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Titel: 01. Der Einzelgänger (The Outsider) (Pilotfilm, 91 Min.,)
Beitrag von: Dan Tanna Spenser am 02. November 2019, 18:11:56
Inhalt
selbstverfasst von mir

David Ross arbeitet nachdem er für 6 Jahre wegen Todschlags im Gefängnis gesessen hatte, was eigentlich Notwehr war, als Privatdetektiv und hat sich auch einen guten Namen gemacht. Eines Tages wird er von dem Manager Marvin Bishop engagiert, um seine Buchhalterin Carol Dorfman zu überwachen, die offenbar über ihren Verhältnissen lebt und er befürchtet, dass sie Geld aus der Firma abzweigt. Ross findet schnell heraus, dass Bishop eine Affäre mit Carol hatte und er nur herausfinden will, ob sie ihm treu ist, obwohl Bishop selbst verheiratet ist. Als Carol ermordet wird, fällt der verdacht zuerst auf dem dubiosen Collin Kenniston III, mit dem sie tatsächlich eine Affäre hatte. Doch jede tiefer Ross in dem Fall hineingezogen wird, desto gefährlicher wird es für ihn und der scheinbare Routineshop wird ein Verwirrspiel aus Mord, Erpressung und ein Netz aus Lügen. Letztendlich muß Ross um sein eigenes Leben fürchten....

Deutsche Erstausstrahlung: 21.11.1970
US-Erstausstrahlung: 21.11.1967



Titel: Re: 01. Der Einzelgänger (The Outsider) (Pilotfilm, 91 Min.,)
Beitrag von: Dan Tanna Spenser am 02. November 2019, 21:39:20
Bekannte Gaststars: Hollywood-Star Edmond O'Brien (als Marvin Bishop), Shirley Knight ("Spenser") (als Peggy Leydon), Nancy Malone (als Honora Dundas), Ann Sothern (als Mrs. Kozzak), Joseph Wiseman ("James Bond jagt Dr. No", "Crime Story") (als Ernest Grimes), Ossie Davis (als Lt. Wagner), Audrey Totter (als Mrs. Bishop), Kent McCord ("Galactica 1980") (als Off. Dutton)

Die Folge begang, als der Pilotfilm eigentlich schon fast zu Ende war. Ross wurde unsanft aus einem Auto bugsiert und sprach mit Off Stimme zu den Zuschauern "Ich bin der Mann, den sie da sehen....nein, nicht den, sondern den, der gerade blutend aus dem Auto geschleift wird. Ja, das bin ich. Es interessiert Sie sicher, wie ich in diese Lage gekommen bin..... :D :D

Und so beginnt erstmal der Rückblick - auch ganz witzig mit dem ersten Satz "Spulen wir zurück, es war vor einer Woche. Da heute Dienstag ist, gehe ich mal davon aus, dass auch an einem Dienstag alles angefangen hatte" :lol:

Alles begang damit, dass Ross von dem einflussreichen Manager Marvin Bishop angeheuert wurde, seine Buchhalterin Carol zu überwachsen, die seiner Meinung nach, über ihren Verhältnissen lebt und er befürchtet, dass sie gelder von ihm abzweigt. Witzig schon der Dialog zwischen Ross und seiner Sekretärin "Sie sehen garnicht aus wie ein Buchhalter" Und Ross "Wie schön für mich, ich bin ja auch keiner!" :D

Ross findet heraus, dass Carol mit dem dubiosen Collin Kenniston III ein Verhältnis hat, über den wenig herauszufinden ist, ausser, dass er wohl ein Krimineller zu sein scheint. Doch Collin muß bemerkt haben, das er beschattet wird, denn als Ross Abends nach Hause kam, läuft er direkt in eine Drahtschlinge am Hals von ihm. Collin wollte wissen, wieso Ross ihn beschattet...doch Ross hielt still. Auch Carol war dabei und durch eine Unachtsamkeit von ihr, konnte Ross sich aus der prikären Lage befreien und entkommen. Er trug jedoch eine Wunde am Kehlkopf nach sich und mußte damit zum Arzt. Kurz darauf wollte Ross Carol aufsuchen  und fand sie ermordet in ihrem Appartment vor.

