Im Laufe des Films erfährt man das Motiv des von Redford gespielten psychopathischen Mörders: Er wurde ohne Eltern von seiner großen Schwester großgezogen, die ihn für einen Mann im Stich ließ, als er sie am dringendsten brauchte. Darum ermordet er Frauen stellvertretend für seine Schwester. Naja, in anderen Krimiserien sind häufig besonders strenge Mütter daran schuld, dass ihre Söhne zu Frauenmördern werden. Ich habe dann oft den Eindruck, dass die Autoren irgendwo mal ein Buch von Sigmund Freud in einem Regal gesehen haben und sich anschließend als Experten für Tiefenpsychologie fühlen.

Aber danach ist noch lange nicht Schluss mit seelischen Verwirrungen. Anne Francis spielt eine Frau, die als einzige dem Mörder entkommen konnte und kriegt durch ihre Aussage bei der Polizei massiven Stress mit ihrem von Martin Balsam gespielten bigotten Ehemann, der ihr vorwirft, nicht Opfer zu sein, sondern den Mann dazu animiert zu haben. Mag sein, dass es so denkende Männer tatsächlich gibt, aber dieser Konflikt ist mir entschieden zu doof und der wird dann auch noch lange ausgewalzt.
Am Ende scheint es zu einem dramatischen Finale zu kommen, aber der Drehbuchautor schafft es wieder, die aufkommende Spannung mit "Psycho-Mist" zu pulverisieren. "Mörder" Redford hat erkannt, dass "Zeugin" Francis ihm gefährlich werden kann und er hat schon sein Messer an ihrer Kehle angesetzt, als der wackere Lieutenant Adams mit seinen Mannen gerade im rechten Augenblick erscheint. Man erwartet eine dramatische Befreiung der Frau durch Adams, aber dann taucht plötzlich auch "Ehemann" Balsam auf und schnauzt die Polizisten an, dass sie gefälligst etwas unternehmen sollen, um seine Frau zu retten. Adams erklärt ihm daraufhin kurz die psychologische Ausgangslage und präsentiert auch gleich die Lösung: Der Ehemann muss auf den Mörder zugehen und ihm klarmachen, dass nicht die Frauen schuld sind, sondern die Ehemänner. Prompt legt sich in Balsams bigotten Hirn ein Schalter um und er stiefelt auf Redford zu, der Francis nach wie vor mit einem Messer am Hals umklammert hält. Auf einmal erstaunlich überzeugend erklärt Balsam, dass nicht seine Frau schuld wäre, sondern er als Ehemann und dass er derjenige sei, der getötet werden müsse. Redford schaut daraufhin ein bißchen dösig, lässt dann aber von Francis ab und marschiert mit dem Messer in der Hand auf Balsam zu. Just in dem Moment wird er von Sergeant Cavelli, der praktischerweise ein Scharfschütze am Gewehr ist, per Blattschuss erlegt.
Normalerweise würde man jetzt sagen "Aus die Maus", aber der Drehbuchautor hat in den letzten Filmsekunden noch einen Klopper bereit, als aus dem Off noch ein paar markante Sätze gesprochen werden: "Dies war ein Fall, in dem zwei der Opfer, Frank und Phyllis Eberhart, zusammengebracht wurden zu einem neuen und reiferen Verständnis füreinander mit der Hilfe von Price Adams und der Metropolitan Squad. Sie sind Männer der neuen Art (The New Breed)."
Als Zuschauer fühlte ich mich wie der kleine Moritz, dem man gerade die große Welt der Erwachsenen erklärt hat.

Mag sein, dass die Folge hohe Kunst ist und ich nur nicht in der Lage bin, das Meisterwerk zu begreifen, aber nach dem schwülstigen Schlusswort hatte ich nichtmal mehr Spass an der stimmungsvollen Schlussmusik, da ich noch an dem Kitschkloß in meinem Hals würgen musste.
