Ja, was für ein Drama. Unglaublich, der Film. Hab ihn so gar nicht in Erinnerung gehabt, war allerdings auch
ein paar Tage her seit dem letzten und … erstmaligem Sehen.
Eventuell ist die Reihenfolge der Ereignisse nicht ganz korrekt. Ich habe aber für mich alles Wichtige aufgeschrieben. Alles, was Eindruck hinterlassen hat.
Also.
Der alte Veteran Walt Kowalski lebt vergrämt von Tag zu Tag. Seine Frau ist verstorben und er hat nur noch seine Hündin als richtige Gesellschaft. So sitzt er Tag für Tag auf der straßenzugewandten Veranda seines Hauses und beobachtet biertrinkend mit offen zur Schau getragener Abneigung seine schlitzäugige Nachbarschaft und deren Treiben. Seine Verachtung diesen Menschen gegenüber ist offensichtlich und deutlich spürbar, auch seinen direkten Nachbarn gegenüber. Eine eigentlich nette Familie, die vor vielen Generationen nach Amerika ausgewandert war und hier schon längst Fuß gefasst und heimisch geworden sind.
Eines Nachts hört Walt Geräusche aus seiner Garage. Er steht auf und erwischt den jungen Nachbarssohn Thao auf frischer Tat und verscheucht ihn mit vorgehaltener Flinte. Als am Morgen darauf einige Jugendliche auftauche und Thao „abholen“ wollen, wehrt sich dieser. Es kommt zum Handgemenge und da Walt schon derbe gereizt ist, holt er erneut seine Flinte und setzt dem Treiben ein Ende. „Get off my lawn“ ist seine Anweisung und tatsächlich zieht die Jungs-Gang eher widerwillig von dannen. Mit dem ewig griesgrämigen und mürrischen Alten mit gezogener Flinte ist dann doch nicht zu spaßen.
Walt hat Geburtstag und bekommt Besuch von seinem Sohn und deren Frau. Stimmung will nicht so recht aufkommen, denn nur allzu deutlich wird Walt klargemacht, dass er zu alt ist und ihn am liebsten in ein Pflegeheim geben will. So bekommt er von seiner Schwiegertochter altersgerechte Utensilien geschenkt, die sie kurze Zeit später wieder mitnimmt, da Walt beide eher unwirsch aus seinem Haus komplimentiert.
Nun stehen die Nachbarn Schlange, legen Essen und Blumen und andere Geschenke auf seiner Treppe ab. Dies als Dank dafür, dass er Thao gerettet hat. Er wird von den ihm so verhassten Asiaten in der Nachbarschaft (einer sehr großen Familie) als Held ab nun verehrt. Dagegen wehrt er sich, kommt allerdings nicht so recht weiter und kapituliert schließlich eher widerwillig. So ergibt es sich, dass er seinen Geburtstag bei den Nachbarn feiert und dort herzlich aufgenommen wird. In kürzester Zeit lernt er sämtliche Mitglieder, auch die Jugendlichen, kennen.
Außerdem rettet er auch die junge Tochter von nebenan, die mit ihrer weißen Begleitung (gespielt von Scott Eastwood, seinem Sohn) von Schwarzen auf offener Straße belästigt wurde.
Erste Hilfestellung gibt er dem jungen schüchternen Thao mit einem Mädel, das ihn gern hat. Tags darauf wird Thao für Walt abgestellt, er muss ihm nach einer Tradition eine Woche lang zu Diensten sein und für Walt Arbeiten erledigen. Thao steht tief in seiner Schuld. Walt weiß nichts mit dem Jungen anzufangen, doch findet er kleinere Aufgaben für ihn. Es entwickelt sich eine gewisse Freundschaft, die offensichtliche Abneigung, der Hass und die Wut, die Walt zuvor beim Anblick eines Asiaten verspürte, lässt allmählich nach. So schlimmen scheinen diese Leute nicht zu sein und „der Feind“ sind sie auch nicht mehr. Walt kann sich langsam von seiner negativen Einstellung lösen und geht auf Thao und seine Familie zu.
Nach der Arbeitswoche vermittelt Walt dem jungen Thao sogar einen Job auf dem Bau. Er bringt ihm bei, sich wie ein Mann zu verhalten, Gespräche wie ein Mann zu führen. Walt baut in der Tat Thao´s Selbstbewusstsein auf, wo er doch so fürchterlich schüchtern war und sich nie gewehrt hat. Nun hat er in Walt einen Vaterersatz gefunden. Walt scheint dieser Rolle auch nicht abgeneigt.