Durch seine Freundin Nora wird er gewahr, dass Collin sich öfter in einem bestimmten Club herumtreibt. Ross fuhr mit Nora zu diesem Club und bat Collin im Hinterhof zu einem Gespräch, das in einer Schlägerei endete, die Ross vorhersah und Nora deswegen vorher anwies, die Cops zu rufen :D

Ross bekam heraus, dass Bishop eigentlich eine Affäre mit Carol hatte und sein Auftrag eigentlich darin bestand, herauszufinden, ob carol neben ihm noch andere Affären hat. Witzig war, dass Ross bei Bishop "undercover" auftauchen mußte, damit keiner seiner Klienten merkte, dass er einen Privatdetektiv beauftragt hatte. Bei seiner Sekretärin stellte er Ross als Pete Rugini, einen aufstrebenen Komponisten vor und Ross machte große Augen dabei, weil er damit überrumpelt wollte...daraufhin seine Sekretäin "Sie sehen garnicht aus wie ein Komponist!" Und Ross "Ja, ich weiß...genau das ist mein Schwachpunkt!" :totlach:

Am Abend tauchten 2 Cops bei Ross auf, um ihn zu einem Verhör abzuholen...doch Ross stiess beide vor dem Kopf, weil er hundemüde war und auf freche und direkte Weise gelang es ihm sogar, die beiden Cops darauf zu vertrösten, dass er am nächsten Morgen zum Präsidium kommen würde :D  Dort wurde er dann von Lt. Wagner auf den Zahn gefühlt. Wagner ist zäh und direkt, aber auch fair und gewissenhaft. Als Wagner Ross fragte "Was wollen Sie eigentlich da?" antwortete Ross "Sie stellen Fragen...ein Friseur fragt ja auch nicht, wieso sein Kunde sich die Haare schneiden lassen will!"  :totlach:

Ross findet heraus, dass Bishops Sekretärin Peggy Collin kennt, als er beide in einem Club sah und b ei Collin ein Bild von beiden fand. Er suchte Peggy auf und verabredete sich mit ihr und konfrontierte sie damit. Sie stritt zuerst alles ab...dann zückte Ross das Foto. Peggy legte dann einen Schmusekurs ein und lud Ross zu sich nach Hause auf einen Drink. Ross nippte erst daran, als Peggy ebenfalls einen Schluck nahm - dennoch war Ross sein Drink mit einer Droge versetzt. Ross war dennoch in der Lage, in seinem benommenen Zustand die Cops zu rufen und aus der wohnung zu torkeln.

Als Ross wieder bei Sinnen war wollte er Collin aufsuchen, traf aber nur seine Mutter an. Als sie sich wegen seinen rüpelhaften Benehmens sein Kennzeichen notierte sagte Ross "Das können sie sich ssparen - den wagen da habe ich vorhin erst einer alten Frag in Pasadena geklaut!"  :totlach: Ross fand ein Foto bei Collin mit Peggy zusammen an einem Strandhaus. Ross wußte, wo das war und fuhr dorthin.

Doch Collin und Peggy waren nicht ansprechbar, da beide gerade auf einen großen LSD-Trip waren und deren Guru Ernest grimes Ross partout daran hinderte, sie zu stören, da der "Trip" sonst tödlich enden könnte. Also waretet Ross geschlagene 8 Stunden, bis beide wieder ansprechbar waren :D

Als Ross später Bishop damit konfrontierte, dass er nur wissen wollte, ob seine Geliebte eine Affäre nhatte und ihn fragte, ob er Carol ermordet hatte, rastete Bishop aus und feuerte Ross. Ross ermittelte natürlich dennoch weiter. Kurz darauf wird auf Bishop geschossen und Ross ging davon aus, dass Bishop tot sei. Als Ross deswegen von den Cops verhört wurde, glaubten die tatsächlich, Ross habe auf Bishop geschgossen...obwohl mehrere Zeugen ja sahen, dass Ross erst dazu kam, nachdem Bishop am Boden lag!

Als Ross nach Hause fuhr bemerkte er, dass sein Haar, was er an der Tür gebundne hatte umd festzustellen, ob er in seiner Abwesenheit "Besuch" hatte durchtrennt war...und das war es. Ross schlich sich vorsichtig in seine Wohnung und verdarb Collin, der hinter der Tür schon auf Ross wartete seinen Plan. Aber Ross rechnete nicht damit, dass auch Peggy da war und Ross letztendlich doch niederschlagen konnte. Ross zog eine heftige Kopfverletzung davon und Collin und Peggy beschlossen, Ross durch einen Autounfall zu töten


...Und genau hier geht die Geschichte am Anfang nun weiter :D Das Auto rollte mit Ross den Abhang hinuter, überschlug sich mehrfach und explodierte. Doch Ross wurde vorher herausgewirbelt und überlebte. Als Collin dies sah, wollte er Ross den rest geben und ihn erschiessen - doch Ross hatte ebenfalls eine Waffe dabei und tötete den überraschten Collin. Peggy wollte daraufhin flüchten , doch Ross holte sie ein.

