Plot:„The Spy Who Loved Me“ erzählt ein sehr schönes buntes, abwechslungsreiches und mit vielen Bond-Klischees beladenes Agentenmärchen, das extrem gut unterhält. Die Geschichte sieht wie ein inoffizielles Remake von „You Only Live Twice“ aus, ist aber deutlich besser, da der Schauplatz Weltraum durch die mir wesentlich gefälligeren Ozeane ausgetauscht wurde. Hier werden U-Boote, anstatt Raumschiffe, geschluckt und unliebsame und in Ungnade gefallen Personen einem Hai, anstatt Piranhas, zum Fraß vorgeworfen. In beiden Streifen kommt es zu einer Schlacht zwischen einer gefangen genommenen Crew und den Männern eines größenwahnsinnigen Bösewichts, der die Struktur der Weltherrschaft zerstören will. Auch die Schlussszene beider Filme ist fast ident.
Auf jeden Fall ist dies Roger Moores erster Einzug in meine Top 10, wo m.E. weder "Live and Let Die" noch "The Man with the Golden Gun" etwas verloren haben.
Bösewichter:Curd Jürgens (1915-1982) ist als Bösewicht recht langweilig und ohne Ausstrahlung. Er wird durch den legendären, von Richard Kiel (1939-2014) dargestellten, und offenbar stummen Killer Jaws an die Wand gespielt. Dieser scheint unzerstörbar und überlebt ein über ihm zusammenbrechendes Gerüst, eine Fahrt gegen eine Mauer, wobei er als Puffer fungiert, einen Sturz aus dem Zug, einen Absturz mit dem Wagen und den Kampf gegen einen Hai, den er zu Tode beißt. Auch seine Opfer tötet er durch einen, an Dracula erinnernden, Biss in den Hals. Ferner durchtrennt er mit seinen „dritten Zähnen“ sogar Stahlketten, was natürlich äußerst realitätsfern ist und nichts mehr vom Flair des ziemlich realistisch gehaltenen „From Russia with Love“ hat. Trotzdem ist das Ganze mittlerweile Bond-Kult und unterhält ausgesprochen gut. Völlig untypisch für einen Bond-Bösewicht ist, dass Jaws niemals stirbt und sogar im Folgefilm "Moonraker" nochmal einen Auftritt hat.
Strombergs zweiter Handlanger Sandor wird von Milton Reid (1917-1987) gespielt, der in dem Hammer-Film „Captain Clegg“ als Mulatte zu sehen war. Auch im ersten Bond-Film „Dr.No“ hatte er eine Nebenrolle. Ferner bewarb er sich in „Goldfinger“ für die Rolle des Oddjob, welche bekanntlich Harold Sakata bekam.
Bondgirl:Die wunderschöne Barbara Bach (geb.1947) ist mein Lieblings-Bondgirl.
Sie wird nicht ausschließlich als dümmlicher Zeitvertreib 007s für schöne Stunden eingesetzt und darf ihn auch mal überlisten. Zwar hat ihre Rolle trotz allem keinen besonderen Tiefgang, was aber nicht weiters stört.
Gadgets:Mit den Gadgets hat man sich hier wieder einmal ausgetobt. Ein besonderes Gusto-Stückchen ist der Lotus Esprit, Bj.1976, welcher sich unter Wasser in ein Mini-U-Boot verwandelt, dass sogar eine Rakete an die Oberfläche abfeuern kann und auch sonst für den bevorstehenden Unterwasserkampf bestens ausgestattet ist. Auch eilt Bond Amasova auf einem Wasser-Motorrad zur Hilfe. Ferner bekommt man einen Skistock mit Schussvorrichtung, eine Armbanduhr, die Telex-Nachrichten empfängt und eine Betäubungs-Zigarette, welche das Gegenüber außer Gefecht setzt, zu sehen.
