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Autor Thema: Der Zinker (1931) - Paul Hörbiger  (Gelesen 1023 mal) Durchschnittliche Bewertung: 4
Dan Tanna Spenser
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« am: 03. August 2013, 01:14:13 »



Schauspieler:
Paul Hörbiger, Karl Ludwig Diehl, Lissy Arna, Fritz Rasp

Inhalt: (wikipedia)
Scotland Yard erhält in regelmäßigen Abständen anonyme Briefe, die genaue Angaben über geplante Juwelendiebstähle oder gesuchte Verbrecher enthalten. Inspektor Elford glaubt, dass es sich bei dem Denunzianten um den sogenannten Zinker handelt. Der skrupellose Verbrecher verrät unliebsame Rivalen, mit denen er sich nicht einigen kann. Als Juwelen-Harry, den die Polizei wenig vorher über den Zinker befragt hat, vor dem Büro des Autohändlers Frank Sutton ermordet wird, ist sich der Ermittler sicher, dass der Zinker für eine ganze Reihe weiterer unaufgeklärter Verbrechen verantwortlich ist.

Beryl Stedman, die Nichte Suttons, wird vom Zinker vor ihrem Bräutigam Charles Tillmann, einem Angestellten des Autoexporteurs, gewarnt. Während eines Telefonats stiehlt man Frank Sutton im Leopard-Club wertvollen Perlenschmuck. Aufgrund einer anonymen Anzeige findet die Polizei den Schmuck bei Tillmann, den man daraufhin verhaftet. Da ihn die Polizei für unschuldig hält, wird er wieder freigelassen. Wenig später findet man Frank Sutton, der dem Zinker eine Falle stellen wollte, vergiftet im Leopard-Club. Es gelingt der Polizei schließlich, auf die Spur des Zinkers zu kommen. Als dieser in ein Auto springt und flüchtet, kommt es zu einem Schusswechsel. Der Unbekannte rast mit dem brennenden Wagen durch ein Brückengeländer und stürzt in die Tiefe. Endlich kann die herannahende Polizei den skrupellosen Verbrecher enttarnen und verhaften. Es handelt sich um den Reporter Joshua Harras.

Hintergrund

Als Regisseur war zunächst Reinhold Schünzel vorgesehen. Die Außenaufnahmen fanden von 17. März bis April 1931 in Prag und Umgebung statt. Die Innenaufnahmen drehte man im Efa-Atelier in Berlin-Halensee. Die in Berlin ansässige Ondra-Lamac-Film GmbH produzierte später die Edgar-Wallace-Verfilmungen Der Hexer (1932) und Der Doppelgänger (1934). Im Roman und in der Neuverfilmung von 1963 ist Frank Sutton der Zinker, in dieser Verfilmung wird eine andere Person als Hauptverbrecher enttarnt. Fritz Rasp spielte nach dem Zweiten Weltkrieg noch in fünf weiteren Edgar-Wallace-Filmen mit. Die Drehbuchautoren Rudolf Katscher und Egon Eis arbeiteten nach dem Krieg ebenfalls bei weiteren Wallace-Filmen mit.

Die Filmprüfstelle versah den Film mit einem Jugendverbot. Der Film war weltweit in nur zwei Kopien überliefert, aus denen das Filmarchiv des Bundesarchivs den Film rekonstruierte. Da die Technik damals keine Musiksynchronisation erlaubte, wurde der Film für die Wiederaufführung im Juli 2009 mit Musik von Florian C. Reithner untermalt. Im September 2010 erschien der Film in beiden Tonfassungen erstmals auf DVD. Seine erste TV-Ausstrahlung erfuhr der Film am 25. September 2011 im Zuge eines Edgar-Wallace-Themenabends auf ARTE.

