Plot:Das Drehbuch ist im Grunde genommen recht brauchbar. Vor allem möchte ich lobend erwähnen, dass man sich vom Moore-Klamauk ab- und wieder einer ernsteren Inszenierung zugewandt hat und dabei versuchte, erneut an die Bond-Filme der 60er-Jahre anzuknüpfen. All das ist durchaus in meinem Sinne. Der Streifen erreicht jedoch in Punkto Inszenierung nicht annähernd den kultigen Charme der Klassiker. Auch die vielfältigen Schauplätze vermitteln nicht die Würze der alten Filme. Irgendwie wirkt alles viel zu gewöhnlich. Besonders gut gelungen ist Bonds Kampf mit dem Killer Necros in der Luft, wo beide aus dem Flugzeug heraus an einem Netz hängen, dass die Rauschgiftladung enthält.
Bösewichter:Der Niederländer Jeroen Krabbe (geb.1944) ist ein wenig ausdrucksstarker und im Bond-Ouvre bedeutungsloser Bösewicht, der ganz und gar nicht im Gedächtnis haften bleibt. Joe Don Baker (geb.1936) als psychopathischer Kriegsfanatiker Brad Whitaker dito. Er trägt mit seiner überzogenen Darstellung etwas zu dick auf, wodurch er sein recht mittelmäßiges Erscheinungsbild auszugleichen versucht.
Andreas Wisniewski (geb.1959) als Necros muss man auch nicht unbedingt gesehen haben. Einmal mehr ist man dabei geneigt mit Wehmut auf Robert Shaw zurückzublicken.
Bondgirl:Bedingt durch das damals noch recht junge Schreckensthema AIDS musste Bond sein Liebesleben signifikant einschränken, und ihm wurde nur ein Bondgirl zur Verfügung gestellt, wobei auf freizügige erotische Begegnungen verzichtet wurde. In der recht naiv, farblos und uncharismatisch daherkommenden Maryam d’Abo (geb.1960) fand man dafür die wohl passende Besetzung.
Gadgets:Bond fährt einen "Aston Martin V8 Vantage", der einen Laser besitzt, welcher bei einem nebenher fahrenden Polizeiwagen den Boden quer abtrennt. Die Szene erinnert stark an "Goldfinger", wo Bond einen "Aston Martin DB5" mit einem Mechanismus fährt, der die Reifen der neben ihm fahrenden Tilly Masterson aufschlitzt. Einmal mehr musste der große Klassiker als Ideenlieferant herhalten, was erneut andeutet, wie richtungsweisend er war. Darüber hinaus ist der Wagen mit Raketen ausgestattet, die einen als Straßensperre benützten Lastwagen aus dem Weg räumen. Auch besitzt er einen Selbstzerstörungsknopf, der aktiviert wird, als Bond und Kara bei einer Verfolgunsjagd im Schnee steckenbleiben und die Häscher heranrücken.
Ebenfalls sehr phantasievoll ist der Schlüsselanhänger, welcher Gas, bzw. eine Bombe beinhaltet, und durch das Pfeifen einer bestimmten Melodie auf die gewünschte Weise aktiviert wird.
In der Szene, wo Bond Kara die Waffe aus der Hand schießt, benutzt er ein auffallend klobiges Scharfschützengewehr.
Weiters benützt Bond eine Brille mit Fernglas-Funktion. Kurz bevor das Flugzeug zerschellt, in dem Bond und Kara sich befinden, steigen sie in einen Geländewagen, der mit Hilfe eines bremsenden Fallschirms durch die Luke nach draußen gezogen wird. Im Finale zwischen Bond und Whitaker, benutzt Letzerer eine spezielle Maschinenpistole mit kugelsicherem Schutzschild.
Necros wirft bei Koskovs Entführung mit explodierenden Milchflaschen.
Die Gadgets sind Summa Summarum sehr gut gelungen.
Titelsong:"The Living Daylights" von der norwegischen Gruppe a-ha trifft auch diesmal weniger meinen Geschmack.
Schauplätze:Die Prätitelsequenz wurde auf Gibraltar gedreht. Wien diente als Schauplatz, sowohl für Wien selbst als auch Bratislava und wird recht ausgiebig eingebracht. Die Szenen in Afghanistan wurden tatächlich in Marokko inszeniert. Die Schauplätze sind damit recht vielfältig, allerdings fehlt es dabei an wirklich glänzenden Handlungsorten.
Weitere Anmerkungen:Angesprochen auf die Aktion, bei der Bond Kara Milovy das Gewehr aus der Hand schoß, sagt dieser: "I must have scared the living daylights out of her.", was soviel heißt wie: "Ich muß sie zu Tode erschreckt haben."
Nachdem Bond mit dem, in seinen Wagen eingebauten, Laser auf einer winterlichen Straße den Polizeiwagen quer durchtrennt fragt Kara: "What happened?" Darauf Bond: "Salt corrosion".
Nach nunmehr 25 Bondjahren ging Lois Maxwell (1927-2007), die im gleichen Alter wie Roger Moore stand, für die Reihe in den Ruhestand und machte der jungen Caroline Bliss (geb.1961) als Miss Moneypenny Platz, die nur in zwei Bond-Filmen mitwirken sollte.
Der Film benutzt zuerst Motive aus Ian Flemings gleichnamiger Kurzgeschichte, geht aber dann eigene Wege.
Fazit:Durchschnittlicher Bond-Film mit einem unterdurchschnittlichen Hauptdarsteller. 3 von 5.