Meine Eindrücke zu den einzelnen Staffeln sind ähnlich wie die von Dan und wbohm, allerdings haben wir etwas unterschiedliche Vorlieben bei den bevorzugten Folgen.
Staffel 1 mit Dr. Keel: 
Bei einem England-Urlaub 2004 hatte ich eine Video-Cassette mit der Episode
Auftrag: Angst / The Frighteners mit Dr. Keel und einer Cathy Gale-Folge entdeckt und war ganz gespannt, als ich das Band nach der Rückkehr zu Hause einlegen konnte, denn bis dahin hatte ich von der Keel- und Gale-Ära nur Inhaltsangaben gelesen, die recht vielversprechend klangen.
Mein erster Eindruck war, als hätte eine Amateur-Gruppe in den 40er Jahren einen Film zu Hause und in der direkten Umgebung gedreht. Das Bild verwischt bei jeder halbwegs schnellen Bewegung und es gibt sehr viele Nahaufnahmen, die nur wenig von der jeweiligen Umgebung zeigen. Dass ich den Film nur auf Englisch und mit der Akustik alter Hörspiel-Aufnahmen sehen konnte, trug auch nicht gerade dazu bei, dass ich mit dieser Folge viel anfangen konnte.
Aus heutiger Sicht kann man sich kaum vorstellen, dass die Serie damals "bahnbrechend" war. In England gab es seinerzeit die staatliche
BBC mit ihrem "Bildungsauftrag" und die private
ITV, die mehr auf die Unterhaltungsbedürfnisse der Zuschauer setzte. In Deutschland gab es diese unterschiedlichen Programmausrichtungen erst ab Mitte der 80er Jahre mit
RTL und
Sat1.
Die ungefähr zur gleichen Zeit entstandene BBC-Serie
Maigret mit
Rupert Davies wirkt inzwischen zwar ebenfalls reichlich museal und ist von mäßiger Aufnahmequalität, aber die Locations sind viel detaillierter gestaltet und es gibt zahlreiche Außenaufnahmen, die offensichtlich in Paris gedreht wurden. Sicherlich lag das Produktionsbudget bei der BBC deutlich über dem bei der ITV.
Franziska Fischer hat in ihrem liebevoll gestalteten 1996 entstandenen Buch
Mrs. Peel, wir werden gebraucht! die Produktionsbedingungen der ersten Avengers-Staffel beschrieben:
Die ersten Mit Schirm, Charme und Melone-Folgen wurden auf Video produziert und entstanden erst am Tag ihrer Ausstrahlung. Die meisten Szenen gingen damals noch live auf Sendung, nur Außenaufnahmen und andere komplizierte Einstellungen wurden auf teurem Filmmaterial vorproduziert und nachträglich hineingeschnitten. Daß viele Szenen live sind, merkt man ihnen heute an: Da hat die Kamera Mühe, den Gang eines Menschen zu verfolgen und verliert ihn gar, da sitzt der Hauptdarsteller beharrlich im Dunkeln, obwohl der Nachbarstuhl perfekt ausgeleuchtet ist.Auch wenn ich mit den drei noch existierenden Folgen der ersten Staffel wenig anfangen kann, ist mir bewußt, dass sie etwas ganz besonderes sind. Für "Fernseh-Historiker" ist es auch sehr beeindruckend, welche Entwicklungsschritte die Produktionsmethoden und speziell diese Serie innerhalb kurzer Zeit durchlaufen haben. Zwischen der Dr. Keel-Staffel und der Farb-Staffel mit Emma Peel sind nur 6 Jahre vergangen, aber zwischen den Ergebnissen liegen Welten.
Die Stories der ersten Staffel finde ich überwiegend originell und insbesondere die
Frighteners-Episode ist mit guten Darstellern besetzt, wie zum Beispiel
Stratford Johns,
Willoughby Goddard und
Philip Locke. Wer weiß, was aus dieser Folge geworden wäre, wenn sie 1967 produziert worden wäre ...

Hier noch ein Bild von dem Team der "ersten Stunde": Von links
Ian Hendry als Dr. Keel,
Ingrid Hafner als seine Assistentin Carol Wilson und rechts der wohlbekannte
Mr. Steed 
