Peer Schmidt spielt den liebenswürdigen, kleinstädtischen Dr. Jean Baptiste Dollent, der immer wieder in Kriminalfälle verwickelt wird und diese stets aufklärt. Ein Hobbydetektiv eben. Sein Widerpart ist ein Kommissar, gespielt von Max Mairich. Außerdem taucht in der Serie noch Dollents Haushälterin Marianne auf (der Doktor ist Junggeselle, dem weiblichen Geschlecht aber sichtlich nicht abgeneigt), die gleichzeitig auch seine Köchin und Sprechstundenhilfe ist. In den Pariser Fällen agiert außerdem Kommissar Lucas, der von Klaus Herm dargestellt wird. Sein Assistent, Inspektor Torrence ist dann auch immer mit dabei. In der ersten Staffel tauchten außerdem Bürgermeister Gaston (gespielt von Willy Leyrer) und der Dorfgendarm Aristide Bonnet (Horst Sachtleben) auf. Dollent lebt in dem kleinen Dörfchen Marcilly (so geschrieben in "Mord im Moor", in "Besuch aus Paris" steht auf der Ortstafel "Marsilly"). Kommissar Marcellins Dienststelle liegt übrigens im größeren La Rochelle. Bei den Fällen handelt es sich nicht immer um Mordgeschichten, sondern um Entführung, Diebstahl oder Vermisstenfälle. Dr. Dollent, der Hobbydetektiv, wird immer wieder von irgendeinem Bekannten oder Freund gebeten, den Fall zu klären. Nicht nur hierin ähnelt die Serie etwas der englisch-deutschen Reihe "Paul Temple", die ein Jahr zuvor vom ZDF ausgestrahlt wurde. In jeder Folge gab es ein Aufgebot an heute renommierten und bekannten Schauspielern.
Interessant ist die Entstehungsgeschichte der Serie, die bewusst am Sonntagabend als ZDF-Konkurrenz gegen den ARD-„Tatort“ gegen programmiert wurde, um die Zuschauer zurückzuholen.
Die Idee zur Serie stammt von keinem geringeren als Heinz Rühmann, der im Jahr 1967 bei einem Frankreichurlaub über die Simenonschen Geschichten rund um den detektivischen Mediziner gestolpert war und das ZDF von einer Serienadaption überzeugen konnte. Rühmann sollte die Hauptrolle spielen, wozu die Bücher von „Maigret“-Vater Georges Simenon umgeschrieben wurden, denn Dr. Dollent ist im Roman ein junger umschwärmter Mann, der dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt ist. Man setzte mehr auf Humor und machte aus jungen Mädchen gestandene Frauen vom Land, die ohne jeden Hintergedanken auf Dr. Dollent zugehen. Außerdem führte man zusätzliche Figuren ein. Als Rühmanns Frau Herta Feiler am 2.11.1970 kurz vor Produktionsbeginn starb, zog sich Rühmann, der damals schon als Konkurrent für Kommissar Keller (Erik Ode) gefeiert wurde, von dem Projekt zurück. Ein halbes Dutzend Autoren hatte bis dahin also umsonst Drehbücher geschrieben und immer wieder überarbeitet und überarbeitet. Ein neuer Darsteller musste gefunden werden. Klaus Schwarzkopf lehnte ab, da er bereits als „Tatort“-Kommissar Finke ermittelte, Horst Bollmann lehnte das Angebot des Produzenten Heinz Richter aus Termingründen ab. Peer Schmidt, 1 Meter 68 groß und damit drei Zentimeter größer als Heinz Rühmann, sagte hingegen mit großem Vergnügen zu, allerdings nur für 13 Folgen. Die Verpflichtung Schmidts brachte mit sich, dass die Bücher wieder umgeschrieben wurden, denn der „kleine Doktor“ konnte jetzt so sein, wie in der literarischen Vorlage: jung, flott, keck, spitzbübisch und ein kleiner Herzensbrecher. Peer Schmidt meinte damals dazu: „Rühmann wäre sicher hervorragend gewesen. Doch ich will und kann mich nicht mit ihm vergleichen. Ich habe die Rolle nach meiner Art gespielt“. Außerdem wurden die Drehbücher ja wieder dem Original-Dollent angeglichen, sämtliche Rühmann-Veränderungen wurden entfernt. „Deshalb habe ich auch keinen Grund, mich als Lückenbüßer zu fühlen. Wenn man so will, bin ich kein Rühmann-Ersatz, sondern die Original-Besetzung“, so Schmidt. Fast vier Jahre vergingen von Rühmanns Ablehnung bis zur Ausstrahlung der eigentlichen Serie. Doch auch während der Produktion gab es Turbulenzen: die Produktionsfirma wurde nach sechs Folgen gewechselt und damit der gesamte Aufnahmestab. Produzent Heinz Reicht wurde durch Hartmut Grund ersetzt, Regisseur Wolfgang Becker ("Der Kommissar", "Das Kriminalmuseum", "Babeck", "11 Uhr 20", später auch "Derrick", "Der Alte", "Tatort" (Haferkamp)), der damals den Spitznamen „Krimi-Becker“ hatte und für seine spannenden TV-Krimis bekannt war, wurde durch Thomas Engel ersetzt.
Die "coole" Titelmusik lieferte Graziano Mandozzi, der zu den Folgen 1-6 auch die Filmmusik lieferte. In Staffel 2 wurde Bundesfilmpreisträger Erich Ferstl mit der Musikgestaltung beauftragt. Die Serie lief im ZDF (und in der SRG) vierzehntäglich vom 07.04.1974 bis zum 06.10.1974.
Die Drehbücher basieren auf 13 von 14 Kurzgeschichten, die in dem Band Le petit docteur enthalten sind, die Georges Simenon 1938 in La Rochelle verfasste und 1940 erstmals publizierte.
Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Westfrankreich, rund um La Rochelle. Schmidt brachte dazu auch seine Frau, die Schauspielerin Helga Schlack mit und erzählte damals: „Die Dreharbeiten waren eine richtige Strapaze. Täglich standen wir zehn Stunden vor der Kamera“. Man filmte natürlich auch in Marsilly, in jenem Dorf, in dem der Mediziner wohnte, der für Simenons Geschichten Pate gestanden hat. Er hieß tatsächlich Dollent und war mit dem Autor befreundet. Richtige Kriminalfälle löste er jedoch nicht, er war vielmehr als Vermittler in kleineren Streitigkeiten tätig.
Die Resonanz auf die Serie war großteils sehr positiv, vor allem wurde gelobt, dass man die französische Atmosphäre besonders gut eingefangen hatte. Peer Schmidt meinte dazu: „Das war auch schon bei den Dreharbeiten in Frankreich meine größte Überraschung, dass die Franzosen immer wieder ungläubig fragten: „Was die Deutschen drehen das?““. Trotz des Erfolges wurde die Serie nicht fortgesetzt. Der Hauptdarsteller damals dazu: „Ich hätte keine längere Verpflichtung unterschrieben und werde es auch nicht tun. Besser, man sagt: Schade, dass die Serie schon zu Ende ist, als wenn es heißt: „Da ist ja schon wieder der „Kleine Doktor““.
Quelle:Die Krimihomepage