John Rambo führt ein zurückgezogenes Leben im Norden Thailands. An der Grenze des Landes zu Burma wütet allerdings schon seit sechzig Jahren der weltweit längste Bürgerkrieg: der Burmesen-Karen Konflikt. Rambo, der in den Bergen lebt, und seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf selbst gefangener, giftiger Schlangen verdient hat das Kämpfen jedoch schon lange aufgegeben. Das ändert sich auch nicht, als Sanitäter, Rebellen und Flüchtligen an ihm vorbei durch das von Krieg zerrüttete Land ziehen. All dies soll sich aber ändern, als eine Gruppe von Missionaren auftaucht und den "Amerikanischen-Fluss-Führer" Rambo bittet, sie den Fluss hinauf zu einem Flüchtlingslager zu führen, da Tretminen die Reise dorthin zu gefährlich macht. Sie wollen den dort lebenden, verfolgten Bergstamm Karen mit Medizin, Nahrungsmitteln und Bibeln versorgen. Zögernd willigt Rambo schließlich ein, sie und die anderen Helfer zu führen. Wochen später erfährt Rambo, dass die Missionare nicht vom Flüchtlingslager zurückgekehrt sein, die Helfer aber lebend gesehen worden sind, eingeschlossen in einem Burmesischen Armee-Camp. Obgleich Rambos Abneigung gegen Gewalt noch immer allgegenwärtig ist, weiß er, dass seine Hilfe notwendig ist. Was dann folgt ist der Abstieg in die Hölle auf Erden.
Wer sich gefragt hat, was aus dem ehemaligen Green Beret und Superkämpfer John Rambo geworden ist, nachdem er alleine eine Stadt im Pazifischen Nordwesten zusammengeschossen hat (Rambo, 1982), in den vietnamesischen Dschungel zurückgekehrt ist, um lange nach Kriegsende festgehaltene amerikanische Kriegsgefangene zu befreien (Rambo 2, 1985) und die sowjetische Invasion Afghanistans lange genug aufgehalten hat, um eine Menge Zeugs in die Luft zu jagen und seinen alten Kommandanten vor den Roten zu retten (Rambo 3, 1988), hat in Rambo (2008) genau das Richtige gefunden. Ohne die Zahl 4, die den Markennamen verwässern könnte, könnte Rambo den Versuch darstellen, eine neue Ära für diese Pop-Legende einzuläuten. Aber es handelt sich um einen rein mechanischen Versuch, eine Marke wiederzubeleben, die ohne jene Wut, Frustration und Selbstanklage der Jahre nach dem Vietnamkrieg keine Bedeutung oder Begründung mehr besitzt. Schon einige Zeit lang ist John Rambo (Sylvester Stallone) nun schon an der Grenze zwischen Thailand und Myanmar in seinem Langboot entlang getuckert, um exotische Schlangen für den Verkauf zu fangen. Was den sechzig Jahre andauernden Bürgerkrieg in Myanmar zwischen der brutalen Regierung und der Unabhängigkeitsbewegung der Karen angeht, wird das alles von ihm ignoriert. Da tritt eine Gruppe amerikanischer Missionare auf, deren knackige blonde Sprecherin (Julie Benz aus Dexter) Rambo bittet, sie flussaufwärts mitzunehmen, damit sie den Bedürftigen medizinische Hilfe zukommen lassen können. Nach der erforderlichen Anzahl einsilbiger Verweigerungen stimmt er schließlich zu. Schon bald darauf finden sich die Gutmenschen in einer Welt voller Schmerzen wieder, und Rambo wird dazu berufen, eine Gruppe Söldner bei einer Rettungsmission anzuführen. In Sachen Geschichtenerzählen ist der neueste Rambo der simpelste von allen. Rambo hat wenig zu sagen, daher ist es besonders ärgerlich, dass Stallone als Co-Autor und Regisseur ihn an drei verschiedenen Stellen genau die gleiche Aussage treffen lässt (die Quintessenz daraus: "Lebe für nichts oder stirb für etwas."). Die Typen der Armee von Myanmar scheinen einen Wettbewerb auszutragen, wer die fieseste Grausamkeit begehen kann (zum Beispiel das Zertreten eines Kinderkopfes), was dann als Rechtfertigung dafür dienen soll, wenn sie schließlich in einem liebevoll inszenierten Spektakel von hochkalibrigen Waffen in Stücke geschossen werden. Obwohl der Film in Thailand gedreht wurde, ist die Farbgestaltung meist von Brauntönen bestimmt, was einem die Ortsbestimmung erschwert, aber was vielleicht auch auf perverse Weise die Dankbarkeit des Zuschauers für die roten Farbspritzer erhöht, wenn Kugeln auf Fleisch treffen. --Richard T. Jameson
Sylvester Stallone - John J. Rambo
Julie Benz - Sarah
Matthew Marsden - School Boy
Graham McTavish - Lewis
Reynaldo Gallegos - Diaz (as Rey Gallegos)
Jake La Botz - Reese
Tim Kang - En-Joo
Maung Maung Khin - Tint
Paul Schulze - Michael Burnett