Welche Serien mir "am Herz liegen", hängt von meinen Lebensphasen und von der Entwicklung meiner Vorlieben, vornehmer ausgedrückt von meinem "Reifegrad" ab.
Ich bin Jahrgang 1959, habe Anfang 1968 bei einer meiner Großmütter die ersten HörZus aus dem Jahrgang 1967 in die Finger bekommen und war vor allem von den englischen und amerikanischen Krimihelden schwer beeindruckt, die nach den Bildern und Texten die spannendsten Abenteuer zu bestehen hatten. Rückblickend gibt es mehrere Phasen meiner Krimi-"Faszination".
1) Serien von 1966 und vorher habe ich erst viel später entdeckt. Damals gab es noch nicht viele und ich habe sie meiner Sammlung hinzugefügt, auch wenn sie mir zum Teil nicht viel bedeuten, wie z:b:
Ein Fall für Michael Shayne oder
Fünf Finger.
2) Die Hauptobjekte meiner Krimi-Leidenschaft sind die Serien aus den Jahren 1967 bis Mitte 1972. Auch wenn es pro Folge nur 1-2 Bilder in der HörZu gab, "lebte" ich mit Simon Templar, Inspektor Erskine, Emma Peel, Mannix und all den anderen Helden. Dass ich diese Serien nur ganz selten mal in den Ferien sehen durfte, erhöhte noch die Faszination.
3) In der relativ kurzen Phase von Mitte 1972 bis Ende 1973 konnte ich immerhin schon ca. die Hälfte der Serien sehen (Es begann mit
Die "2") und die Faszinantion hielt immer noch an.
4) Ab 1974 beginnt für mich die "Neuzeit", in der es kaum eine Krimifolge gab, die ich damals verpasst hätte. Gefühlt sind für mich
Die Straßen von San Francisco oder
Kojak "neue" Serien und manchmal erschreckt mich der Gedanke, dass die "Neuen" schon ein halbes Jahrhundert alt sind und für jüngere Menschen so weit weg sind, wie für mich damals die Stummfilme.
Im Laufe der 70er Jahre habe ich keinen Krimi ausgelassen, aber die neuen Serien hatten für mich nicht mehr diese Glorifizierung wie die alten "Unerreichbaren", die nur selten wiederholt wurden und da man noch nichts von Privatfernsehen und Internet wusste, schien es es nicht so zu sein, als wenn man die "Klassiker" jemals zu sehen bekommen würde, sofern nicht die "weisen alten Männer" von ARD und ZDF so gnädig waren, hier und da mal ein Wiedersehen zu ermöglichen.
Anfang der 80er kam dann für Krimi-Fans der "Soap Opera" Schock. Bis dahin gab es bei ARD und ZDF einen wöchtentlichen Krimitermin, der plötzlich von Serien wie
Dallas oder
Denver-Clan belegt wurde und es kamen keine neuen Krimis mehr. Es gab lediglich ein paar Vorabendserien wie
Ein Colt für alle Fälle, die ich dann ganz nett fand, weil es nichts anderes gab. Zum Glück konnte ich mit einer Zusatzantenne den englischen Soldatensender BFBS empfangen, in denen es dann schon mal neue Serien wie
Mike Hammer,
Matt Houston oder
T.J. Hooker gab.
Die "Erlösung" von der Krimi-Dürre kam für mich erst ab 1987, als ich zum ersten Mal das Privatfernsehen empfangen konnte. Dort waren alle die Serien zu sehen, von denen ich die ganzen Jahre geträumt hatte. Erfreulicherweise wurden nicht nur die ursprünglich gesendeten Folgen wiederholt, sondern von vielen Serien auch noch die restlichen Folgen synchronisiert, so dass ich bis Mitte der 90er Jahre fast erschlagen wurde von den Klassikern und gar nicht mehr registriert habe, was es an neuen Produktionen gab, die fast alle an mir vorbei gegangen sind. Mit Start des Internets gab es die Möglichkeit, Video-Cassetten und DVDs in England, USA oder sonstwo zu bestellen und damit fast noch den ganzen Rest aufzutreiben, den selbst das Privatfernsehen nicht gezeigt hat.
Kurz gesagt, seit 1987 sind die meisten neuen Serien an mir vorbeigegangen, weil ich immer noch mit den alten beschäftigt war.
Außerdem hat sich im Laufe der Jahrzehnte mein Geschmack dahingehend verändert, dass ich eher interessante Charaktere bevorzuge, als wilde Action. Von den 80er Jahre Serien gefallen mir z.B. nur noch
Polizeirevier Hill Street oder die ersten beiden
Mike-Hammer-Staffeln. Die dritte Staffel ohne Velda war mir schon wie die anderen Serien zu sehr auf Unterhaltung getrimmt.
Seit Ende der 00er-Jahre sehe ich immer mal wieder in neuere Serien hinein, entdecke aber nur sehr selten etwas, das mir gefällt. Meist entdecke ich reizvolle Serien, deren "Glanzzeit" schon vorbei ist und ich gleich auf einen Fundus von 100 Folgen oder mehr stoße. Meine Vorliebe gilt inzwischen "eigenwilligen" Serienhelden, die sich gegen Widerstände behaupten, wie z.B. Chief Mannion in
The District,
The Closer oder
The Mentalist.
Vor 2 Jahren habe ich die deutsche Serie
Der Staatsanwalt entdeckt. Hier gefällt mir oft, wie Bernd Reuther auf ganz freundliche Art seinen Gegnern Paroli bietet.
Ein typischer Dialog in dieser Serie ist.
Firmenchef (süffisant): Das sind betriebsinterne und vertrauliche Unterlagen. Sie werden sicherlich verstehen, dass wir die nicht herausgeben können.
Reuther (mit einem Lächeln): Das verstehe ich vollkommen. Dann kommen morgen einige Beamte mit einem Durchsuchungsbeschluß, sehen sich alles an und nehmen mit, was sie brauchen. Nach ein paar Tagen sind die bestimmt auch schon wieder weg."
Leider kann man im wahren Leben mit den Wichtigtuern und "besonderen Persönlichkeiten" nicht immer so umgehen, wie es
Patrick Jane oder die anderen meiner Favoriten machen, aber es ist schön, das wenigstens im Fernsehen zu sehen