NOSTALGIE CRIME BOARD

Wer kennt sie nicht, die bedrückende Biografie des Fixermädchens Christiane F., das 1976 mit 14 Jahren zum erstenmal Heroin ausprobierte. Generationen von Teenagern haben das Buch gelesen und sich dabei ein Bild von der abstoßenden Berliner Drogenszene der 70er Jahre machen können. Viele gelangweilte oder frustrierte Jugendliche gerieten damals an die Nadel, die ihnen für ein paar Stunden ein wunderbares Feeling und eine Flucht aus dem grauen Alltag versprach. Doch landeten sie alle in einer schlimmen Abhängigkeit und Verwahrlosung, die nicht selten mit dem Tod endete ...

Im Spätsommer und Herbst des Jahres 1980 wurde das Buch verfilmt, an vielen Originalschauplätzen und ausschließlich mit Laiendarstellern, was ihm einen sehr authentischen Look gibt. Genau zur selben Zeit übrigens wurde in Paris "La Boum" gedreht - und zwei gegensätzlichere Filme über Jugendliche kann es wohl kaum geben.

Der Film sollte - genau wie das Buch - eine Warnung vor der Droge Heroin sein, und das ist auch gelungen. Zwar werden (im Gegensatz zum Buch) die Motive von Christiane und der anderen Teenager für das Abgleiten in die Drogenszene im Film nicht erklärt, dafür aber wird der körperliche Verfall, die schlimmen Entzugserscheinungen und die ekelhafte Situation, sich auf dem Babystrich an Freier verkaufen zu müssen, um an Geld für neuen Stoff zu kommen, sehr ergreifend in Szene gesetzt.

Ein harter und schockierender Anti-Drogen-Film, der auch heutzutage noch (wo Heroin angeblich wieder auf dem Vormarsch ist) seine Wirkung entfalten kann. Zwar sind Kleidermode, Frisuren und Musik inzwischen ganz anders, zwar sind die Teenies heute mit Smartphones unterwegs, zwar ist die Welt heute globalisiert und digitalisiert. Aber was bedeutet das schon? Die Wirkung von Heroin auf den Körper ist heute noch genau dieselbe wie damals. Und auch heute noch gibt es in den Trabantenvierteln der Großstädte unzählige Kids, die zwischen kalten grauen Häuserschluchten aufwachsen, materiell oder sozial verwahrlost sind, sich vor gewalttätigen Eltern verstecken müssen, die Schule schwänzen und keine Zukunftsaussichten haben. Sie sind eine leichte Beute für Dealer, von denen sie natürlich die ersten Portionen noch umsonst bekommen ...   

Ich bin froh, dass ich (obwohl in West-Berlin aufgewachsen) nie mit dem ganzen Drogenzeugs in Berührung gekommen bin. Denn zum Glück bin ich nicht in diesem Milieu aufgewachsen und gehörte auch nicht zur Generation der um 1960 Geborenen, die in den 70ern Teenager waren und damit zeitlich voll in diese erste große Heroinschwemme hineingeraten sind.  :(
(https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51EFA8P354L._SY445_.jpg)

#Ungültiger YouTube Link#

Den Film hatte ich mir damals 2x in der Schule angesehen und der Film wurde danach thematisiert. Ich fand ihn eigentlich ganz gut - zum anderen natürlich auch zeimlich heftige Einblicke in die menschlichen Abgründe eines Junkies und das Versuchen, dort wieder hinauszukommen.

Besitze ihn nicht auf DVD....würde ihn mir heute auch nicht mehr ansehen, obwohl er nicht schlecht war. Und sogar heute traurigerweise noch erschreckend real...

:3sterne:

Auch in den 90ern, als ich Schülerin war, wurde der Film in der Schule gezeigt. Ich denke dieses Thema ist immer aktuell.
Aber ich fand ihn damals auch ganz gut, wobei ich ihn aber heute wohl nicht nochmal gucken würde.

Oja, war Pflichtprogramm damals in der Schule. Irgendwie lief der Film dann auch im TV und dann später habe ich dann auch die DVD zuhause  gehabt. Sehr erdrückend, sehr real. Sensationell gespielt. Und ich denke, der Film hat  mit seiner harten Wirklichkeit damals auch einiges erreicht.

Muss 5 von  :5sterne: Sternen geben, da Zeitzeuge und deutsches Vermächtnis.

