Plot:Die Story ist wieder einmal hervorragend ausgedacht, entführt einmal mehr in eine noch nicht da gewesene, äußerst eindrucksvolle Umgebung und hält sehr viel unterhaltsame Abwechslung bereit. Interessant ist, wie Bond sein gutes Verhältnis zu dem kriminellen aber sympathischen Draco dazu nutzt, an den noch kriminelleren und ganz und gar nicht sympathischen Blofeld heranzukommen.
Bösewicht:Telly Savalas (1922-1994) ist als Blofeld perfekt besetzt und damit um Längen besser, als sein Vorgänger Donald Pleasance. Sein diabolisches Äußeres, gepaart mit Hochmut und Grausamkeit, liefern genau das Bild ab, dass man von dem, anfangs noch „gesichtslosen“, Superschurken hat.
Wallace-Darstellerin Ilse Steppat (1917-1969) hat als Blofelds Handlangerin Irma Bunt ihren letzten Auftritt, da sie kurz nach Ende der Dreharbeiten starb.
Bondgirl:Diana Rigg (geb.1938) als Tracy ist eines der besten Bond-Girls, das das Genre je hervorgebracht hat, nicht zuletzt wegen des Tiefgangs, den sie der Story verleiht. Die innige Liebesbeziehung zwischen Bond und ihr wird sehr gefühlvoll und glaubhaft dargestellt. Lazenby und Rigg harmonieren ganz hervorragend und bringen wirklich sehr viel Chemie rüber. Diana Rigg ist die (bisher) wohl einzige von Bonds, sonst recht nüchternen, Liebesbeziehungen, die ans Herz wächst und zu Tränen rührt. Tatsächlich weinte Lazenby bei der ersten Aufnahme von Tracys Todesszene, weshalb diese neu gedreht werden mußte, da „ein James Bond nicht zu weinen hat“.
In einer Nebenrolle als eine von Blofelds „Patientinnen“ ist übrigens Catharina von Schell (geb.1944) zu sehen, die 1964 auch in dem Edgar-Wallace-Film das „Verrätertor“ mitgespielt hat.
Schauplätze:Es wurde in Grossbritannien, Portugal und vor Allem in der Schweiz gedreht. So ausführlich wie bei „Feuerball“ das Element Wasser zum Zug kam, so ausführlich entführt dieser Streifen in eine Schnee- und Eislandschaft, mit ganz hervorragenden und ausgesprochen eindrucksvollen winterlichen Aufnahmen der Alpen. Die Verfolgungsjagden auf Skiern sind bemerkenswert sauber und ausführlich inszeniert. Willy Bogner (geb.1942) war für die Skiszenen verantwortlich. Als Lazenby-Double fungierte Ludwig Leitner (1940-2013). Eine kleine Rolle hatte auch Berhard Russi (geb.1948) als Blofeld-Scherge, dessen Leben in einer Schneefräse endet. Hervorragend inszeniert sind auch die winterlichen Auto-Verfolgungsjagden.
Ein weiterer besonders erwähnenswerter Höhepunkt ist die Verfolgung Blofelds durch Bond per Bob im Eiskanal, welche ein wirklich atemberaubendes Finale liefert.
Schmunzeln musste ich, als Bond sich nach der nächsten Poststation erkundigt und Tracy mein Heimatstädtchen "Feldkirch" nennt, das tatsächlich hunderte von Kilometeren entfernt im benachbarten Österreich liegt. Das im Film präsentierte Örtchen hat nicht einmal im entferntesten Ähnlichkeit mit Feldkirch.
Titelmelodie:Da es Probleme damit gab, ein Lied zu komponieren, dass „On Her Majestys Secret Service“ als Refrain rund klingen lässt, wurde von John Barry ein rein instrumentales Stück komponiert, das sehr gut in den Film passt. Weiters bekommt man das von „Satchmo“Louis Armstrong (1901-1971) sehr chremig gesungene Liebeslied „We have all the time in the world“ zu hören, welches stilistische Ähnlichkeit mit dem, ebenfalls von ihm gesungenen, Evergreen „What a Wonderful World“ hat und nicht minder schön und gefühlvoll unter die Haut geht.