Walt geht es gesundheitlich nicht gut. Er hustet und spukt gelegentlich Blut. Thao und andere in seiner Umgebung haben das mitbekommen und drängen ihn, zum Arzt zu gehen. Als er sich dazu überwindet und sich untersuchen lässt, ist er verwundert – eine hübsche Asiatin untersucht ihn. Sein Hausarzt ist seit 3 Jahren bereits im Ruhestand.
Nun kann man sich denken, dass Walt – vermutlich seit seine Frau verstarb – länger nicht beim Arzt war. Er ist ernsthaft krank (man könnte auf Lungenkrebs oder ähnliches schließen, denn Walt ist starker Raucher). Als er die Ergebnisse mitgeteilt bekommt (der Zuschauer erfährt hier leider nichts im Detail – man spürt aber, dass es wirklich ernst ist und Walt nicht mehr viel Zeit hat oder gar geheilt werden kann), ruft er seinen Sohn an. Dieser hat leider wenig Zeit und überhaupt kein Gespür dafür, dass Walt nur anruft, um ihn über seinen Gesundheitszustand aufzuklären. Walt kann sein Anliegen indes nicht in Worte fassen und so bleibt unausgesprochen, was ihm auf der Seele brennt. Sehr ergreifende Szene, gut gespielt, erdrückend.
Thao wird Tage später von der Gang überfallen und seine von Walt neu gekauften Werkzeuge kaputt gemacht. Als Walt davon erfährt, will er die Gang zur Rede stellen. Er schnappt sich einen von ihnen und schlägt ihn nieder. Er gibt ihm den guten Rat, das nicht noch einmal zu tun, denn sonst wird es beim nächsten Mal so richtig übel – droht Walt und dies zeigt offenbar Wirkung. Doch wenig später fährt die Gang vor und schießt auf das Nachbarhaus, in dem Thao und seine Schwester wohnt. Thao erwischt einen Streifschuss am Hals, seine Schwester ist noch unterwegs. Doch kurze Zeit später fährt ein Taxi vor und liefert sie zuhause ab. Sie ist übel zugerichtet, verprügelt worden und blutet heftig. Mit letzter Kraft schleppt sie sich nachhause.
Nun ist Walt´s Geduld am Ende. Man spürt deutlich, dass er nun rasend vor Wut ist, sich aber unerwartet gut beherrschen kann. Thao ist ebenfalls wütend und möchte am liebsten sofort lospreschen und seine Rache üben. Doch Walt hält ihn zurück, mahnt ihn zur Geduld. Ein Plan muss her, überstürzt zu handeln wird nur schief gehen. Walt´s Plan reift und der hat es in sich.
Er lässt Thao sich beruhigen und sagt, er solle später am Tag wiederkommen. Dann würden sie alles durchsprechen und ihren Plan in die Tat umsetzen. Thao erscheint wie ihm geheißen und ist immer noch fürchterlich sauer und will endlich anfangen. Walt lockt ihn in seinen Keller, dort zeigt er ihm die Waffentruhe und den Silver Star, den Walt damals für seinen Einsatz – Asiaten zu Hauf zu erschießen, auch Kinder und Frauen – im Krieg. Walt steckt ihn an Thao´s Hemd und sagt, er solle die Truhe wieder schließen und dann hochkommen, als sich Walt bereits wieder nach oben begibt. Thao verharrt noch einen Moment an der Truhe und dessen Inhalt, schließt diese dann und steigt die Treppe hinauf.
Dann hört Thao ein Scheppern und rennt nach oben. Doch oben angekommen ist die Gittertür geschlossen und Walt schaut ihn an. Er sagt zu Thao, dass er ihn nicht mitnehmen könne und er das allein machen werde. Thao hätte noch sein ganzes Leben vor sich und er hingegen könne es sich erlauben, jetzt die Rache auszuführen. Walt täte es leid, doch es ginge nicht anders und Thao solle das verstehen. – Er geht und lässt Thao in seinem Keller eingeschlossen zurück, ohne sich noch einmal umzudrehen. Walt ergreift seine Flinte und macht sich auf den Weg zum Haus, in dem die Gang wohnt. Übrigens ist der Anführer Thao´s Cousin….. und zieht diesen in Überfälle und andere kriminelle Machenschaften rein.
Seinen Hund hat Walt bereits bei den Nachbarn abgegeben, sie sollen gut auf sie aufpassen und für ihnsorgen.
