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Autor Thema: Außer Atem (À bout de souffle, F 1960)  (Gelesen 1906 mal) Durchschnittliche Bewertung: 5
wbohm
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#DontKillSeanBean




« am: 12. April 2015, 17:58:58 »



http://www.amazon.de/Au%C3%9Fer-Atem-Blu-ray-Jean-Paul-Belmondo/dp/B00KCFC164/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1428853797&sr=8-3&keywords=ausser+atem

Außer Atem (Originaltitel: À bout de souffle) ist ein französischer Gangsterfilm aus dem Jahr 1960. Der erste Langfilm von Jean-Luc Godard, der als Klassiker des französischen Kinos und der Nouvelle Vague gilt, entstand nach einem von Godard umgeschriebenen Drehbuch von François Truffaut, das wiederum auf einem Zeitungsbericht über einen Polizistenmord basierte. Erster Regieassistent war Pierre Rissient.

Handlung

Der Kleinkriminelle Michel ist mit einem gestohlenen Wagen auf dem Weg nach Paris. Als er bei einer Verkehrskontrolle von der Polizei gestellt wird, erschießt er einen Polizisten und ist fortan auf der Flucht. Er findet Unterschlupf bei der amerikanischen Studentin Patricia, die er in Südfrankreich kennengelernt hat und in die er sich verliebt. Michel versucht Geld für seine Flucht nach Italien zu beschaffen, doch das Fahndungsnetz der Polizei zieht sich immer enger zusammen. Schließlich ist es an Patricia, sich zwischen Karriere und Liebhaber zu entscheiden – und sie verrät ihn an die Polizei. Als Michel versucht davonzulaufen, trifft ihn eine Kugel in den Rücken.

Filmtechnik und -ästhetik

Außer Atem ist auch aufgrund seiner innovativen filmischen Mittel berühmt geworden. Dazu zählen die Verwendung einer Handkamera, Aufnahmen unter natürlichem Licht statt aufwendiger Beleuchtung und die Schnitttechnik des Jump Cut. In Dialogszenen verlaufen Sprache und Bildmontage statt der üblichen Schuss-Gegenschuss-Montage oftmals asynchron. Die stilistischen Besonderheiten sind nicht nur dem künstlerischen Wollen Godards geschuldet, sondern auch finanziellen Engpässen: Godard musste den auf zwei Stunden angelegten Film auf neunzig Minuten kürzen.
Die Brasserie „Le Select“ am Boulevard du Montparnasse in Paris, einer der Drehorte

Der Film wurde nicht im Studio, sondern an Originalschauplätzen, nämlich auf dem Land, in Zimmern und den Straßen von Paris gedreht, was einen Bruch mit den bisherigen Methoden darstellte. Godard wollte das Leben dort filmen, „wo es ist“.[1] Er sah seinen Film als „ein[en] Film ohne Regeln oder dessen einzige Regel hieß: Die Regeln sind falsch oder werden falsch angewendet“.[1] Schon deswegen war der Film für die damalige Zeit revolutionär. Manche Zeitgenossen verglichen Godards filmtechnische Revolution mit dem Kubismus, der mit den Regeln der Malerei brach.

Zum besonderen Flair des Films tragen auch die Alltagsgeräusche der Metropole Paris und die Filmmusik bei, die großteils von dem bekannten Jazzpianisten Martial Solal interpretiert wurde.