Der Vorspann zeigt kurze Szenen aus allen vorangegangenen Bondfilmen, was ihm einen nostalgischen Hauch verleiht.
Wortwitz:Bond, nachdem Tracy ihm in der Prätitelsequenz entflieht: "This never happened to the other fellow."
Bond zu Irma Bunt: "Do you belong to a naval Family?" Irma Bunt: "Naval?" Bond:" Bunt is a nautical term, you see, meaning the baggy or swollen parts of a sail. Nothing personal, of course".
Bond gibt als Sir Hilary getarnt sein Wissen über Wappen zum Besten. Darauf eines der Mädchen: "What is bezant?" Bond: "Gold balls. There's a picture of my own coat of arms, which includes four of them. If you would care to see them." Ruby: "I'd love to. I'm in room..."
Irma Bunt, nachdem Ruby heimlich unter dem Tisch mit ihrem Lippenstift ihre Zimmernummer auf Bonds, nur von einem Schottenrock bedeckten, Oberschenkel schreibt: "Is anything the matter, Sir Hilary?" Bond: "Just a slight stiffness coming on."
Blofeld: "It takes more than a few props to turn 007 into a herald." Bond: "And more than cutting off your ear lobes to turn you into a count."
Bond, nachdem einer seiner Verfolger in eine Schneefrässe gerät und zerstückelt wird: "He had lots of guts."
Bond, nachdem Blofeld während des Kampfes im Rennbob in einer Astgabel hängenbleibt: "He branched off."
Blofeld zu Tracy:"If you are very, very nice to me, I could make you my countess." Tracy:"I'm already a countess."
Sonstige Anmerkungen:Dieser Streifen ist auffallend zurückhaltend mit den etablierten Gadgets, was sich aber aufgrund der atmosphärischen Dichte keinesfalls störend auswirkt. Zu erwähnen ist allenfalls Bonds Safeknack-Hilfe.
Die Actionszenen auf Skiern, im Bob und auf den alpinen Straßen sind allesamt exzellent inszeniert und übertreffen jene in den Vorgängerfilmen. Man erkennt die große Mühe und Sorfgalt, die in den Film investiert wurde. Umso mehr schade ist, dass der Streifen in der Publikumsgunst hinter Connerys Filme zurückfiel, was aber mit Sicherheit nur am Darstellerwechsel lag. An diesem wunderbaren Film selbst kann es ganz einfach nicht liegen, was auch dadurch bekräftigt wird, dass er im Laufe der Zeit seinen Ehrenstatus erreicht hat. Trotz rückläufiger Einspielergebnisse war der Streifen jedoch auch damals alles andere als ein Misserfolg.
Die Ladys aus "The Avengers" (Mit Schirm, Charme und Melone) sind sehr begehrt bei Bond. Neben Diana Rigg ist hier in einer kleinen Nebenrolle auch Joanna Lumley (geb.1946) zu sehen. Honor Blackman ist ja bereits aus "Goldfinger" bestens bekannt.
Regie führte diesmal Peter R.Hunt (1925-2002), der in allen vorangegangenen Bond-Filmen Schnittmeister und teilweise auch Second-Unit-Regisseur war.
Der Piz Palü, auf welchem sich Blofelds Festung befindet, ist fiktiv.
Fazit:"On Her Majesty's Secret Service" besticht durch sehr gute Schauspieler, wunderbare Landschaft, tolle und phantasievolle Action und nicht zuletzt viel Tragik und Gefühl. Gerade Letzteres ist bei Bond sehr selten, wenn nicht sogar einmalig. Ferner erlebt man einen Bond, der sowohl actionbetont, als auch sensibel sein darf. Ein Film, der vorbehaltlos zu den besten Bond-Filmen aller Zeiten zählt und auf's Podest gehört. Klare 5 von 5 für dieses Meisterwerk, mit dem die Bond'schen 60er-Jahre leider enden.