Spenser
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***FORENBOSS***
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« Antworten #7 am: 21. Oktober 2007, 02:18:37 » |
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Prosit, Pumuckl!
Vor 25 Jahren zeigte sich der "Kobold mit dem roten Haar" erstmals im Fernsehen
Ein bayerischer Kobold erobert Deutschland. Nein, die Rede ist nicht von Edmund Stoiber. Es geht um den rothaarigen Klabautermann "Pumuckl", der als Held einer der aufwendigsten Kinderserien des deutschen Fernsehens Generationen von Kindern erfreut - und mit seinem Gekrchze viele Eltern auf die Palme gebracht hat.
Zuerst fr alle unsichtbar: Pumuckls Geburt im Radio Pumuckls Geschichte beginnt allerdings nicht erst im Jahre 1982, sondern schon 20 Jahre frher. Bereits 1962 hatte die Mnchner Schauspielerin, Bildhauerin und Autorin Ellis Kaut die Idee zur Figur des frechen Kobold. Sie hatte als Radioautorin fr das Kinderprogramm des Bayerischen Rundfunks rund 120 "Geschichten vom Kater Musch" geschrieben, einer Hrspielreihe um eine Katze, die sprechen kann, dies aber nur mit ihrem Herrchen tut. Nachdem der Darsteller des Herrchens Intendant in Freiburg wurde und nicht mehr zur Verfgung stand, musste die Reihe eingestellt werden und der BR suchte ein halbes Jahr lang hnderingend nach einem Nachfolger. Schlielich kam Ellis Kaut die Idee mit dem Kobold, nachdem sie ihren Mann im Skiurlaub mit Schnee beworfen und er sie daraufhin als "Pumuckl" bezeichnet hatte. Sie berlegte, wer, was und vor allem wie so ein "Pumuckl" sein knnte und entwickelte schlielich die uns allen bekannte Figur, die von 1962 bis 1971 in rund 90 Radiohrspielen ihr Unwesen trieb.
Krhen, Kreischen, Jubilieren: Hans Clarin, der Stimmenakrobat
Von Anfang an dabei war Hans Clarin, der seine Stimmbnder nach allen Regeln der Kunst maltrtierte und Pumuckl reimen, schimpfen und frech sein lie. Mehr als 40 Jahre lang lieh der gebrtige Ostfriese und in Bayern berhmt gewordene Clarin dem Kobold seine charakteristische Stimme. Meister Eder indes wurde anfangs von Gustl Weihappel und Alfred Pongratz gesprochen, wobei letzterer auch durch die Hrspielverffentlichungen auf unzhligen Schallplatten und CDs zu unvergessener Berhmtheit gelangte.
Fr den vielseitigen Darsteller Hans Clarin, der 15 Jahre lang dem "Bayerischen Staatsschauspiel" angehrte, im "Wirtshaus im Spessart" und in den Pippi-Langstrumpf-Filmen mitspielte, wurde der Pumuckl zur Rolle seines Lebens. Auch, wenn er dies anfangs nie geahnt htte: "Als ich das Pumuckl-Manuskript von Ellis Kaut das erste Mal gelesen habe, hat es mir gar nicht gefallen. Ich wusste auch gar nicht, wie so ein Gnom eigentlich sprechen sollte. Aber da Pumuckl ein Trotzkopf ist, habe ich mir gedacht, dass er hufig schreien msste." Das tat er dann auch, vier Jahrzehnte lang, wesentlich fter und lnger als der ebenfalls von ihm synchronisierte "Kookie" in "77 Sunset Strip", und schlielich musste er nach einer Operation an den Stimmbndern seine Arbeit als Synchronsprecher beenden. 2003 kehrte Clarin im Kinofilm "Pumuckl und das Zirkusabenteuer" noch einmal in die Werkstatt von Meister Eder zurck. Diesmal allerdings nicht als Pumuckl, sondern als Meister Eder selbst. Hans Clarin starb am 28.8.2005 auf seinem alten Bauernhof bei Aschau im Chiemgau.
Der Schreiner mit den weien Haaren
Fr die Fernsehgeneration gibt es seit eh und je nur einen Meister Eder: Gustl Bayrhammer. Auch der am 12.2.1922 in Mnchen geborene Bayrhammer lernte seinen Beruf - nicht Schreiner, sondern Schauspieler - wie es sich gehrt, mit einer klassischen Ausbildung am Theater. Nach zahlreichen Engagements in ganz Deutschland kehrte er Ende der 60er Jahre an die Mnchner Kammerspiele zurck. Dem Fernsehpublikum begegnete er ab 1971 regelmig als knurriger "Tatort"-Kommissar Melchior Veigl, als der er dann fast 15 Jahre lang Verbrecher durch die Mnchner Unterwelt jagte. Auerdem trat er regelmig fr das ZDF im "Kniglich Bayerischen Amtsgericht" und in den "Weiblauen Geschichten" auf. Am bedeutendsten aber ist seine Darstellung des vterlichen Pumuckl-Freundes Meister Eder, der den frechen Kobold mit Engelsgeduld zu erziehen versucht.
Fr die erste Staffel der legendren Fernsehserie, die die ARD ab Ende September 1982 ausstrahlte, wurden Bayrhammer noch die Haare wei gefrbt, damit er noch etwas "grovterlicher" wirkte. Fr die zweite Staffel war dies schon nicht mehr ntig, da bis dahin immerhin 5 Jahre vergingen und die Natur ihren Lauf nahm. Bereits die Produktion der ersten Staffel dauerte 5 Jahre und verschlang satte 8,5 Millionen D-Mark (ca. 4,4 Mio Euro). Bayrhammer musste sich den animierten Kobold stndig vorstellen, da die Trickfigur erst im Nachhinein in den Film montiert wurde. Als Hilfestellung fr das richtige Timing der Dialoge sprach Regisseur Ulrich Knig whrend der Dreharbeiten Pumuckls Texte.
Bayrhammer spielte den Schreinermeister Eder so berzeugend, dass ihm der "Fachverband Holz und Kunststoff Bayern" fr seine "besonderen Verdienste um das bayerische Schreinerhandwerk" eine goldene Ehrennadel verlieh. Fr sein schauspielerisches Schaffen erhielt er auerdem noch den Bayerischen Filmpreis, die Ludwig-Thoma-Medaille und die Goldene Medaille des Bayerischen Rundfunks. Laut Bayrhammer ist Meister Eder "fr Pumuckl wie ein Vater. Er ist gerecht und bringt dem Pumuckl das Positive des Lebens nahe. Der Pumuckl mchte Erklrungen und will bei der Hand genommen werden. Und was knnen wir mehr wollen, als dass die Kinder zu Hause sich mit uns freuen und auch mal mit uns traurig sind..." Traurig waren Bayrhammers Fans am 24. April 1993, als der beliebte Volksschauspieler nach einem zweiten Herzinfarkt berraschend starb.
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