Als die Serie
1965 in den USA startete, war sie noch etwas anders konzipiert, als sie sich in den Folgejahren entwickelt hat. Zu Anfang nutzte sie drei Stilelemente: Den klassischen Krimi, ziemlich viel
Dragnet / Polizeibericht a la
Jack Webb und ein bißchen Soap.
Es gibt deutlich mehr Action als bei
Dragnet, aber die Hauptakteure
Lewis Erskine,
Jim Rhodes und
Arthur Ward sind nicht so sehr als Helden angelegt, sondern als Menschen, die sehr ernsthaft ihrem Beruf nachgehen und die Ermittlungsarbeit ist ziemlich trocken und beamtenhaft organisiert. Besonders in der ersten Saison gibt es mehrere Folgen, die etwas dröge sind und bei denen kaum Spannung aufkommt, z.B. Episode 8
Hinweis eines Freundes.
Viel Raum erhält auch die Laborarbeit, bei der kleinste Spuren wie z.B. Schreibmaschinentypen zurückverfolgt werden und letztendlich zum Täter führen. Dies wurde in
Die nackte Kanone genussvoll parodiert, wo komplizierteste Laboruntersuchungen und langwierige Nachforschungen zu einem Ergebnis führen, das man dann in die Tonne kloppen kann.
Letztendlich meinten die Produzenten noch, etwas
Soap in der Serie unterbringen zu müssen. Jim Rhodes hat sich in die Tochter Erskines verliebt, aber Pappa ist gegen die Liaison, weil seine Frau durch eine Gangsterkugel getötet wurde, die eigentlich für ihn bestimmt war und Töchterchen soll nicht das gleiche Schicksal erleiden. Vielleicht sollte das Realismus sein, auf mich wirkt das eher wie ein tiefer Griff in die Kitschkiste.
Nach ein paar Episoden verschwand Barbara Erskine (gespielt von der süßen
Lynn Loring, später zeitweilige Ehefrau von Wegawesen-Jäger
Roy Thinnes) und Jim Rhodes wurde vom Liebeskummer geheilt.
Erskine selbst entwickelt sich im Laufe der Jahre zu einem hochprofessionellen Experten der Verbrechensbekämpfung, der unaufgeregt und sachlich überall im Land die Schurken zur Strecke bringt. Privatleben gibt es keins und nur ganz selten scheint ihn etwas Persönliches zu beschäftigen. Bezogen auf die private Seite ähnelt er dem Charakter von
Steve McGarrett, der drei Jahre später aus der Taufe gehoben wurde. Allerdings zeigte
Jack Lord in seiner Rolle viel mehr Emotionalität gegenüber den Verbrechern und wirkte manchmal wie ein Gerechtigkeitsfanatiker, während Erskine fast wie eine Mischung aus Computer und Maschine seine Arbeit vorantreibt.
Spätestens ab Staffel 4 wirkt die Serie sehr schematisiert und hat diesen Stil bis zum Ende beibehalten. Ein Verbrechen geschieht, Erskine und sein Mitarbeiter Tom Colby treffen ein, werden von den örtlichen Kollegen begrüßt, besprechen den Fall im Büro, befragen ggfs. Verletzte im Krankenhaus, entdecken eine Spur zu einem Mittäter, der in einer ersten Action-Szene gefasst wird, weitere Verhöre und Befragungen und schließlich ein wilder Showdown, bei dem der Gesuchte meist im letzten Moment gefasst wird, bevor er ein neues Verbrechen begehen kann. Eine Art Detektivarbeit, wer der Täter sein könnte, gibt es in diesen Staffeln nur selten und oft trifft Erskine bei der Verhaftung zum ersten Mal auf den Täter.
Parallel zu der fast immer gleichen Ermittlungsarbeit wird der eigentliche Fall durch die Gaststars präsentiert, deren Szenen oft mindestens die Hälfte der Episode einnehmen und deren Individualität ausmachen. Die Szenen mit Erskine und Kollegen könnte man beliebig zwischen den Folgen austauschen, ohne daß man das gleich merken würde.
Ein besonderer Reiz der Serie ist, dass die Fälle in allen möglichen Bundesstaaten spielen und viel Lokalkolorit zeigen.
Mit
9 Staffeln hatte
FBI eine sehr lange Laufzeit. Möglicherweise war die
Watergate-Affäre ein Grund für das Ende, dass die Zuschauer das Märchen von der unfehlbaren und untadeligen staatlichen Behörde nicht mehr glauben wollten ...