Hintergründe und Interpretationen


Der Film war von Godard als Hommage an den amerikanischen Film noir mit klassischen Ikonen wie Humphrey Bogart gedacht; Michel betrachtet in einer Szene auch eine Fotografie des Idols im Schaufenster eines Kinos. Aus der Hommage wird ein ironischer Abgesang auf das klassische Genre und den klassischen Gangstertypus: Michel imitiert Gesten Bogarts und ist im Gegensatz zu diesem, der in seinen Rollen – wie beispielsweise in Die Spur des Falken – stets Sieger bleibt, ein Verlierertyp. Am Ende wird er von Patricia, die sich beweisen will, dass sie ihn gar nicht liebt, sogar verraten. Schon zu Beginn des Films richtet er an den Zuschauer die Frage nach seinem bevorzugten Urlaubsziel und sagt dann: „Sie können mich mal!“ Einer Identifizierung des Zuschauers mit Michel wird also gegengesteuert (hierzu ein Verweis auf das epische Theater Bertolt Brechts, bei dem diese Vermeidung einer Identifikation mit den Protagonisten eine große Rolle spielt). Das Ende des Films treibt die Ironie bzw. Parodie auf die Spitze: Als Michel bereits niedergeschossen am Boden liegt und stirbt, zieht er abermals Grimassen. Auf seine letzten Worte an die Amerikanerin Patricia, sie sei wirklich zum Kotzen, stellt sie in die Kamera blickend die Frage: „Was heißt das, kotzen?“ In der französischen Originalfassung sagt er jedoch „C’est vraiment dégueulasse“ (Das ist wirklich ekelhaft/zum Kotzen), was von einem Polizisten auf Patricias Nachfragen falsch als „Vous êtes vraiment une dégueulasse“ (Sie sind wirklich ein Ekel/zum Kotzen) wiedergegeben wird.

Der Film knüpft mit Aussagen Patricias wie z. B. „Ich weiß nicht, ob ich unglücklich bin, weil ich nicht frei bin, oder ob ich nicht frei bin, weil ich unglücklich bin“ oder der Frage an Michel, wie er sich zwischen Leiden oder Nichts entscheiden würde, auch einen Bezug zu dem damals sehr populären Existenzialismus. Michel entscheidet sich für das Nichts, denn Leiden sei ein Kompromiss – und er will alles oder nichts. Ansonsten geht er jedoch auf Patricias Fragen (auch zu einem Bild, das sie neu aufgehängt hat) nicht ein und es wird deutlich, dass sie, eine Studentin, und er, ein kleiner Gangster, nicht zusammenpassen.

Kritiken


    „Godards längst zum Klassiker gewordener Erstlingsfilm ist eine Huldigung an Humphrey Bogart und die ‚B-Filme‘ Hollywoods. […] Der Film wimmelt von inszenatorischen Regelverstößen, die man damals der Unerfahrenheit des Anfängers zuschrieb und erst später als raffinierte Absicht erkannte, einerseits den Artefaktcharakter des Films hervorzuheben, andererseits das amerikanische Ideal der ‚unsichtbaren‘ Regie zu torpedieren.“

– Lexikon des internationalen Films[2]

    „Verschmockte Ästheten mögen vielleicht Gefallen finden an der alle Filmgesetze über Bord werfenden Freistilregie des Anfängers Jean-Luc Godard und die Konsequenz bewundern, mit der der weltanschaulichen Anarchie des Drehbuchautors Francois Truffaut eine formale der Inszenierung angepasst wurde. Wir können nur […] vor dem Schlamm warnen, den die Ausläufer der „Neuen Welle“ nunmehr in unsere Kinos schwemmen wollen. Abzulehnen.“

– Filmschau, 1961[3]

    „Schon nach den ersten Szenen sind alle außer Atem, die Schauspieler, die Zuschauer, die Bilder, und als Belmondo dann mit einer Kugel im Rücken auf dem Pflaster zusammenbricht, bläst er noch eine Rauchwolke aus, wie eine Pistole nach dem Schuß. Unsterblich werden und dann sterben, das dauert neunzig Minuten, und am Ende ist Belmondo ein Star, Godard ein Genie und der Film ein Klassiker.“

– Andreas Kilb: Die Zeit[4]

    „Dank Super-Coolness noch so frisch wie 1960.“

– Cinema[5]

Auszeichnungen

Außer Atem lief 1960 im Wettbewerb um den Goldenen Bären auf der Berlinale und wurde schließlich mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde der Film mit dem Prix Jean Vigo prämiert.

1961 war Außer Atem als Bester nichtitalienischer Film für den Nastro d’Argento nominiert. Von der Association Française de la Critique de Cinéma erhielt Godards Film den Prix Méliès als Bester Film. Jean-Paul Belmondo gewann den Étoile de Cristal als Bester Darsteller. 1962 war Jean Seberg in der Kategorie Beste ausländische Darstellerin für den BAFTA Award nominiert, unterlag jedoch Sophia Loren in Und dennoch leben sie.

