Die von Anfang an durchschaubare, aber spannend und mit Fingerspitzengefühl inszenierte Episode findet einen sehr ausgewogenen Mittelweg zwischen der Schwerpunktsetzung auf den Aktivitäten der überraschten und zum Handeln gezwungenen Verbrecher und der Polizei. Letzterer verleiht ein Doppelgespann sympathische Gesichter, das man bereits aus anderen Filmen der Reihe kennt (Bernard Archard aus „Clue of the New Pin“ und Clifford Earl aus „Attempt to Kill“), das aber erst in dieser Zusammensetzung volle Überzeugungskraft entwickelt. Es gelingt Archard und Earl sogar, aus den recht langen Befragungsszenen im Scotland-Yard-Büro das Beste zu machen, wobei hier auch die Arbeit des Set-Gestalters gelobt werden muss, der das alte Yard-Gebäude am Victoria Embankment besonders authentisch nachbaute und sogar den Blick auf das gegenüberliegende Themseufer, wo heute das London Eye steht, nicht vergaß.
Zu nicht unwesentlichen Teilen lebt dieser Krimi vom Kontrast zwischen Arm und Reich, zwischen nüchternen Büros, schicken Privatwohnungen und einer slumartigen Hinterhofwerkstatt am Bahnviadukt. Dazu tragen auch die verschiedenen Eisenbahnreferenzen bei, die die Episode gen Ende noch einmal auflockern: Nicht nur wird der Köder für die Geldfälscher am U-Bahnhof Baron’s Court (der im Gegensatz zum benachbarten Earls Court nur mit Apostroph richtig benannt ist) ausgelegt, auch findet der Hauptverbrecher nach einem routinierten Schusswechsel sein Ende pflichtschuldig auf einer Rangieranlage. Trotzdem fehlt „Man Detained“ der nötige Hauch Frische; man hat diesmal das Gefühl, als seien die Schauplätze tatsächlich nur zweite Wahl.
In den Gastrollen überzeugen Paul Stassino als kalter Gangster (die Bildbeschriftung im Wallace-Lexikon stimmt hier übrigens nicht: abgebildet ist Victor Platt anstelle des angeführten Stassino), Patrick Jordan als nervöse Verbrechervisage und Elvi Hale, die eine handfeste, intelligente Sekretärin spielt, die sich in ihrer Anstellung trotz harschen Umgangstons das eigenständige Denken nicht verbieten lässt. Damit liegt natürlich auf der Hand, wer den Fälschern am Ende besonders lästig fällt und aus der Quere geschafft werden muss ...
Obwohl – oder gerade weil – alles in den von der Serie gewohnten Bahnen abläuft, ist es ein wenig verwunderlich, dass die von genereller Abneigung gegen die „Edgar Wallace Mysteries“ geprägte Fachzeitschrift Monthly Film Bulletin für „Man Detained“ erstaunlich freundliche Worte fand und die Produktion als „straffe und impulsive Bereicherung“ bewertete. Dementsprechend hob der wohlgestimmte Kritiker auf ein „smartes Tempo“ ab, wohingegen ich stellenweise meinte, Längen in der Inszenierung Richard Tronsons bemerkt zu haben. Das sei ihm jedoch verziehen, denn der Regisseur sollte noch genug Zeit haben, sich in die Stoffe einzuüben – er zeichnete für nicht weniger als fünf „Merton Parks“ und eine Episode der Reihe „The Mind of Mr. J.G. Reeder“ (1969) verantwortlich.
„Man Detained“ kann ins solide Mittelfeld der Serie eingereiht werden und zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass die Folge alle erwarteten Kniffe und Register einzusetzen und ansprechend miteinander zu verbinden versteht. Der Titel ist ein wenig unklar, weil der große Fisch am Ende gar nicht inhaftiert wird. Sollte hier Kleinganove Murray am Ende doch noch zu ungeahnter Ehre kommen? 4 von 5 Punkte