt, bei der die Türen nach hinten aufgehen.
Die mäßige Bildqualität und die bei schnellen Bewegungen oft verwischten Aufnahmen erwecken einen etwas musealen Eindruck, passen aber gut zu der Gesamt-Stimmung.
Mir gefällt die Art, wie Davies Maigret darstellt: Gelassen, beobachtend, nachdenklich, mal ruppig, mal menschlich, sich von "Autoritäten" nicht beeindrucken lassend und unbeirt seinen Weg gehend, bis er den Fall gelöst hat. Sehr harmonisch ist das Zusammenspiel mit seinem Mitarbeiter Lucas (
Ewen Solon) und man hat das Gefühl, die beiden sind ein perfektes Team.
Alle Folgen bis auf
Maigret und der Sonntagsmörder beruhen auf den Romanen von Georges Simenon und sind an diese dicht angelehnt. Simenon soll von Davies' Darstellung seines Romanhelden sehr angetan gewesen sein.