Neuverfilmung


1983 wurde mit Atemlos eine amerikanische Neuverfilmung mit Richard Gere und Valérie Kaprisky in den Hauptrollen gedreht. Die Nationalitäten der Hauptdarsteller sind umgekehrt wie die der Hauptdarsteller des Originals; gedreht wurde in Los Angeles und Kalifornien. Der Film konnte an den Kultstatus des Originals nicht heranreichen.

Anmerkungen

2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf. In der Liste der hundert besten Filme, die Focus 2002 veröffentlichte, belegte Außer Atem den 33. Platz.[6]

Besetzung


    Jean Seberg: Patricia Franchini
    Jean-Paul Belmondo: Michel Poiccard
    Daniel Boulanger: Inspektor Vital
    Henri-Jacques Huet: Antonio Berrutti
    Roger Hanin: Carl Zubart
    Van Doude: er selbst
    Claude Mansard: Claudius Mansard
    Liliane Dreyfus: Liliane / Minouche
    Michel Fabre: Inspektor
    Jean-Pierre Melville: Parvulesco
    Jean-Luc Godard: Informant
    Richard Balducci: Tolmatchoff
    André S. Labarthe: Journalist in Orly
    François Moreuil: Journalist in Orly
    Jacques Siclier: Journalist in Orly
    Jean Douchet: Passant

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Au%C3%9Fer_Atem

Trailer:

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« Antworten #1 am: 12. April 2015, 18:01:12 »

Kultfilm, Meilenstein des franz. Nachkriegskinos, Klassiker.   Passt alles auf Jean Luc Godards Erstling.  Betenn / Anbeten

Das "Remake" der Amerikaner von 1983 mit Richard Gere und Valerie Kaprisky wirkt dagegen schwach (wie so oft bei Remakes)

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« Antworten #2 am: 13. April 2015, 11:31:27 »

Kultfilm, Meilenstein des franz. Nachkriegskinos, Klassiker.   Passt alles auf Jean Luc Godards Erstling.  Betenn / Anbeten

Das "Remake" der Amerikaner von 1983 mit Richard Gere und Valerie Kaprisky wirkt dagegen schwach (wie so oft bei Remakes)

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Immer wieder versuchen die Amerikaner, französische Kultfilme für den amerikanischen Markt zu "remaken". Dabei lassen sie genau die besten Stilelemente weg und erfinden sinnlose Actionszenen dazu.  schiesswütig
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« Antworten #3 am: 19. Juni 2020, 23:43:15 »

1959 befand sich das europäische Kino an einem Punkt, wo es das stete Verarbeiten von Nachkriegsstoffen leid hatte. Man strebte nach etwas Neuem, Modernem, etwas, das sich aus den festgefahrenen Bestimmungen, die seinerzeit im Film galten, löste- und das betraf sowohl das Technische als auch das Inhaltliche. Eine Reihe von französischen Regisseuren, unter ihnen solch große Namen wie Francois Truffaut und Claude Chabrol, machte sich auf, um eine revolutionäre cineastische Stilbewegung zu gründen, die “Nouvelle Vague”. Der wohl radikalste von ihnen war Jean- Luc Godard, der mit seinem Debütwerk “A Bout De Souffle”, zu deutsch “Außer Atem”, einen Meilenstein dieser Bewegung schuf, der sich mit visionären filmischen Mitteln zum Klassiker der Popkultur entwickelte.

Die Geschichte dreht sich um den Kleinganoven Michel (Jean- Paul Belmondo), der nach einem Polizistenmord auf der Flucht vor dem Gesetz ist und in Paris Zwischenstation macht. Dort trifft er auf die Amerikanerin Patricia (Jean Seberg), in die er sich verliebt und mit der er einige Tage in der Stadt verbringt. Michel plant, sich mit ihr nach Italien abzusetzen, doch dann liefert Patricia ihn an die Polizei aus…

Godards “Außer Atem” mag heute für den einen oder anderen kaum mehr revolutionär wirken. Filmhistorisch gesehen ist das Werk allerdings von großer Rel
evanz. Da der Regisseur nur wenig Geld vom Studio zur Verfügung hatte, wurde auf diverse unterstützende Stilmittel bewusst verzichtet. Die entfesselte Handkamera brachte einige innovative Montagetechniken hervor, zudem wurde statt im Studio ausschließlich an Originalschauplätzen gedreht, womit der Film insgesamt freier in der Inszenierung wirkte.

