Plot:Nach dem recht mittelmässigen "The Living Daylights" ist "Licence to Kill" ein überraschend guter, ja sogar herausragender, Bond-Streifen, obwohl Timothy Dalton als Hauptdarsteller keineswegs besser geworden ist. Er glänzt weiterhin durch fehlendes Charisma und überzeugt dabei als Frauenschwarm, wie schon gehabt, in keinster Weise. Er hat in etwa die Ausstrahlung des "netten Nachbarn von Nebenan". Die Handlung aber ist rasant, originell, spannend und bedient ein sehr gutes Drehbuch. Da Bond hier auf eigene Faust und nicht im Dienste Ihrer Majestät als 007 tätig ist, wirkt der Streifen vielleicht etwas unkonventionell, dies aber auf sehr positive und erfrischende Weise. Vom Moore-Klamauk ist keine Spur mehr übrig, und es entfaltet sich ein durchgehend ernster und für damalige Verhältnisse ungewohnt harter Bond-Stil. Der Film ist damit Thriller und nicht Komödie; so soll es sein. Warum gerade diesem Streifen kein großer Erfolg beschieden war, ist mir persönlich völlig unbegreiflich, da ich ihn seit der Erst-Sichtung 1989 im Kino von Anfang an mochte. Natürlich sind gerade auch die vorkommenden Unterwasser-Szenen ganz in meinem Sinne.
Bösewichter:Der narbengesichtige Robert Davi (geb.1953) ist als schurkischer Drogenbaron Sanchez markant und gefährlich-charismatisch. Sein Handlanger Dario, gespielt von dem damals erst 22-jährigen Benicio Del Toro (geb.1967), wirkt ebenfalls markant, diabolisch und bedrohlich. Beide agieren sehr glaubhaft.
Bondgirls:Carey Lowell (geb.1961) und Talisa Soto (geb.1967) sind ganz passabel, aber keine Top-Bond-Girls. Erstere wirkte attraktiver, bevor sie sich die Haare schneiden lässt.
Titellied:Die Titelsequenz ist die letzte Arbeit des 1991 verstorbenen Maurice Binder (1925-1991). "Licence to Kill" wurde von Narada Michael Walden, Jeffrey Cohen und Walter Afansieff komponiert und von Gladis Knight gesungen. Auf mich wirkt der Song, wie der Großteil der 80er-Jahre-Bond-Lieder, recht unauffällig und belanglos.
Gadgets:Bond erhält von Q eine explosive Zahncreme, die durch eine Zigarettenschachtel gezündet wird und ein, als Fotokamera getarntes, Gewehr, das auf Bonds Hand abgestimmt ist und nur von ihm bedient werden kann. Eine weitere Kamera besitzt einen eingebauten Laser.
Q verwendet ein als Besenstiel getarntes Funkgerät.
Der Film ist mit Gadgets recht zurückhaltend, was aber, angesichts des gelungenen Plots, nicht störend wirkt.
Schauplätze:Als Hauptdrehorte fungierten Florida und Mexiko. Zugegebenermaßen werden diese, abgesehen von den Unterwasser-Sequenzen, nicht besonders eingebracht. Trotzdem hat der Film einen angenehmen Flair.
Wortwitz:Bond wirft einen von Krests Männern in eine Lade voller Maden, unter denen Rauschgift versteckt ist und sagt dabei: "Bon appetit". Dies erinnert an eine ähnliche Szene mit Sean Connery in "You Only Live Twice", wobei es sich dort um ein Piranhabecken handelt.
Nachdem Bond den verräterischen Killifer zusammen mit seinem Geldkoffer dem weißen Hai zum Fraß vorwirft sagt Sharkey: "God, what a terrible waste". Darauf sieht Bond ihn an und Sharkey erwidert: "...of money".
Pam zu Bond, als sie Hellers aufgespießte Leiche vorfinden: "Oh, God. It's Heller". Darauf Bond: "Yeah. Looks like he came to a dead end".
Anmerkungen:Der Streifen zeigt nur eine Szene in London, und zwar mit M und Moneypenny. Sowohl Robert Brown, als auch Caroline Bliss sind zum letzten mal in den genannten Rollen zu sehen.
Q hat seinen längsten Auftritt in einem Bond-Film, da er nicht nur die Gadgets vorführt, sondern Bond auch sonst unterstützt.
Die Szene mit Felix Leiters Verstümmelung durch den Hai ist dem Roman "Live and Let Die" entnommen, kommt aber im gleichnamigen Film nicht vor. Ebenfalls aus dem genannten Roman stammt die Szene, in der Bond und Melina an einem Seil durchs Wasser gezogen werden. Dies wurde in "For Your Eyes Only" verwertet.
Sehr ungewöhnlich im Rahmen der Reihe ist, dass Bond hier seiner Privatrache nachgeht und praktisch als "Outlaw" ohne Lizenz zum Töten Sanchez nach dem Leben trachtet. Freilich ist dies mittlerweile in der Zeit eines Daniel Craig nichts Besonderes mehr.
Fazit:Obwohl ich Timothy Dalton nach wie vor für den schwächsten Bond halte, der jemals die Rolle bekleidet hat, finde ich den Film selbst ausgesprochen gelungen, spannend und abwechslungsreich. Damit schafft er's auch in die Top-Ten. 5 von 5.