Peggy erzählte Ross nun alles: Bishop hat selbst 600.000 Dollar auf ein Schweizer Bankkonto abgescschöpft - natürlich steuerfrei. Collin und Peggy wollten Bishop damit erpressen und Collin hängte sich an Carol - in der Hoffnung, dass sie ihm die Bankdaten verriet, weil sie ja mit Bishop ein Verhältnis hatte.  Carols Tod war nicht geplant - und weder Collin noch Peggy hatten sie ermordet. Auch Bishop schied aus - weil wer hätte sonst auf ihn geschossen?

Peggy versuchte Ross auf dem Weg zur Polizei nun zu bestechen und bot ihm nun eine Partnerschaft und 300.000 Dollar an. Ross ging zum Schein darauf ein - setzte sie aber doch bei den Cops ab. Ross erfuhr, dass Bishops Frau Carol ermordet hatte und auf ihren Mann schoss, weil sie hinter seiner Affäre gekommen war.

Sehr spannender Pilotfilm und ein wirklich toller, teils zynischer Humor. Wirklich klasse, nach jahren die serie wieder zu sehen :D

Zwar nicht ganz ohne Scwäöchen, z.B. die ganzen LSD Trip-Szene hätte man sich komplett sparen können....zumindest hätte man diese stark abkürzen können.

Dennoch alles in allem gebe ich   :5sterne: für den Pilotfilm :)


Titel: Re: 01. Der Einzelgänger (The Outsider) (Pilotfilm, 91 Min.,)
Beitrag von: The Saint am 08. Juni 2025, 10:20:14
Gestern habe ich mir mal wieder den Pilotfilm angesehen und musste eine Weile darüber nachdenken, warum ich den Film gut finde und er mir trotzdem nicht gefällt.  ???

Mein Zwiespalt beginnt schon mit der Story, der ich am Ende aber  :5sterne: geben würde. Die Locations sind Orte, die mir überwiegend nicht gefallen: Lärmige Bars, dunkle Straßen, ein Haus ähnlich einer Opiumhöhle, ein schäbiges Polizeirevier, das noch schäbigere Büro von David Ross ... und doch hat alles seine besondere ambivalente Atmosphäre, insbesondere das Haus am Strand, das ein Symbol für Sonne, Meer, Freiheit und Luxus sein könnte, aber von einer merkwürdigen Frau bewohnt wird, bei der man auf einen Drogen-Trip gehen kann.

Ähnlich geht es mir mit den handelnden Personen, zu denen ich ebenfalls keinen Bezug aufbauen kann. In den meisten Filmen spielen die Drehbuchautoren mit den Emotionen der Zuschauer, indem sie Personen gestalten, denen man Sympathie oder Abneigung entgegenbringt. Die Akteure in diesem Film sind mir alle entweder unsympathisch oder bestenfalls egal. Gleichzeitig entwickelt sich bei mir eine Faszination für die Story, die mich sehr stark an die Krimis von Ross Macdonald erinnert, der viele Geschichten um den Privatdetektiv Lew Archer geschrieben hat (eine der bekanntesten Verfilmungen seiner Bücher ist Ein Fall für Harper mit Paul Newman).

In Macdonals Büchern geht es um komplexe Charaktere, die nicht so ganz das sind, was sie scheinen, verwickelte Familiengeschichten und um Situationen, in denen scheinbar ganz "normale" Menschen zu Mördern werden.

Schon David Ross Auftraggeber Marvin Bishop ist ein vielschichtiger Charakter. Er ist kein "Kotzbrocken", wie manch andere wohlhabende Leute, die Privatdetektive wie z.B. Jim Rockford anheuern, aber er benimmt sich auch nicht so, dass man ihn irgendwie sympathisch finden könnte. Später zeigt sich seine "schwache" Seite, als sich herausstellt, dass er ein Verhältnis mit seiner Mitarbeiterin Carol Dorfman hat, die Ross wegen einer angeblichen Veruntreuung von Firmengeldern überwachen soll und am Ende stellt sich noch heraus, dass er außerdem mit betrügerischen Manipulationen ein kleines Vermögen in der Schweiz angesammelt hat.

Marvin Bishops Ehefrau hat zwar nur einen einzigen Auftritt, ist aber scheinbar eine Frau, die "alles hat", jedoch ein offenbar unglückliches Leben führt, sich der Trunksucht hingibt und aus Eifersucht die Geliebte ihres Mannes umbringt.

