Crockett
Kadett
Offline
Geschlecht:
Beiträge: 723
|
|
« Antworten #1 am: 06. Juni 2023, 21:10:09 » |
|
In der ersten halben Stunde lässt dieser Film den Zuschauer ziemlich im Dunkeln tappen. Zuerst erfahren wir nämlich gar nicht, dass Bebel Polizist ist. Stattdessen sehen wir, wie er in einem Oldtimer ohne Dach durch Frankreich flitzt und sich nachts auf der Landstraße mit ein paar Rüpeln rumschlägt, die ihn im Schlaf überfallen wollen.
In Nizza angekommen, mischt er die Hinterbliebenen des ermordeten Kommissars auf (siehe obige Inhaltsangabe) und bezeichnet sich als Bruder der zusammen mit dem Kommissar getöteten Prostituierten. Danach verübt er einen Bombenanschlag auf das Büro des örtlichen Casinobesitzers, den er zuvor entführt und nackig an einer Telefonzelle ausgesetzt hat. Bebel scheint also ein gerissener Outlaw zu sein, der einen komplexen Plan verfolgt.
Erst als er verhaftet wird und Besuch von seiner Tochter bekommt, die aus ihrem englischen Internat abgehauen ist, erfahren wir die Zusammenhänge. Bebel ist interner Ermittler und soll die Korruption in der örtlichen Polizei aufklären. Der Polizeichef (gespielt von Michel Galabru, den wir aus unzähligen Louis de Funes-Komödien kennen) unterstützt ihn dabei.
Den gesamten restlichen Film verbringen wir damit, Bebel dabei zu beobachten, wie er nicht nur die örtlichen Verbrecherbosse gegeneinander ausspielt, sondern auch die zwei Cops ausschaltet, die all die Auftragsmorde auf dem Gewissen haben. Einer davon wird von Luciano Stella alias Tony Kendall gespielt, den man als Hauptdarsteller der „Kommissar X“-Filme kennt (hier durch seinen gewaltigen Schnauzer aber kaum zu erkennen).
In den Pausen zwischen seinen Aktionen logiert Bebel gemütlich in der Villa einer reichen Schriftstellerin (gespielt von Marie Laforet, später noch in anderen Filmen Bebels Loveinterest), die sich in ihn verguckt hat und sich auch um seine Tochter kümmert.
Am Schluss wird es noch mal spannend, wenn wir nicht wissen, ob ein korrupter Cop nun wieder an Bebels Seite steht oder doch nicht...
Kritik: Insgesamt konnte oder wollte sich Regisseur Georges Lautner wohl nicht so recht entscheiden, ob er eine Krimikomödie oder einen Thriller drehen wollte, denn der Film enthält Elemente beider Genres.
Belmondos Figur ist zwar irgendwie sympathisch, liebäugelt aber auch ständig mit Selbstjustiz. So nimmt er es z.B. einem Polizisten überhaupt nicht krumm, dass der ihn nach seiner Verhaftung beim Verhör geschlagen hatte. Und Bebel selbst teilt auch ständig munter gegen alle aus, das kennen wir ja genauso wie seine üblichen selbst ausgeführten Stunteinlagen, die allerdings diesmal nicht allzu zahlreich oder spektakulär sind.
In Frankreich war der Film der viererfolgreichste des Jahres 1979, immerhin.
Die deutsche Fassung entstand in West-Berlin. Dialogbuch, Regie und Bebels Stimme wieder mal: Rainer Brandt, der wieder ein paar locker-flockige Sprüche eingebaut hat, sich diesmal aber erstaunlich zurückgehalten hat.
Fazit: Sicher nicht Bebels bester Polizeifilm aus den 70ern/80ern, aber auch nicht ganz übel.
|