Es ist bereits Nacht. Walt steht vor dem Haus der Gang mit nicht angezündeter Zigarette im Mundwinkel. Langsam werden alle wach und schauen aus den Fenstern oder stehen auf den Balkonen. Die Gang kommt raus zu ihm. Sie stehen sich gegenüber. Ein bißchen Wortgeplänkel „was willst du hier?“ und „verpiss dich!“.
Dann fährt sich Walt mit seiner rechten Hand langsam unter die Jacke und zieht seine Hand wieder hervor. Er deutet eine gezogene und entsicherte Waffe an, zielt mit ihr auf jeden und drückt angedeutet ab. Ein wenig Wortgeplänkel folgt erneut.
Dann frag Walt „Hat jemand von euch Feuer?“ und fährt sich im selben Moment wieder mit der Hand langsam unter die Jacke. Die Gangmitglieder sind mittlerweile dermaßen nervös durch die vorher stattgefundenen Wortgefechte geworden, dass sie dies nun damit verbinden, Walt wolle nun seine Pistole ziehen. Walt´s Hand steckt noch unter seiner Jacke, als das Feuer auf ihn eröffnet wird. Ein Kugelhagel durchschlägt seinen Körper und er fällt rücklings hin. In seiner Hand hält er sein Klappfeuerzeug.
Durchatmen.
Diese Szene ist so gewaltig. Sie drückt so viel aus. Walt hat sich für den jungen Thao geopfert. Er wusste, dass er erschossen wird. Er wusste, dass – wie er vorher bereits nach dem zweiten Überfall und dem zusammengeschlagenen Mädchen gesagt hatte – die Familie, seine Nachbarn mit Thao, nie wieder in Ruhe leben können, wenn die Gang nicht verschwindet. Jetzt hat er es geschafft. Er wurde hingerichtet und sie wandern für viele Jahre, wenn nicht lebenslänglich, hinter Gittern. Er hat die Familie befreit. Die so verhassten Schlitzaugen gerettet und sich selbst einen quälenden Tod erspart. Er wusste genau, was er tat und er hat seinen inneren Frieden gefunden, mit seiner Vergangenheit und seinen schmerzenden Kriegserlebnissen abschließen können.
Eine unglaublich intensive und dichte Szene. Hervorragend gespielt mit dem ganzen Vorlauf.
Durchatmen.
Blaulicht. Polizei so weit das Auge reicht. Thao wurde mittlerweile aus dem Keller befreit und steht am Tatort, will wissen, was passiert ist. Er erkennt, dass Walt erschossen wurde und der Schmerz, seine Trauer, seine Wut, ist deutlich spürbar.
Walt erhält eine Trauerfeier. Anschließend wird die Testamentsverkündung gezeigt. Walt hat seine Familie, seinen Sohn und dessen Frau, leer ausgehen lassen. Kein Erbe in Sicht. Doch ein Punkt fehlt noch. Der Gran Torino, Walt´s heißgeliebter Wagen, wird noch vererbt. Die Enkelin ist voller Erwartung, doch erhält Thao den Wagen. Ein letzter Gruß, ein letzter Dank, geht an den jungen Thao. Man zeigt ihn, wie er im Gran Torino in die Abenddämmerung fährt.
So……. durchatmen und Tränen wegwischen.
Dieser Film ist so massiv, so gehaltvoll, gewesen. Clint´s Darstellung des völlig vergrämten Veterans, der gegen alles und jeden und vor allem gegen die Schlitzaugen, was hat, ist so überzeugend. Wie er langsam auftaut, wie sich langsam Vertrauen und Freundschaft entwickeln und er dennoch immer mal wieder in seine alten Gedankenmuster zurückfällt, sich dennoch fängt und wie er langsam wieder Freude am Leben zurückerlangt – das ist unglaublich gespielt. Es gibt so viele wunderbare Szenen und Dialoge, man kann nicht alles aufzählen. Es ist einfach nur schön, sich dieser Geschichte hinzugeben und sie zu genießen.
Selbst einen faltigen, dürren 70-Jährigen kann man in diesem Fall problemlos an“himmeln“. Fantastisches Spiel
Der Wagen, der Gran Torino, spielt eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, und doch ist er Titel des Films. Um ihn dreht sich alles. Er soll von Thao als Einstand in die Gang gestohlen werden. Er wäscht den Wagen später und Thao ist es, der den Wagen letztlich vererbt bekommt. Von einem Mann, der eigentlich so gar nichts mit Leuten wie ihn anfangen kann.
Wunderbar. 5 von 5 oder auch 10 von 10 oder auch 100 von 100 Sternen. Absolut empfehlenswert und sehenswert.