Besonders gut gelungen finde ich die Charakterisierung des Gaunerpärchens. "Collin Kenniston III." scheint erstmal nur ein übler Taugenichts und als Schurke etwas farblos zu sein, aber die Wahrheit ist dann doch vielschichtiger. Er ist das Kunstprodukt eines Klatschkolumnisten, der ihm einen glanzvollen Namen gegeben hat, den er mit einem schicken Sportwagen und Playboy-Image ausfüllt. Tatsächlich hat er einen anderen Namen, stammt aus einfachen Verhältnissen, konsumiert Drogen und "verdient" sich seinen Lebensunterhalt mit Erpressungen.

"Kennistons" Mutter ist Mrs. Kozzek, die das Haus am Strand bewohnt und nichts dabei findet, wenn sich ihr Sohn mit seiner Freundin im Nebenraum auf einen Drogentrip begibt, während sie sich selber mit einem Kopfhörer köstlich über eine dämliche Fernsehshow amüsiert.

Interessant charakterisiert ist auch Kennistons Freundin Peggy, die gleichzeitig Marvin Bishops Sekretärin ist. Bei ihren ersten Begegnungen mit David Ross wirkt sie nett und etwas einfältig-harmlos, aber am Ende stellt sie sich als richtig durchtriebenes Miststück heraus.  :o

Das Gaunerpärchen und Mutter Kozzek sind zwar alle keine bewußten Verbrecher und bis dahin auch keine Mörder, zögern aber keinen Moment, David Ross aus dem Weg zu räumen, als er ihnen lästig wird.

Die Vielschichtigkeit der anfangs wenig interessanten Charaktere zeigt sich erst am Ende, wenn die Zusammenhänge klar werden, und erinnert stark an die Figuren in Ross Macdonalds Romanen.

Auch die Story selbst hat ihren besonderen Reiz. Die meiste Zeit fand ich sie wirr, obwohl es im Prinzip nur wenige handelnde Personen gibt, aber am Ende war ich beeindruckt, wie sich die einzelnen Puzzlesteinchen zusammenfügen und ein geschlossenes Bild ergeben, das auch meiner Lebensphilosophie entspricht: Kaum etwas ist so, wie es scheint ...  :D

Bei David Ross muste ich häufig an Humphrey Bogart denken, wie er in Tote schlafen fest / The Big Sleep Raymond Chandlers Privatdetektiv Philip Marlowe spielt. Und doch beginnt hier der Grund, warum mich der Film insgesamt letztendlich nicht besonders anspricht. David Ross, Bogarts Marlowe oder Jim Rockford haben alle gemeinsam, dass sie einen relativ bescheidenen Lebensstil haben, aber über viel Lebenserfahrung und Improvisationstalent verfügen und unbeirrbar ihren Weg gehen. Marlowe hat auch als "einfacher" Privatdetektiv Stil und Jim Rockford kommt immer gerade so "über die Runden", hat aber viele positive Momente in seinem Leben, wie ein gutes Essen mit Freunden oder gemeinsames Angeln mit seinem Vater. David Ross dagegen haust in einem schäbig eingerichteten Apartment, das als Büro und Wohnung dient, trägt zerknitterte Kleidung, isst Fast Food und man fragt sich, was ihn eigentlich am Leben hält. Zwar hat er im Pilotfilm eine spleenige und  sehr vermögende Freundin / Bekannte, die ihn angeblich heiraten würde, was er vernünftigerweise aber nicht tut.

Story und Charaktere des Films finde ich überdurchschnittlich, den Gesamteindruck des Films aber eher trist: Der "Held", der ein tristes Leben führt und bei den anderen Personen des Films scheint es auch nicht viel besser zu sein.  :(

Hinzu kommt, dass mich Darren McGavin in seinen Rollen als "Guter", sei es als Mike Hammer, Kolchak oder hier als David Ross, nie besonders anspricht. Wenn er dagegen Gaststar in anderen Serien ist, finde ich ihn immer sehr präsent und beeindruckend. Er konnte die Schurken so wunderbar leutselig/böse darstellen.  :D :link:

Als Gesamtwertung für den Film würde ich  :3,5 Sterne: geben, wobei dies weniger auf objektiven Kriterien als auf der subjektiven Wirkung beruht, die der Film auf mich hat. Auch hat mich überrascht, dass aus diesem nicht so dem Mainstream entsprechenden Film tatsächlich eine Serie wurde, die immerhin eine komplette Saison lief.


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