Plot:Dem Film ist sehr deutlich der technische Fortschritt, vor allem im Elektronik-Bereich, anzusehen, der sich in den 5 Bond-losen Jahren zwischen 1989 und 1995 vollzogen hat. Das Janus-Element und der Bezug auf die Geschichte der „Lienzer Kosaken“ sind zwar überaus reizvoll, doch wirkt die recht simpel gestrickte Story eher als Aufhänger, um eine bei Bond noch nie da gewesene High-Tech-Show präsentieren zu können. Man bekommt den Eindruck, die Produzenten wollten Bond ganz plakativ eben diesem High-Tech-Zeitalter anpassen. Fans der traditionelleren Bond-Filme, die, so wie ich, das mit kultigen Gadgets aufgelockerte abenteuerliche Element an Bilderbuchschauplätzen lieben, werden durch die hier dargestellte sterile und recht farblose Atmosphäre enttäuscht werden.
Bösewichter:Der deutsche Schauspieler Gottfried John (1942-2014) als General Ourumov ist optisch sehr markant, darstellerisch jedoch nicht sonderlich herausragend. Sean Bean (geb.1959) spielt seine Rolle ganz passabel. Etwas aufgewertet wurde er durch seine verbrannnte Gesichtshälfte, die er sich 9 Jahre vorher bei einem gemeinsamen Einsatz mit Bond zugezogen hatte, da letzterer die Zündung eines Sprengkörpers verkürzte. Wegen dieses Merkmals nennt er sich Janus. Er erinnert dabei an eine ähnliche Figur aus „Batman“.
Recht gelungen ist Alan Cumming (geb. 1965) in der Rolle des, sich als Hacker für unbesiegbar haltenden, Boris Grishenko. Vor allem sein Ende, bei dem er in Sekundenschnelle mit flüssigem Stickstoff eingefroren wird, ist recht originell.
Bondgirls:Die in der Prätitelsequenz kurz vorkommende Serena Gordon ist sehr unauffällig. Recht interessant dagegen wirkt Famke Janssen (geb.1964) als amazonenhafte, sadistische und tödliche Xenia Onatopp, die die Männer am liebsten beim Liebesspiel mit ihren Beinen zu Tode drückt. Sie verkörpert eine in Punkto Gefährlichkeit etwas ausgebaute Version von Barbara Carrera in „Never Say Never Again“.
Am attraktivsten allerdings ist mit Abstand Izabella Scorupco (geb.1970) als Natalya.
Gadgets:Nicht unoriginell ist der Kugelschreiber mit Zeitzünder, der durch dreimaliges Drücken aktiviert wird, und nach 4 Sekunden explodiert. Ein weiteres dreimaliges Drücken deaktiviert ihn wieder. Bond gerät ziemlich in’s Schwitzen, als Boris Grishenko daran ständig nervös herumdrückt.
Weiters kommt ein Gürtel zum Einsatz, der ein dünnes, stabiles Seil und einen Haken beherbergt, die sich hinauskatapultieren lassen.
Das Wunderauto ist diesmal ein BMW Z3. Auch eine Armbanduhr mit Laser wird verwendet. Allerdings ist die Idee nicht mehr ganz neu, da man dies bereits 12 Jahre zuvor in „Never Say Never Again“ gesehen hat.
In der Prätitelsequenz verwendet Bond eine Art Schußapparat mit Laserstrahl.
Titellied:Das von Bono und The Edge komponierte "Goldeneye" aus Tina Turners Kehle ist nach längerer Zeit endlich wieder mal ein wohlklingender und für das Genre recht typischer Bond-Song. Sehr originell finde ich die Zerstörung kommunistischer Symbole im Vorspann, was das Ende des kalten Krieges in der Zeit zwischen 1986, wo die Prätitelsequenz angesiedelt ist, und der eigentlichen Handlung im Jahre 1995, versinnbildlicht. Auch eine doppelgesichtige Frau ist zu sehen, welche Janus symbolisiert.
Schauplätze:Obwohl Schauplätze wie Frankreich, Monaco, die Schweiz, Russland und Puerto Rico freudige Erwartungen heraufbeschwören, wurden diese, mit Ausnahme Russland, kaum eingebracht. Der Großteil des Films ist von einer sterilen Atmosphäre durchzogen. Die in Puerto Rico gedrehten Kuba-Szenen zeigen nur einen Bruchteil des exotischen Flairs, denn man sich erwarten würde.
Weitere Anmerkungen:Dies ist der erste Auftritt von Judi Dench als weiblicher M. Sie sollte die Rolle bis zu Ihrem Filmtod in "Skyfall" 2012 verkörpern.
Auch Samantha Bond ist erstmals als Mrs.Moneypenny zu sehen und agiert als solche, im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen, ungewohnt kaltschnäuzig.
Janus Versteck unter dem künstliche See erinnert sehr stark an Blofelds Versteck unter dem Vulkan in "You Only Live Twice".
Joe Don Baker (geb.1936) spielte in "The Living Daylights" den Bösewicht und ist hier erstmals als CIA-Agent Jack Wade, eine Art Felix-Leiter-Ersatz, zu sehen.
Die Lienzer Kosaken werden hier in einer Art "Schwarz-Weiß-Malerei" sehr negativ dargestellt, da sie auf Seiten der Nazis kämpften. In Wahrheit taten sie dies, weil sie als Anti-Bolschewiken von Stalin verfolgt wurden und bei der Wehrmacht ein Bollwerk gegen diesen sahen. Damit befanden sie sich in einer sehr schwierigen und durchaus tragischen Situation.
Fazit:Überdrehter und steriler High-Tech-Thriller mit ein paar brauchbaren Elementen, der den Glanz und Charme früherer Filme schmerzlich vermissen lässt. 2,5 von 5.