Schon die Inhaltsangabe macht deutlich, dass der einzige in Deutschland auf DVD erschienene Edgar-Wallace-Film der Merton-Park-Studios den Inhalt einer waschechten Wundertüte umfasst. Juwelendiebstahl, Entführung, Mord und eine abschließende Schießerei müssten eigentlich – komprimiert auf eine B-Film-Länge von rund einer Stunde – beste Krimiunterhaltung garantieren. Leider strotzt „Solo für Inspektor Sparrow“ ebenso vor vergebenen Chancen: Alle geschilderten Ereignisse wirken relativ schal und uninteressant und lassen den Zuschauer nicht wirklich mitfiebern. Wenn die Juwelenräuber sich vor einem Streifenpolizisten verbergen oder ungewollt eine Frau umbringen, werden die sich daraus ergebenden Spannungen nicht voll ausgekostet. So vermisse ich trotz inhaltlich wirklich guter Arbeit (die natürlich frei nach Edgar Wallace ist) den gewissen Effektfaktor, den deutsche Edgar-Wallace-Produktionen immer garantieren konnten.
Dabei spielt sich die Story vor interessanten Kulissen ab. Eisenbahnszenen, Sechzigerjahrebars und -wohnungen in einer südostenglischen Kleinstadt, ein Golfhotel und ein verlassener Bauernhof gehören zu jenen Schauplätzen, die echtes englisches Flair vermitteln. Auf Darstellerseite gibt es einige bekannte Namen: Glyn Houston übernimmt die Rolle des Inspektor Sparrow und wird von Michael Chevalier aus „Der Zinker“ synchronisiert. Houston wurde später als Diener Bunter in drei Folgen der Serie „Lord Peter Wimsey“ mit Ian Carmichael bekannt, zeigt sich ein rundes Jahrzehnt zuvor allerdings wesentlich dynamischer und weniger formell. Anthony Newlands als Juwelier Reynolds kennt man ebenfalls aus „Das Rätsel des silbernen Dreieck“, wo er als Zirkusdirektor ebenfalls eine Wallace-Hauptrolle übernahm. „Das Geheimnis der weißen Nonne“ bot dagegen für Allan Cuthbertson nach „Solo für Inspektor Sparrow“ eine weitere Polizistenrolle.
Einen Auftritt der besonderen Art kann Siegfried Schürenberg verbuchen, der hier auf Reynolds Arzt zu hören ist. Die Synchronfassung auf der DVD stammt aus dem Jahr 1963, als „Solo“ gemeinsam mit „Auch tote Zeugen reden“ als Kompilationsfilm „Brillanten des Todes“ in die deutschen Kinos gebracht wurde.
Sauberer und optisch ansprechender, aber wenig substanzieller Krimi ohne echte Wallace-Bezüge. Enthält alles, was gut und teuer ist, und wartet mit einigen namhaften Darstellern auf. 3,5 von 5 Punkten.