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« Antworten #1 am: 28. August 2017, 15:02:21 »

Edgar Wallace, gestorben im Jahr 1932, war zu Lebzeiten einer der bedeutendsten Gegenwartsautoren der Weimarer Republik und nach seinem Tod feierte sein Vermächtis, vom Nationalsozialismus ungebremst, große Erfolge. Gerade in jener Umbruchszeit, nämlich in den Jahren 1931 bis 1934, entstanden in Deutschland drei Edgar-Wallace-Verfilmungen der Firma Ondra-Lamac-Film des Filmschaffendenduos Carl Lamac (Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Schauspieler) und Anny Ondra (Schauspielerin). Multitalent Lamac machte sich damit die lange Tradition der Wallace-Begeisterung zunutze, die bereits seit etwa einem Jahrzehnt dem Buchhandel besten Absatz beschert und sich zu Stummfilmzeiten mit den deutschen (Ko-)Produktionen „Der große Unbekannte“ (1927) und „Der rote Kreis“ (1929) manifestiert hatte.
Für sein Wallace-Debüt wählte Lamac den Roman „Der Zinker“. Zum Entstehungszeitpunkt seines Projekts handelte es sich dabei um einen der berühmtesten und beliebtesten Stoffe des Autors: In England im Jahr 1927 erstveröffentlicht, feierte der geschwätzige Verbrecher seine deutsche Übersetzung aus der Feder des Spezialisten Ravi Ravendro (d.i. Karl Döhring) nur ein einziges Jahr später Premiere. Sowohl in London als auch in Berlin wurde das zum Buch verarbeitete Theaterstück mit großem Erfolg aufgeführt und vom Goldmann-Verlag ebenfalls in einer Buchausgabe herausgebracht. Drei Verfilmungen des Romans entstanden in einer Spanne von acht Jahren: Neben Lamac wagten sich 1930 Edgar Wallace selbst und 1937 William K. Howard an cineastische Umsetzungen.

Beim deutschen Film fällt auf, dass das Drehbuch den Vermerk „frei nach Edgar Wallace“ trägt, wie er den Ottonormalverbrauchern des Forums aus späten Filmen der German Wallace Wave wie „Die blaue Hand“ oder „Im Banne des Unheimlichen“ bekannt sein dürfte. In der Tat nahmen die Autoren – mit dem unsterblichen Egon Eis (später Trygve Larsen und so verantwortlich für die Knaller „Frosch“, „Kreis“, „Augen“, „Orchidee“ und „Gasthaus“) und Rudolf Katscher (später Rudolf Cartier und so immerhin verantwortlich für den „Rächer“) prominente Namen – diverse Änderungen von der Originalvorlage vor. Folgende Beispiele kratzen nur an der Oberfläche:
- Beryl ist in Charles Tillmann (sic!) verliebt. Sein Part wurde in der 1963er-Fassung ausgespart, am ehesten kann man noch den alten Brownie (Heinrich Gies) als Rollenäquivalent betrachten.
- Lillie Trent (sic!) ist nicht mehr Suttons heimliche Frau.
- Frank Sutton und Beryl Stedman sind nunmehr Nichte und Onkel.
- Die berühmt-berüchtigte Änderung der Identität des Zinkers ergibt sich leider bereits aus der weitverbreiteten Anekdote zum Film, nachzulesen sowohl im „Edgar-Wallace-Lexikon“ als auch auf der DVD.

Man könnte sich folglich vortrefflich darüber streiten, welche Verfilmung – ob die von 1931 oder die von 1963 – noch die originalgetreuere ist. Allein ein solcher Vergleich könnte ganze Seiten füllen, wäre aber zum Scheitern verurteilt, weil Prämissen, Zeiten und Zielgruppen der beiden Filme gänzlich unterschiedliche Abänderungen bedingten.
Die hier vorliegende Adaption baut in jedem Falle – erklärbar durch die kurze Spielzeit, den teilweise theaterartigen Szenenaufbau und die guten Darsteller – eine stimmige Atmosphäre und große Spannung auf, die – wenn schon nicht im Wort, so doch immerhin im Gefühl – als dem Roman näher zu betrachten ist. Man kommt dennoch nicht umhin, zu bemerken, dass das Script und dessen Umsetzung hin und wieder etwas bruchstückhaft wirken, was allerdings eher den noch beschränkten technischen und handwerklichen Möglichkeiten des Herstellungsjahres sowie dem noch in den Kinderschuhen steckenden Tonfilmverfahren geschuldet ist. Kritik ist hier weniger nötig als vielmehr das Einlassen auf vergangene und vergessene Sehgewohnheiten.

