Whow, wie cool! Na, das wird bestimmt die beste Folge überhaupt! Viel Spaß in San Francisco und grüß' Mike und Steve von mir!
So, ich bin wieder zurück und dachte mir, ich könnte hier ein paar Eindrücke schildern. Vielleicht in mehreren Episoden, da ich nicht weiß, ob ich wirklich alles auf einmal erzählen kann.
Also, Tag 1, Ankunft in San Francisco. Mein Hotel lag direkt an der Market und 4th Street. Ein ordentliches Haus aus der Kimpton-Hotelkette, relativ neu und modern eingerichtet. Dafür, daß ich erst zwei Tage vorher buchen konnte, war es jedenfalls ein guter Griff (ehrlich gesagt war es das einzige, das das Reisebüro über den Veranstalter als "sicher frei für die fünf Tage" buchen konnte); und dafür war es auch gar nicht so teuer. Schräg gegenüber schon das erste Highlight: der Wendeplatz der Cable-Car-Linie Hyde/Powell & Market, die sicherlich am stärksten (von Touristen) genutzte der drei Linien, denn sie startet mitten in der Stadt (Market Street eben) und endet am Hyde Street-Pier (Ghirardelli Square, Fisherman's Wharf etc.). Nur wenige Schritte weiter und ich stand direkt auf dem Union Square. Krass. Sofort sah ich die Cable Car am St. Francis vorbeifahren, mit ihrem typischen Gebimmel, und ich hatte direkt eine erst kürzlich auf DVD gesehene Episode im Kopf ("Die auffälligen Schuhe"), in der ein Zeitungsverkäufer, ein alter Freund von Mike, um seine Ersparnisse gebracht wird. Eigentlich untersuchen Mike und Steve allerdings unter Druck des Bürgermeisters den Mord an einem Unternehmer, dem eben dieser Zeitungsverkäufer ("Wally") jeden Tag an der Cable Car am Union Square die Zeitung verkaufte (Mr. Henderson). Und da stand ich nun, direkt an der Seite des Union Square, an der auch die Szenen gedreht worden waren, und wo später auch Mike und Steve ermittelten. Der Union Square selbst sieht heute natürlich ganz anders aus. Er wurde offensichtlich erst vor ein paar Jahren neu gestaltet (man erkennt sofort die moderne Architektur der Platzgestaltung), und Zeitungen konnte man leider auch nicht mehr beim fliegenden Händler kaufen.
Die Ecke Powell und Post, hier verkaufte Wally Sensibaugh die neusten Ausgaben seiner Tageszeitung.Nicht nur die umliegenden Geschäfte und Büros haben sich im Vergleich zur Serie geändert, sondern auch die Optik des Union Square selbst.Dann wieder runter zur Grant Avenue, um auf dieser nach China Town raufzugehen. Man kam echt ins Schwitzen, denn San Francisco erlebte in den letzten ein, zwei Wochen (wie das gesamte Nordkalifornien) nicht nur einen ungewohnt warmen Herbst, sondern es wurden Jahrhundertrekordtemperaturen registriert --- darauf war ich kleidungstechnisch allerdings gar nicht eingestellt, was wiederum die freundlichen Damen und Herren bei Macy's freute, wo ich mich mit etwas luftigeren Outfits eindeckte. Also, die Grant rauf und durch das Eingangstor von China Town. Man glaubt es kaum, aber da fällt einem sofort der Vorspann der Serie ein, in dem dieses Tor auch kurz eingeblendet wird. Ich habe es mir eben nochmal auf DVD angesehen; zwar gibt es den Burger-Laden links daneben nicht mehr (heute ein Klamottengeschäft), aber es ist doch irgendwie unverkennbar, wenn man davor steht.
Das bekannte Eingangstor zu China Town. Vorn rechts (nicht im Bild) eines von geschätzten 100 Starbucks Coffee Houses in San Francisco.Dann weiter zu Fuß durch China Town nach Norden. Dafür, dass dieses Viertel in aller Munde ist, fand ich es relativ unspektakulär. Klar, alles ist vorwiegend auf Chinesisch (neben dem Englischen), man läuft (neben all den Touristen) gefühlten 80% Chinesen (oder zumindest Asiaten) über den Weg, aber insgesamt bot China Town keine großen Attraktionen. Schneller als ich mich's versah stand ich an der Ecke Grant und Columbus. Ja, da war doch was. Das Revier von Gus Charnovski, dem alten Kollegen von Mike aus der ersten Folge der Serie. Ich wußte das deshalb noch so genau, weil die erste Folge die ist, die ich vielleicht am häufigsten gesehen habe; zumindest habe ich sie ungemein präsent. Auf jeden Fall kann ich mich daran erinnern, daß relativ am Anfang der Folge Charnovski im Bild eingefangen wird, wie er aus der Grant Avenue auf die Columbus kommt (mit dem Straßenschild "Grant" direkt hinter ihm). Dann machte die Kamera so eine drehende Bewegung als er an ihr vorbeiging (kurz danach kommt er auch an das Geschäft, das überfallen wird). Nach kurzem Weg über die Columbus kreuzte ich dann auch schon den Broadway, auch so ein Abschnitt, der irgendwie oft präsent war. Und wenn man die Straße Richtung Osten zum Embarcadero geht, kommt man schnell an Leuchtreklame vorbei, die einem ebenfalls sehr bekannt vorkommt. Ebenfalls aus dem Vorspann der Serie, also etwa 500 Mal gesehen, die schillernden Tafeln von "Big Al's" und "Roaring 20's". Krass --- und ich stehe mittendrin --- irgendwie surreal.
