Quelle: wikipediaLouis de Funès [fyˈnɛs] (eigentlich Louis Germain David de Funès de Galarza; * 31. Juli 1914 in Courbevoie; † 27. Januar 1983 in Nantes) war ein französischer Schauspieler, Regisseur, Filmproduzent und Komiker spanischer Abstammung.
In seinen Filmen variierte de Funès mit großem Erfolg die Rolle des Patriarchen und Cholerikers, der an der Eigendynamik der von ihm in Gang gesetzten Entwicklungen scheitert.
Leben Louis de Funès wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf, sein Vater war Anwalt. Er arbeitete zunächst als Fotograf, Buchhalter und Pianist und nahm ab 1941 Schauspielunterricht. De Funès erhielt kleinere Film- und Theaterrollen und war zwei Jahrzehnte lang kontinuierlich als Schauspieler beschäftigt, ohne dass ihm der Durchbruch gelang. 1956 erhielt er an der Seite von Jean Gabin eine wichtige Nebenrolle in der Hitkomödie Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris, die zur Zeit der deutschen Besatzung in Paris spielt.
Louis de Funès war von 1943 bis zu seinem Tod in zweiter Ehe mit Jeanne Barthélemy de Maupassant verheiratet, einer Großnichte von Guy de Maupassant. Er hatte mit ihr zwei Kinder, Patrick und Olivier de Funès, der wie sein Vater Schauspieler wurde. Olivier spielte in einigen Filmen seines Vaters mit. Der Privatmann de Funès galt als still und zurückhaltend, konnte jedoch, wie sein Sohn in einem Interview sagte, gelegentlich genauso cholerisch wie seine Filmcharaktere werden.
Werk Durchbruch als Filmstar In den frühen 1960er Jahren gelang Louis de Funès in der Komödie Oscar zunächst am Theater der Durchbruch. In der Hauptrolle des Geschäftsmannes Barnier, der mit manischer Energie seine Familie tyrannisiert, perfektionierte er den Typus des grimassierenden Cholerikers. De Funès präsentierte ein aberwitzig überdrehtes Mienenspiel und schöpfte aus einem großen Repertoire grotesker Gesten.
1964 spielte er im Kinofilm Der Gendarm von Saint Tropez die Hauptrolle des Gendarmen Cruchot und musste sich mit pubertierenden Töchtern und frechen Nudisten auseinandersetzen. Der Film wurde ein großer Erfolg und etablierte den 50-jährigen De Funès als neuen Top-Star des französischen Kinos. Bis in die 1980er Jahre spielte er in sechs Filmen die populäre Rolle des cholerischen Gesetzeshüters Cruchot.
Ebenfalls 1964 übernahm er die Rolle des Kommissar Juve in der populären Kriminalkomödie Fantomas. Der Film war auf seinen Hauptdarsteller Jean Marais zugeschnitten, wurde aber von de Funès dominiert, der hier mit verbissenem Ehrgeiz den titelgebenden Superverbrecher dingfest machen will. In den Fortsetzungen Fantomas gegen Interpol (1965) und Fantomas bedroht die Welt (1967) war de Funès bereits gleichberechtigter Hauptdarsteller.
Der populärste Filmkomiker EuropasAb Mitte der 1960er Jahre war de Funès der populärste Filmkomiker Frankreichs und löste damit Stars wie Fernandel oder Bourvil ab. Der Typus des cholerischen Kleinbürgers, der gegenüber den Autoritäten kuscht, seine Untergebenen aber ausgiebig tyrannisiert, wirkte in grotesker Weise realistisch und kam beim Publikum bestens an.
De Funès drehte nun zwei bis drei Filme pro Jahr, darunter auch Oscar (1967), die Adaption seines Erfolgsstückes. Später kehrte er ans Theater zurück, um dort die Rolle mit großem Erfolg erneut zu spielen. 1966 übernahm er die Hauptrolle in der aufwendig produzierten Komödie Die große Sause: Als Orchesterdirigent hilft er der Besatzung eines Flugzeugs, das über dem von den Nazis besetzten Paris abgeschossen wird. Der Film wurde mit 17,27 Millionen Zuschauern ein riesiger Hit. 1968 arbeitete er in der schwächeren Produktion Balduin, das Nachtgespenst erneut mit dem legendären Jean Gabin zusammen, diesmal allerdings in einer gleichberechtigten Hauptrolle.
Die meisten De-Funès-Komödien waren Kommerz-Produktionen ohne besonderen künstlerischen Anspruch, die von Routiniers wie Jean Girault oder Edouard Molinaro inszeniert wurden. Unabhängig von der jeweiligen Handlung waren die Filme stets auf de Funès in der Hauptrolle zugeschnitten. Auch wenn er in einer Szene nicht auftritt, wird auf ihn Bezug genommen, die anderen Darsteller sind oft nur Stichwortgeber oder schmückendes Beiwerk. Da er immer wieder als wertkonservativer und staatstragender Untertan auftrat, sind es gerade diese Normen, die er damit der Lächerlichkeit preisgab. Der Privatmann de Funès galt politisch als eher konservativ.