Freilich prägten die Gewohnheiten des Stummfilms auch die Aktionen der Schauspieler. Abgesehen von Peggy Norman als Beryl, die heute direkt ein Kuriosum in sich darstellt, resultiert dieser Umstand nur in seltenen Fällen in einem wirklichen Ärgernis. Man könnte gegenteilig sogar behaupten, dass naive Krimistoffe wie dieser (die Naivität ist durch die Einschränkungen der Umsetzung, nicht durch den Inhalt selbst gegeben) von Überinterpretation der Figuren profitiert. Nicht zuletzt ist es gerade ein Film wie „Der Zinker“, der offen und geradeheraus funktioniert und sich wenig auf winzige Details und kleine Andeutungen zu verlassen braucht. Dies weiß auch Fritz Rasp: Dämonisch wie eh und je befriedigt er wenig zimperlich in seinem Wallace-Erstling jedes Verlangen nach einem perfekten roten Hering. Seinen Gegenpart stellt Paul Hörbiger als flotter und frecher Reporter Josua Harras dar. Es entbehrt überdies sicher nicht des Zufalls, dass Wallace dieser Rolle ein Homophon des englischen Verbs „(to) harass“ zum Nachnamen gab, was soviel bedeutet wie „jemandem auf die Nerven gehen“ oder „jemanden belästigen“. Er kannte die Presse nun einmal nur allzu gut...

er neue Score ergänzt viele Szenen sehr dominant, aber durchweg passend und unterstützt dadurch den Spannungsaufbau, vor allem gen Ende, massiv. Es handelt sich hierbei um eine simple Frage der Dynamik, an die der heutige Filmfreund gewöhnt ist und die Bildern wie einer Schießerei oder einer Verfolgungsjagd erst eine volle Abrundung zuteil werden lässt. Bei aller Einfachheit darf indes nicht vergessen werden, dass die Arbeit Reithners einen ungewöhnlichen und bislang einzigartigen Aufwand für einen frühen Wallace-Krimi darstellt und allein deshalb schon besonderen Stellenwert zugeschrieben bekommen muss. Es wäre mehr als wünschenswert, wenn das gleiche Verfahren für den Film „Der Hexer“ von 1932 ebenfalls noch angewendet würde, sofern das Bundesarchiv hier noch über geeignetes Filmmaterial verfügt.
Selbstverständlich wohnt der Neuvertonung jenes Problem inne, das alle nachträglichen musikalischen Filmaufarbeitungen betrifft: Die Musik platzt aus jeder nur erdenklichen Naht und ist an allen Ecken und Enden zu hören. Persönlich sehe ich darin keine negative Auswirkung auf das Filmvergnügen, da ich seit jeher exzessive und auffällige, geradezu überbordende Musik – wie sie ja letztlich für viele Edgar-Wallace-Filme typisch ist – der zurückhaltenden, sparsamen und damit leicht zu vergessenden Musiktradition etwa des US-Kinos vorziehe. Und weil Reithners Soundtrack „auch ohne Film Gültigkeit [...] haben“ soll, kann man ihm sowieso keinen Vorwurf machen, sein Ziel verfehlt zu haben.

Früher Wallace mit Charme. Der Wunsch nach Fortsetzung der DVD-Reihe dürfte wohl nicht nur bei mir bestehen. 4 von 5 Punkten. Sehr guter Film/Serie
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