Die Geschichte selbst ist im Grunde genommen sehr simpel und orientiert sich an den alten Gangsterstreifen des amerikanischen film noir. So ist es dann auch kein Zufall, dass Belmondos Charakter Kinolegende Humphrey Bogart sein großes Vorbild nennt und diesen auch ständig imitiert. Der Fluss der Handlung entsteht dabei durch die ausgesprochene Originalität und Spritzigkeit des Drehbuchs. Kaum zu glauben, aber selbst heute, genau fünfzig Jahre nach der Produktion, wirkt “Außer Atem” noch frisch und modern. Godard präsentiert dem Zuschauer eine flotte, charmante Geschichte und stellt die Beziehung zwischen Belmondo und Seberg in den Vordergrund. Die beiden reflektieren über die Liebe und das Leben, pendeln durch Paris und geben sich spontanen Neigungen hin. Der Film ist hier ganz Kind seiner Zeit, und das nicht nur in bezug auf die damalige Mode oder die kulturellen Gebräuche, sondern auch was den “way of life”, den Lebensstil der damaligen Generation betrifft. Die Hauptfiguren sind unentschlossene, ständig umherziehende Personen, die nach konkreten Zielen und einem festen Platz in ihrem Leben suchen. Godard zeichnet das Verhalten der Protagonisten sehr ehrlich und offenherzig, manchmal auch bitter und mit zynischem Unterton, ohne `pessimistisch´ sagen zu wollen.

Gleichzeitig kommentiert das Drehbuch auf witzige Weise die kulturellen Unterschiede zwischen Franzosen und Amerikanern. Jean- Paul Belmondo gibt den lässigen Frauenhelden und Lebemann, dessen kauzige und nicht selten schnodderige, aber eben im Grunde doch charmante Art typisch französisch erscheint. Jean Seberg, deren Akzent auf der deutschen Tonspur etwas gewöhnungsbedürftig ist, spielt die zweiflerische Studentin, die ein Stück weit parodistisches Abbild der US- amerikanischen Prüderie ist. Die Charaktere sind wie immer bei Godard sehr ausgefallen gezeichnet, Belmondos Michel wurde durch seine markant heldenhafte Ausstrahlung zur Ikone.

Patricia: Wenn du dich entscheiden müsstest, entweder für das Leiden oder das Nichts- was würdest du wählen?
Michel: Natürlich das Nichts! Das Leiden wäre ein Kompromiss- für mich heißt es nur `Alles oder Nichts´!


Der Schluss von “Außer Atem” steht charakteristisch für die Ziellosigkeit des Films. Als Michel hinterrücks erschossen wird, sagt er zu der herbeieilenden Patricia: “Du bist wirklich zum Kotzen!”, woraufhin diese fragt, was das denn sei. Ein nüchternes Finale, wie es für Godard typisch ist. Der (Mit-) Begründer der Nouvelle Vague war ein cineastischer Radikalinski, vergleichbar etwa mit den Neorealisten der italienischen “Cinecitta” wie z. B. Pier Paolo Pasolini, wenngleich diese wiederum anderen Zielen folgten. “Außer Atem” räumte einige der bedeutenden Preise ab, u. a. den für die beste Regie bei der Berlinale 1960. Dennoch wurde der Film damals von den Kritikern zunächst einmal abgelehnt, wie es bei so vielen Werken, die heute als Klassiker gelten, der Fall war. In den 80er Jahren gab es übrigens ein Hollywood- Remake mit dem Titel “Atemlos”, welches aber selbstverständlich nicht den Popularitäts- Status von Godards wegweisendem Original erreichen konnte…

Ich bewerte den Film mit  Sehr guter Film/Serie
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« Antworten #4 am: 20. Juni 2020, 22:47:03 »

Sehr ausführlicher Bericht Freuen Freut mich, auch von anderen Leuten mal was schönes zu lesen Happy
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