Habe ich auch damals in der Hauptschule gesehen. War auf VHS. 
Ein Film mit echt schockierenden Szenen. Das blödeste fand ich das es die Klasse fast nicht interessiert hat und das wir dann nicht darübergeredet haben. Drogen waren schon damals ein ernstes Thema aber diese Klasse war einfach nur schrecklich. Natja Brunckhorst war zur Dreharbeiten erst 13 Jahre alt und litt danach unter dem Medienrummel der auf sie zukam.

Ich möchte den Film nicht nochmal sehen einmal hat mir gereicht. Diese Schmerzen und dann die Drogentote das will ich nicht nochmal sehen.

In Großbritannien ist der BBFC 18 und in der USA R

Das ist wohl in jeder Klasse so gewesen, möchte ich behaupten. Dieses Verhalten ist aus heutiger Sicht aber verständlich, denn es drückt Unsicherheit und ein Peinlich berührt-sein aus. Man wusste damals nicht, wie man damit umgehen soll und wer will schon zeigen, dass er das interessant findet oder gar von der Geschichte berührt oder betroffen war? Das würde Schwäche bedeuten und das kann man sich so gar nicht in der Teenager-Zeit zwischen all den Mitschülern erlauben.


Wo du gerade VHS sagst ... ist auch gut möglich, dass ich damals die VHS hatte. Jetzt haben wir hier die DVD seit einigen Jahren stehen. Vll. haben wir uns die später zugelegt, als die VHS-Zeit vorüber war. // edit: das Buch habe ich auch, richtig. Alt und zerfleddert, aber es lebt. Irgendwo im Keller...

Wir haben den Film auch mal im Fach Deutsch gesehen - aber ich glaube, eher auf Wunsch der Mehrheit der Schüler aus meiner Klasse (von denen einige ihn schon kannten) als der Lehrerin, die von den Qualitäten des Films nicht allzu sehr überzeugt war. Vielleicht wollten einige auch nur die Sex- oder Ekelszenen nochmal sehen (?)


Das habe ich auch mal gelesen. Damit bleibt der Film dort denjenigen Altersgruppen vorenthalten, an die er sich doch gerade richtet!  :mist: 
Andererseits soll es aber auch Jugendliche gegeben haben, bei denen der Film das Gegenteil auslöste: Eine Faszination vom Milieu und die Abenteuerlust, es doch auch mal auszuprobieren. Da stellt sich in der Tat die Frage, wie man mit dem Film umgehen soll.  :nixweiss:

@Crockett
Nun in Großbritannien und in der USA haben sie ihn damals nur stark gekürzt auf alte VHS veröffentlicht auf Grund von jugendgefährdend Szenen.

Letztes (oder vorletztes) Jahr war sie bei "Markus Lanz" zu Gast. Geplant war eigentlich, dass sie dort mit der echten Christiane F. zusammen treffen sollte, die gerade den zweiten Teil ihrer Autobiografie veröffentlicht hatte. Doch die hatte kurz vorher abgesagt. Also berichtete Natja allein davon, wie es damals war. Sie war wohl wirklich sehr genervt davon, dass sie auf der Straße ständig von Fremden angesprochen wurde - manche davon hatten wohl gar nicht verstanden, dass sie die Rolle nur gespielt hatte und hielten sie für die echte Christiane. Natja ergriff dann die Flucht und zog nach England.

Ganz anders verlief das Leben von Thomas Haustein (der den Detlef gespielt hatte): Er ist heute Sozialpädagoge und in einer Suchtberatung tätig. Hier findet man ein interessantes Interview mit ihm (auf englisch): http://www.vice.com/read/detlev-lives-447-v17n6

Und gerade erst entdeckt: Ausgerechnet diesen Sommer hat die Süddeutsche Zeitung ein Wiedersehen der beiden (nach 36 Jahren!) organisiert. Hier kann man Ausschnitte vom Bericht lesen (den vollständigen gibt es leider nur gegen Bezahlung): http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/44718/
 

Interessante Infos, danke Crockett!!

Habe dem Start-Thread nun noch das DVD Cover und einen Trailer beigefügt.

Hatten den Film damals auch in der Schule gesehen. Würde heute aber max. :4sterne: geben... ;)

@Jesse: Wie konntest du den denn in der Schule gesehen haben? Der ist doch von 1980....deine Schulzeit war doch in der Steinzeit gewesen....oder? :D ;)

Die Uraufführung war sogar erst am 2. April 1981, was mich jetzt noch mehr verwirrt, da ich 1980 die Schulzeit beendet habe. :gaga: Ob ich den wohl in der Berufsschule gesehen habe? :nixweiss: