Die Nibelungen ist ein zweiteiliger deutscher Spielfilm, der sich aus dem 1. Teil: Siegfried von Xanten (1966) und dem 2. Teil: Kriemhilds Rache (1967) zusammensetzt. Die Verfilmung schildert das Nibelungenlied als romantisches Liebesdrama.
Handlung
Siegfried tötet den Drachen Fafnir und badet in seinem Blut, was ihn unverwundbar macht bis auf eine Stelle am Rücken, auf die sich ein herabfallendes Blatt gelegt hatte. Anschließend erobert er vom Zwergenkönig Alberich den Nibelungenhort und stiehlt ihm eine Tarnkappe. Als er in Burgund die schöne Kriemhild erblickt, buhlt er um sie und sagt Kriemhilds Bruder Gunther seine Mithilfe bei dem Versuch zu, die Hand Königin Brunhilds zu gewinnen, was dieser als Gegenleistung für eine Vermählung fordert. Er reist mit König Gunther nach Island, um für diesen um Brunhild zu werben. Mit Hilfe Siegfrieds und seiner Tarnkappe kann Gunther Brunhild in einem dreifachen Wettkampf besiegen, ihre Bedingung für eine Ehelichung. Jedoch verweigert Brunhild ihm nach der Doppelhochzeit das Eherecht, sodass Siegfried ein weiteres Mal Gunther helfen muss, indem er ihr den Kraft verleihenden Zaubergürtel entwendet. Von beiden Absprachen wird Hagen Zeuge, schweigt jedoch zunächst. Doch Kriemhild, eifersüchtig auf Brunhilds Stand als Königin und als vermeintliche Nebenbuhlerin um Siegfrieds Herz, stellt Brunhild öffentlich bloß, indem sie ihr Siegfried als ihren wahren Bezwinger enthüllt. Brunhild lässt daraufhin Siegfried von Gunthers Gefolgsmann Hagen ermorden. Kriemhild schwört Rache und begibt sich auf den Heimweg nach Xanten. Hagen und Gunther verabreden, Siegfrieds Sohn entführen und in einem Kloster erziehen zu lassen, damit er ihnen nicht eines Tages gefährlich werden könne. Durch einen Unglücksfall stirbt Siegfrieds Sohn bei dem Überfall von Hagens Schergen auf Kriemhilds Reisegruppe. Rüdiger von Bechlarn, ein langjähriger und guter Freund des burgundischen Hofes, findet Kriemhild und nimmt sie mit an die Donau, wo sie den mächtigen Hunnenkönig Etzel ("Attila") heiratet, um mit seiner Hilfe Rache nehmen zu können.
Mehrere Jahre später werden die Burgunder zur Taufe von Etzels und Kriemhilds Sohn auf die Etzelburg eingeladen. Neben Etzels Bruder Blodin versuchen auch andere Untergebene der Königin, die Burgunder zu provozieren und Hagen tötet Blodin in Notwehr, was durch Rüdiger vor Etzel bezeugt wird und somit keine Folgen nach sich zieht. Bereits beim nächsten Versuch jedoch folgt ein in mehreren Etappen stattfindendes grausiges Gemetzel, bei dem Etzels und Kriemhilds Sohn von Hagen getötet wird. Als Etzel Vergeltung gegen Hagen sucht, entkommt er selbst nur knapp dem Tod. Sogar Rüdiger selbst muss gegen die Burgunder, denen er durch die Hochzeit seiner Tochter Hildegund mit Giselher verwandtschaftlich verbunden ist, kämpfen und fällt. Erst durch die Hand Dietrichs von Bern und seines Waffenmeisters Hildebrand werden die mittlerweile letzten Überlebenden - Hagen und Gunther - festgesetzt. Gunther verweigert bis zuletzt die Abstandnahme von Hagen und verblutet schwerverwundet vor den Augen Kriemhilds. Kriemhild erschlägt Hagen und nimmt sich daraufhin mit Hildebrands Hilfe das Leben, indem sie sich in Siegfrieds Schwert Balmung stürzt. Als einzige Mitglieder des ganzen Burgundertrosses dürfen Rüdigers Tochter Hildegund und der bei den Kämpfen geblendete Sänger Volker von Alzey zu Fuß den Heimweg antreten.
Hintergrund
Bereits 1959 hatte Filmproduzent Artur Brauner verkündet, dass er die Nibelungen neu verfilmen wolle.[1] Da Filmkritiker ihm jedoch von diesem Vorhaben abrieten, ließ er durch das Institut für Demoskopie Allensbach eine Umfrage durchführen. Sie ergab, dass sich jeder dritte bundesdeutsche Kinobesucher eine Neuverfilmung des Stoffes wünschte. Als Regisseur favorisierte Brauner Fritz Lang, der sich für das Projekt jedoch nicht gewinnen ließ. Wie aus einem Brief der CCC-Filmproduktion an das Institut für Demoskopie hervorgeht,[2] hatte man für die Rolle der Kriemhild zunächst an die dunkelhaarige (!) Marianne Koch gedacht, für die Besetzung der Brunhild an Barbara Rütting, Eva Bartok oder an die kubanische Schauspielerin Chelo Alonso. Für Hagen brachte man Wolfgang Lukschy, Martin Held und Wolfgang Preiss ins Gespräch. Als Gunter konnte man sich Dieter Borsche, Walter Reyer, Claus Holm oder Will Quadflieg vorstellen. 1961 hatte man sich offenbar für Romy Schneider als Kriemhild, Barbara Rütting als Brunhild, Gert Fröbe als Hagen und Walter Reyer als Gunter entschieden.[1] Siegfried sollte ursprünglich durch den US-Amerikaner Jerome Courtland verkörpert werden. Die Verleiher forderten unbedingt eine Besetzung der Siegfried-Rolle mit einem deutschen Schauspieler.
Der Film wurde zum Teil in Berlin, Spanien (Ciudad Encantada, Cuenca), Island und Jugoslawien (Höhlen von Postojna, Festung von Smederevo) gedreht.
Zwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs enthält das Skript kleine Spitzen gegen die Vereinnahmung der Nibelungensage durch den Nationalsozialismus. Die zeithistorische Polemik wird besonders deutlich, wenn Dietrich von Bern das Ende der Burgunder mit den Worten kommentiert: "So ergeht es Männern, die einem Mörder die Treue halten".
Der erste Teil Siegfried von Xanten hatte am 13. Dezember 1966 die deutsche Premiere, der zweite Teil Kriemhilds Rache am 16. Februar 1967.[3] Beide Teile wurden im Mathäser-Filmpalast in München uraufgeführt.[4][5]
Aus beiden Teilen wurde 1976 eine einteilige Fassung für die Wiederaufführung in den Kinos hergestellt, die zunächst unter dem Titel Die Nibelungen gezeigt wurde. Diese Version hatte eine Länge von 110 Minuten und lief 1982 als Das Schwert der Nibelungen erneut an.[3]
Im deutschen Fernsehen erschienen die beiden Teile erstmals am 2. und 9. Januar 1984 im ZDF.[4][5]
Am 5. August 2011 erschien das Werk auf DVD
Kritiken
"Bekannte Motive der Nibelungensage als Erzählmaterial für eine naiv-aufwendige, gelegentlich komisch anmutende Abenteuerserie im großen Bilderbuchstil. In der Rolle Siegfrieds - Felsbrocken und Gittertüren stemmend - der olympische Hammerwerfer Uwe Beyer." – Lexikon des internationalen Films [6]
"Kindliches Heroen-Kino: Siegfried spielt mit den Muskeln, ein hydraulisch betriebener Drache pufft Feuer aus der Düsen-Nase, Damen in Glanzpapier-Gotik schneiden Gesichter, und Burgunds wortkager Kriegerverein blickt ernst in die Runde." – Der Spiegel, 1966 [7]
Dynamik, Aufwand und zahlreiche Massenszenen dienen einer sehr oberflächlichen Abenteuergeschichte, deren einzige Motive Haß und Rache sind. – Evangelischer Filmbeobachter[8]
Auszeichnungen
Goldene Leinwand 1968 für mehr als 3 Millionen Zuschauer
Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh der Produktion das Prädikat wertvoll
Weitere Verfilmungen
1924 entstanden unter der Regie von Fritz Lang „Die Nibelungen: Siegfried“ und „Die Nibelungen: Kriemhilds Rache“
Eine weitere Verfilmung für das Fernsehen entstand 2004 mit Kristanna Loken (Brunhild), Alicia Witt (Kriemhild) und Benno Fürmann (Siegfried), jedoch hatte der Film deutlich weniger mit dem Nibelungenlied selbst zu tun.
Literatur
Das Nibelungenlied. Vollständige Ausgabe (mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch). Herausgegeben und übersetzt von Ursula Schulze. Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv), München 2008, 855 S., ISBN 978-3-423-13693-8
Uwe Beyer: Siegfried
Karin Dor: Brunhild
Maria Marlow: Kriemhild
Rolf Henniger: Gunther
Siegfried Wischnewski: Hagen von Tronje
Hans von Borsody: Volker von Alzey
Herbert Lom: Etzel
Dieter Eppler: Rüdiger von Bechlaren
Mario Girotti: GiselherFred Williams: Gernot
Skip Martin: Alberich
Samson Burke: Blo-Edin
Maria Hofen: Frigga