Früher das berühmt-berüchtigte Rotlichtviertel, ist dieser Abschnitt des Broadway heute nur noch ein kleines Überbleibsel von eben diesem Milieu.Wenn man sich dann wieder ein bisschen gefangen hat, findet man sich schon auf dem Embarcadero wieder; der Ort, der vielleicht die größte Veränderung seit der Serie mitgemacht hat. Anstelle des hässlichen, für mich (aus der Serie) aber doch absolut charakteristischen Freeways ist "The Embarcadero" heute eine breit angelegte Promenade für Fußgänger, Straßenverkehr, Fahrradfahrer und die historischen Trams. Ich hatte erst kürzlich einen Filmbeitrag über San Francisco gesehen --- und nun stand ich selber dort, ziemlich verschwitzt, weniger wegen der Aufregung als vielmehr wegen der unglaublichen Wärme und der prallen Sonne. Egal. Auf den Embarcadero bin ich dann wieder nach links, also nordwärts, eingebogen --- Ziel: Fisherman's Wharf.
Der Embarcadero im Jahr 2010. Breite Bürgersteige und Palmensäume durchsetzen die sechsspurige Verkehrsachse zwischen Fisherman's Wharf und dem AT&T Park, der Heimstätte der San Francisco Giants, in South Beach. Vor 20 Jahren war der Embarcadero noch durch alte Hafenbaracken und mehrspurige Eisenbahnschienen gekennzeichnet --- insgesamt eine wenig attraktive Gegend.Eine der historischen Trams auf dem Embarcadero. Und schon beim Passieren von Pier 33 und 35 (-> An- und Ablegestelle der Alcatraz-Fähren) sieht man, daß man sich auf touristisches Gebiet begibt. Der Lärm nimmt zu, die bunten Farben nehmen zu --- wem's gefällt, von mir aus, mir ist das zu laut. Und zu sehr touristisch. Die Piers, die nicht für touristische Zwecke genutzt werden, sind allerdings nicht mehr zu begehen. Die langgezogenen Pier-Gebäude werden überwiegend als Großgaragen genutzt, sind also noch erhalten, aber die schmalen Pierstraßen, die diese Gebäude jeweils umgeben, sind zu großen Teilen schon vorn am Embarcadero eingezäunt und mit Toren zugesperrt. Ein Hinweisschild besagt dann, daß der Pier wegen "Danger" geschlossen ist. Und wenn man sich die Struktur von der Seite mal anschaut, dann sieht man auch, daß das eine gute Entscheidung ist. Ein Fahrrad könnte das vielleicht noch tragen, bei einem Auto war ich mir da manchmal nicht so sicher! Wie auch immer, an Fisherman's Wharf hat sich --- auch das wußte ich aus der Dokumentation --- in den letzten 20 Jahren sehr vieles verändert. Pier 39 ist ein kunterbunter Touristenmagnet mit lauter Krams- und Fressbuden. Das, was dahinter kommt, erinnert allerdings in weiten Teilen noch an das Fisherman's Wharf, das man auch aus der Serie im Kopf hat. Vor allem die Restaurant-Reihe von Tarantino, Alioto und Fishermen's Grotto ist genau so erhalten gelieben; absoluter Wiedererkennungswert. Und auch das damals schon bekannte Wax Museum oder "Ripley's - Believe it or not"-Kuriositätenkabinett (kommt auch in einer Folge vor, Mike verfolgt hier diesen strohbloden Verdächtigen durch den ganzen Laden bis zur Hintertür) sind noch immer zu finden.
Weltberühmt: das historische Wappen von San Franciscos Fisherman's Wharf.Meeresfrüchte aus Tradition: die alteingesessenen Restaurants Tarantino, Alioto und Fishermen's Grotto. Trotzdem: Tourismus pur.Geht man weiter, kommt man direkt im Anschluß zum Hyde Street-Pier und schließlich zum Ghirardelli Suqare. Und auch hier klingelt es direkt, vor allem Ghirardelli Square selbst, aber auch das Buena Vista und der Hyde Street-Pier mit der Cable-Car-Drehscheibe (beides aus dem Vorspann, aber auch in mehreren Episoden als Drehort) sorgen gleich für ein "Das kennst Du doch"-Erlebnis und ein nahezu heimisches Gefühl!!!
Ebenso traditionsreich: das Buena Vista am Hyde Street-Pier.Wende-Drehscheibe der Cable-Car-Endstation am Fuße der Hyde Street.Möchte man sehen, wie Schokolade zelebriert werden kann, ist man bei Ghirardelli genau richtig. In der historischen Produktionsstätte am Hyde Street-Pier wird heute allerdings nur noch verkauft und verzehrt, produziert wird in San Leandro, auf der anderen Seite der Bay, südlich von Oakland.So, jetzt muss ich erstmal eine Pause einlegen. Meine Finger sind ganz wund. Ich glaube jedenfalls, daß ich mich noch nie in einer fremden Stadt so heimisch gefühlt habe. Und so viel gelaufen bin ich fünf Tage am Stück garantiert auch noch nie!!! Zum Abschluß noch ein paar Stimmungbilder des ersten Abends.
Dämmerung über der berühmten Gefängnisinsel Alcatraz...... und über dem Aquatic Park am Hyde Street-Pier.Ohne Worte.