Seit meiner Jugend in den 80er Jahren liebe ich die Radiohörspielserie
Professor Van Dusen, die ich hiermit allen empfehlen möchte, die Interesse an intelligenter, witziger Kriminalunterhaltung in Hörspielform haben.
Die Serie wurde von 1978 bis 1999 von RIAS Berlin (später Deutschlandradio Berlin) produziert, und war so beliebt, dass sie es auf 77 Folgen brachte.
Professor Dr. Dr. Dr. Augustus Van Dusen ist ein universalgelehrter Naturwissenschafler und Erfinder aus New York (wegen seines enormen Geistes auch „Denkmaschine“ genannt), der nebenbei zur Entspannung komplizierte Kriminalfälle löst, bei denen die Polizei nicht weiter weiß. Dabei zur Seite steht ihm der flinke Reporter
Hutchinson Hatch, der in seiner Zeitung regelmäßig über die neuesten Fälle der „Denkmaschine“ berichtet.
Die Handlung spielt in den Jahren
1898 bis 1906, also zu Beginn unseren heutigen Industriezeitalters, als es bereits Automobile, Eisenbahnen, Telefone, Luftschiffe und Wolkenkratzer gab, und auch bereits kräftig an der Nutzung der Kernenergie geforscht wurde.
Die Reihe ist eine einzigartige Kombination aus „ernstem“ Krimi und ironischer Komödie mit witzigen Dialogen, raffinierten Plots und wunderbar ausgewählter Musik. Sie lebt vor allem von den Gegensätzen zwischen den beiden Hauptfiguren.
Professor Van Dusen ist ein älterer, etwas eingebildeter, asketischer Hochgeist von kleiner Körpergröße, der eigentlich nur für seine Forschung lebt. Kriminalfälle sind für ihn nette Abwechslung, an denen er seine kleinen grauen Zellen erproben kann und jedes Mal beweist, dass ihm keiner das Wasser reichen kann. Sein „Assistent“
Hutchinson Hatch hingegen ist das genaue Gegenteil: Er ist um einiges jünger, leicht begriffsstutzig und ungeschickt, gleichzeitig aber durchaus pfiffig und mit großer Klappe. Er liebt Whisky und Zigarren, gutes Essen und die holde Weiblichkeit. Er ist auch der Erzähler in den Hörspielen und nimmt den Hörer mit seiner witzig-ironischen Art sofort für sich ein. Besondern gerne lustig macht er sich über
Detective Sergeant Caruso, einen ebenso plattfüßigen wie flachdenkenden Beamten der New Yorker Kriminalpolizei, der regelmäßig Professor Van Dusen um Hilfe bitten muss, wenn er mal wieder bei der Aufklärung eines komplizierten Mordes oder Diebstahls nicht weiter kommt.
Nicht nur Figuren, Handlung und Machart der Van Dusen-Folgen sind hervorragend, auch die Sprecher sind es. Prof. Van Dusen wurde in allen Folgen von
Friedrich W. Bauschulte gesprochen, einem auch sehr bekannten Synchronsprecher (z.B. sprach er Karl Malden in „Die Straßen von San Francisco“). Den Hatch sprach in allen Folgen
Klaus Herm, ein Berliner Schauspieler, der eher auf den Bühnen zuhause war. Und in der oft wiederkehrenden Nebenrolle des trotteligen Polizisten Caruso war fast immer
Heinz Giese zu hören (der auch oft synchron sprach). Alle drei Schauspieler sind leider mittlerweile verstorben. Doch die Serie lebt mit ihren unverwechselbaren Stimmen weiter.
Kurz zur Entstehungsgeschichte: Erfunden wurde Van Dusen von dem amerikanischen Schriftsteller
Jacques Futrelle. Der deutsche Autor
Michael Koser (geb. 1938) sammelte alte (auch hierzulande unbekannte) Kriminalgeschichten, als ihm Mitte der 70er Jahre die Idee kam, davon einige zu Hörspielen umzuarbeiten. Darunter waren auch zwei Van Dusen-Geschichten. Dem bekannten Moderator Hans Rosenthal („Dalli Dalli“), der damals Redakteur beim West-Berliner Rundfunksender RIAS war, gefiel die Idee und er lies die beiden Episoden produzieren. Da das Hörerecho positiv war, folgten weitere, und es entstand eine eigene Van Dusen-Serie innerhalb der RIAS-Kriminalhörspielreihe „Achtung - Hochspannung!“. Als die Reihe 1982 eingestellt werden sollte, gab es massive Hörerproteste. Dadurch merkten die Verantwortlichen, dass es inzwischen in Berlin eine große Van Dusen-Fangemeinde gab. Daraufhin wurde die Reihe fortgesetzt und lief bis 1999.
Die Serie ist heutzutage auch zum Teil auf CD erhältlich – allerdings meine ich damit
NICHT die neue, kommerzielle Hörspielreihe mit anderen Sprechern und von anderen Autoren!!! Also Vorsicht, nicht verwechseln!
In welcher Reihenfolge man die Folgen hört, ist eigentlich egal, da sie alle in sich abgeschlossen sind (eine Ausnahme sind nur die in den späteren Jahren produzierten beiden Zweiteiler). Zum Einstieg würde ich jedoch die Folge „
Van Dusens erster Fall“ empfehlen, worin in Form einer Rückblende erzählt wird, wie sich Van Dusen und Hatch kennen gelernt haben.
Abschließend kann ich nur sagen:
Viel Spaß beim Entdecken dieser tollen Hörspielreihe!