Stromberg besitzt einen Lift, dessen Boden geöffnet werden kann, wodurch der Benützer direkt in ein Haifischbecken befördert wird. Das folgende Schauspiel wird dann von ihm, vor dem Hintergrund klassischer Musik, genüsslich beobachtet. Außerdem befindet sich unter seinem Tisch eine Schußvorrichtung mit einem sehr langen Lauf, welcher gegen den gerichtet ist, der am anderen Ende sitzt. Auf seinem Tanker befindet sich eine Art Rutschbahn, welche für ein Beförderungsmittel vorgesehen ist, dass nach draußen katapultiert werden kann, wo es seine Schale abwirft und ein Motorboot enthüllt.
Schauplätze:Gedreht wurde an sehr vielen Orten, nämlich in Großbritannien, Kanada, den Bahamas, der Schweiz, Italien, Malta, Ägypten, Spanien, Portugal und Japan. Aus diesem Grund ist der recht flott inszenierte Film sehr bunt und abwechslungsreich, was seinen Flair ungemein aufwertet. Die Schauplätze wurden ausgesprochen gelungen eingefangen. Besonders die Sardinien-Szenen sind ein wahrer Augenschmaus. Aber auch die Skiszenen in Kanada und der Schweiz, für die einmal mehr Willy Bogner verantwortlich zeichnete, sind bemerkenswert und sehr actionreich, genauso wie die Unterwasseraufnahmen in Japan und auf den Bahamas, hinter denen diesmal nicht Ricou Browning, sondern Lamar Boren (1917-1986) stand. Auch Ägypten ist eindrucksvoll eingefangen und, und, und….
Titellied:Das von Carly Simon gesungene "Nobody Does It Better" entpricht erstmals bei Bond nicht dem Filmtitel, enthält diesen aber in der Zeile "Like Heaven above me, the spy who loved me is keeping all my secrets safe tonight." Der Song ist recht melodiös und sanfter als die vorhergehenden Songs "Live and Let Die" und "The Man with the Golden Gun".
Wortwitz:Anya zu Bond, über den gerade von Jaws zu Tode gebissenen Fekkesh: "Where is Fekkesh." Bond: "With the Pharaohs."
Anya zu Bond, über den ebenfalls von Jaws zu Tode gebissenen Kalba: "Kalba was called to the phone. What happened?" Bond: "He was cut off. Permanently."
Bond, nachdem ein Gerüst über Jaws zusammenstürzt: "Egyptian builders."
Anya, nachdem Jaws im Zug von Bond überwältigt wird: "What happened?" Bond: "He just dropped in for a quick bite."
Bond zu Stromberg, der im Lift den Boden öffnete, um Bond dem Hai zum Fraß vorzuwerfen: "You did want me to drop in."
Bond zu Jaws, nachdem er ein Riesenmagnet auf diesen lenkt, wo er mit seinem Metallgebiß haften bleibt: "How does that grab you?"
M und General Gogol zu Bond und Anya, die gerade miteinander schlafen: "007, what do you think you're doing?" Bond:"Keeping the British end up, sir."
Weitere Anmerkungen:"The Spy Who Loved Me" hat mit dem gleichnamigen Roman lediglich den Titel gemein. Dies war von Ian Fleming zu dessen Lebzeiten, für den Fall einer Verfilmung, ausdrücklich so gewünscht, da er über den Roman nicht glücklich war. Die, von mir bereits erwähnten, Parallelen zu dem ebenfalls von Lewis Guilbert (geb.1920) gedrehten "You Only Live Twice" sind unverkennbar.
Bond kehrt wieder zu seiner Vorliebe für "Wodka Martini, shaken, not stirred" zurück, bevorzugte er doch bei den beiden vorangegangenen Moore-Auftritten Bourbon Whiskey. Auch steckt er sich keine Zigarre mehr an.
Fazit:Sehr unterhaltsame und kurzweilige Bilderbuch-Agenten-Story mit auffallend attraktiven Schauplätzen und sehr vielen typischen Bond-Elementen. Zusammen mit „For your Eyes Only“ Roger Moores bester Bond-Streich und für Mehrfach-Sichtungen besonders gut geeignet. 5 von 5 Punkten