Der Schauspieler selbst, der Jahrzehnte auf seinen Durchbruch gewartet hatte, sah sich als populären Volkskomiker und sagte: „Mich interessieren nur Filme mit mehr als 500.000 Zuschauern.“ Ein Projekt mit Claude Chabrol kam nicht zustande.
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre wurde de Funès auch im europäischen Ausland populär und war bis zu seinem Tod besonders in Deutschland ausgesprochen beliebt. Dies ist auch ein Verdienst seines langjährigen Synchronsprechers Gerd Martienzen, der de Funès' Verbalhysterie kongenial ins Deutsche übertrug. Viele seiner Komödien wurden in Deutschland mehrfach vermarktet, mit eigens erdachten Titeln und Rollennamen (Louis, Oscar oder Balduin). Typisch für diese Zeit war auch eine teilweise abwegige und eigenmächtige deutsche Synchronisation.
Die bekannteste Filmpartnerin des Komikers war die Schauspielerin Claude Gensac, sie spielte in fünf der sechs Gendarmen-Filme die Ehefrau von Ludovic Cruchot, in fünf weiteren Funès-Produktionen andere Frauenrollen (darunter wiederum mehrfach Louis de Funès' Ehefrau, wie in Hasch mich, ich bin der Mörder oder Louis taut auf), die vorletzte in der Molière-Adaption Louis, der Geizkragen, bei der Funès zum ersten und einzigen mal die Co-Regie übernahm, die letzte in Louis und seine verrückten Politessen.
1967 kaufte sich de Funès das Stammschloss der de Maupassants und residierte dort fortan als Schlossherr, was ihm zunächst Kritik einbrachte. Louis de Funès war ein überzeugter Umweltschützer. Ähnlich wie im vierten Gendarmen-Film verfolgte er Wilderer auf seinem Gelände und freute sich nach eigenem Bekunden mehr über den geglückten Anbau einer Pflanze als über einen erfolgreichen Film. Nebenbei war er ein großer Fan von Pierre Richard, der eigentlich in Brust oder Keule sein Partner sein sollte. Die Rolle wurde von Coluche übernommen.
Die letzten Jahre 1973 drehte de Funès mit Die Abenteuer des Rabbi Jacob seinen wohl anspruchsvollsten Film, der mit 7,30 Millionen Zuschauern allein in Frankreich auch einer seiner erfolgreichsten ist. Als rassistischer Fabrikant wird er in Geheimdienstintrigen verstrickt und muss, um sein Leben zu retten, die Identität eines jüdischen Rabbi annehmen, was einen überraschenden Charakterwandel nach sich zieht. Der Film zeigt den fast 60-jährigen de Funès in einer körperlich fordernden Rolle (er stürzt zum Beispiel in einen riesigen Bottich mit Kaugummimasse).
Am 20. März 1974 erlitt er seinen ersten Herzinfarkt nach dem Film „Die Abenteuer des Rabbi Jakob“, acht Tage später kam der zweite Infarkt. Die Dreharbeiten zu „Le Crocodile“, einem Film, in dem er einen Diktator spielen soll, dem seine Familie auf der Nase herumtanzt, wurden nicht beendet. In der Rolle des gefürchteten Restaurantkritikers Duchemin kehrte de Funès, der nach seiner Erkrankung deutlich an Gewicht verloren hatte, in Brust oder Keule 1976 auf die Leinwand zurück. Bei den Dreharbeiten war zur Sicherheit stets ein Kardiologe anwesend.
Nach seiner Erkrankung reduzierte de Funès sein Arbeitspensum und drehte nur noch ca. einen Film pro Jahr. 1983 starb der Schauspieler an einem erneuten Herzinfarkt in seinem Garten in Nantes. Er wurde 68 Jahre alt.
Louis de Funès wurde zunächst in Le Cellier beerdigt. Von dort bettete man ihn nach einigen Monaten in die Familiengruft seiner Frau in Kanton Allonnes (Maine-et-Loire) im Departement Maine-et-Loire um.
Sonstiges [Bearbeiten]
Die Rose Louis de Funès
* Louis de Funès war ein leidenschaftlicher Rosenzüchter und hat eine neue orangenfarbene Rosensorte gezüchtet, die nach ihm benannt wurde.
* „Skinner“, der Hauptgegner im Disney-Film Ratatouille, basiert in Grundzügen auf Louis de Funès.
* In einem Band der Comicreihe Lucky Luke, „Der einarmige Bandit“, hat der Schurke das Aussehen, die Mimik und die Gestik von De Funès.
* Seit 2007 gibt es beim Radiosender WDR2 jeden Samstag die Comedy-Serie Sarko de Funes, in der der französische Präsident parodiert wird, allerdings mit der typisch aufgeregten Sprechweise von Louis de Funes.
Ehrungen 1973 wurde er wegen seiner Verdienste zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt.
1980 erhielt er den Ehren-César (der „französische Oscar“) für sein Lebenswerk.