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Autor Thema: Die Zeit. de - schreibt über diese Serie  (Gelesen 347 mal)
Dan Tanna Spenser
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TV SERIEN JUNKIE


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« am: 05. November 2019, 20:37:56 »

Ein Bericht der Zeitung "Die Zeit" vom 04.12.1970

David Ross muß viel einstecken
Natürlich gilt auch für die Fernseh-Unterhaltungsindustrie: Wenn man den Leuten lange genug saure Gurken verkauft hat, dann lechzen sie nach süßen Drops. So durfte man erwarten, daß nach all den harten Männern im Geheimagentengeschäft und im Privatdetektivgewerbe eines Tages der Gegentyp auftauchen mußte: auf all die geschniegelten Superspürhunde, denen weder eine zärtliche Frau noch ein kräftiger Kinnhaken auch nur ein Löckchen aus der Pomadeordnung bringen konnte (Typ: Simon Templar), folgt jetzt – wie der Maxi dem Mini – der "Einzelgänger".

Er trägt den Detektivnamen David Ross und wird von dem Schauspieler Darren McGavin gespielt: mit zerknitterten Hosen, mit einem Gesieht, das so gar nicht die übliche Konsumfreude ausstrahlt, das sich vielmehr statt der nicht zu kränkenden Detektivsicherheit (die wissen, wassie ihren Drehbuchschreibern vertrauen können) Angst, Unsicherheit, Zweifel, Verstörtheit schleichen. Anders gesagt: Darren McGavin kann ganzschön verdutzt und dumm aus der (nicht immerganz knitterfreien) Wäsche gucken.

Was man nach seinen beiden ersten, vom WDR ausgestrahlten Streifen sagen kann: Der Privatdetektiv David Ross ist ein Fernseh-Nachfahre der Hamett- und Chandler-Detektive, von Philipp Marlowe also beispielsweise: der einsame Spürhund mit dem dicken Fell, keineswegs vom leichten Erfolg umschmeichelt, und die schönen Frauen, die ihn "verwöhnen" wollen, tun dies zumeist nur, weil sie ihn aus dem Weg schaffen wollen. Auch löst er keine großen Fälle, sondern wird mit scheinbar kleinen, hoffnungslosen Aufgaben betraut. Daß diese meist nur ein dünner Faden in einem dicken Ding sind, ist sein Pech, für das er ganz schön Prügel einstecken muß, weil er nicht wie seine glücklicheren Tele-Kollegen – über unverletzbare Gesichtszüge und Taiwanfäuste verfügt. –

Hamett und Chandler haben ihre Einzelgänger aufgeboten, um mitihnen und an ihnen zu demonstrieren, wie die amerikanische Gesellschaft von der Kriminalität infiziert, ist, wie sich beiläufige Verbrechen als Glieder einer großen, alles umschließenden Kette erweisen. Sie haben gezeigt, daß ihr Detektiv der legitime Nachfolger der literarischen Figur des einsam um sein Recht kämpfenden Cowboys ist, wenn er im Zweifrontenkrieg gegen das Verbrechen und die Polizei es noch nicht einmal seinen Auftraggebern recht machen kann, wenn er es wirklich recht machen will. Die Filmverkörperung dieser Figur war Humphrey Bogart.

Sicher ist Darren McGavin diesen Mustern nur zu deutlich verpflichtet. Aber aus den Vorbildern bezieht die Serie bisher auch ihre trockenen Dialoge, die sich wohltuend von jener aufgedrehten "Hoppla-ich-komme"-Fröhlichkeit der üblichen Räuber-und-Gendarm-Spiele unterscheidet.

Und – soweit sich das bisher, nach zwei Filmen, sagen läßt – eine ganze Portion an Wirklichkeit, die sonst gegen Autotürenschlagen und Phrasen von der Gerechtigkeit eingetauscht ist.

Im zweiten Streifen, der die Serie eigentlich eröffnete (der erste war ein abendfüllender "Anreißer", nicht am Freitag, sondern am Sonntag ausgestrahlt), in dem "Ziemlich hoffnungslosen Fall" also, spielte die Rassenfrage jedenfalls nicht nur so mit, daß es einen Renommier-Neger in ihr gab (wie zur Zeit in "twen-Police"), sondern so, daß sich die Konflikte wirklich aus der Rassendiskriminierung erklären ließen. Vielleicht brachte es die Serie deshalb in den USA auf kümmerliche sieben Monate Laufzeit.

Quelle
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