Slings & Arrows (CA, 2003-2006) Story: Es ist gar nicht so einfach, dass New Burbage Festival erfolgreich zu fhren, wo doch nur Shakespeare auf dem Spielplan steht und Vergangenes einfach nicht ruhen will. Da wird schon mal zu ungewhnlichen Manahmen gegriffen, ein Hollywoodstar engagiert zum Beispiel. Und wie Leichenbestatter und Hamlet zusammenpassen, zeigt sich auch schneller als erwartet ...
Darsteller: Martha Burns (Ellen Fanshaw), Paul Gross (Geoffrey Tennant), Mark McKinney (Richard Smith-Jones), Oliver Dennis (Jerry), Susan Coyne (Anna Conroy), Graham Harley (Cyril), Catherine Fitch (Maria), Stephen Ouimette (Oliver Welles), Michael Polley (Frank), Sean Cullen (Basil), Leon Pownall (Brian), Luke Kirby (Jack Crew ), Jennifer Irwin (Holly Day ), Rachel McAdams (Kate McNab), Matt Fitzgerald (Sloan ), u.a.
Links / Infos: IMDB.comWunschliste.deEPguides.comSlings & Arrows ist eine kanadische Dramedy rund um die Rnkespiele und Eitelkeiten hinter den Kulissen eines notorisch finanzschwachen Theaterfestivals. In Kanada lief die preisgekrnte Serie zwischen 2003 und 2006. Ab morgen (21.15 Uhr) zeigt der ZDFtheaterkanal alle 18 Folgen in deutscher Erstausstrahlung.
Inhalt
Sein oder Nichtsein? Das ist hier die Frage. Obs edler im Gemt die Pfeil und Schleudern des wtenden Geschicks zu ertragen oder sich waffnend gegen eine See von Plagen, durch Widerstand sie enden... Die Pfeile und Schleudern (Slings & Arrows) des wtenden Geschicks treiben jedoch nicht nur Hamlet um, sondern auch diejenigen, die ihn eigentlich auf die Bhne bringen sollen.
Vor sieben Jahren hat Geoffrey Tennant (Paul Gross) als Schauspieler den ultimativen Hamlet gegeben, eine allseits gefeierte Jahrhundert-Darbietung. Doch nach nur drei Auffhrungen ist Tennant wahnsinnig geworden, was seiner Bhnenkarriere ein ziemlich abruptes Ende setzte. Immer noch nicht geistig ganz stabil inszeniert er heute mit einer kleinen Truppe ambitionierte Stcke in einem vllig verfallenen, eigentlich abbruchreifen Lagerhaus, fr das er die Miete nicht bezahlen kann.
Seine Kollegen von einst arbeiten derweil am renommierten New Burbage Festival, wo ein ums andere Jahr nichts als Shakespeare, Shakespeare und noch mal Shakespeare gespielt wird. Aus Ellen Fanshaw (Martha Burns), Tennants Geliebter von frher, ist eine bittere, prtentise Diva geworden, die fortwhrend hinter jungen, mnnlichen Betthschen her ist. Oliver Welles (Stephen Ouimette) ist ein alternder, schwuler Regisseur, der sich vor der Mittelmigkeit und Anspruchslosigkeit seiner eigenen Inszenierungen nur noch in den Alkohol zu retten wei.
Nach der lauwarmen Premiere einer besonders uninspirierten Darbietung von Shakespeares Sommernachtstraum entdeckt Welles in den TV-Nachrichten einen Bericht ber seinen alten Weggefhrten Geoffrey Tennnat, der sich aus Protest gegen die Zwangsrumung seines Theaters an das Gebude gekettet hat und eine flammende Rede auf die Bhnenkunst hlt. Welles versucht Tennant anzurufen, stsst bei seinem frheren Freund jedoch auf taube Ohren. Vom Alkohol bermannt strzt Oliver auf die Strae, whrend sich ein Lastwagen nhert.
Einen tdlichen Autounfall spter wird Geoffrey Olivers Nachfolger als Leiter des New Burbage Festivals und hat fortan nicht nur mit einem sich an Shakespeare abmhenden Hollywood-Star (Luke Kirby), einem ganz und gar auf Profitmaximierung bedachten Finanzchef (Mark McKinney, Studio 60 on the Sunset Strip), sondern auch mit Oliver selbst zu tun, der ihm ganz im Stile von Hamlets Vater als Geist erscheint...
(c) ZDF/Ben Mark Holzberg
Kritik
Zugegeben: Der ZDFtheaterkanal ist bisher weniger durch sein vorzgliches Serienangebot aufgefallen. Um es mal ganz vorsichtig auszudrcken. Die meisten von uns drften, wenn sie bislang berhaupt von diesem digitalen Spartensender gehrt haben, darin nur einen weiteren Beweis fr die elitr-intellektuelle Masturbation ffentlich-rechtlicher Programmverantwortlicher gesehen haben.
Mit Slings & Arrows dringt der ZDFtheaterkanal jedoch in eine vllig neue Dimension vor: Sicher ein bichen elitr und ein bichen intellektuell ist die Serie auch. So hilft es fr das Verstndnis und den Genu ungemein weiter, wenn man schon mal von Shakespeare gehrt und vielleicht sogar das ein oder andere Stck von ihm gesehen oder gelesen hat. Doch vor allem aber ist Slings & Arrows geradezu unverschmt unterhaltsam. Selten war ich so schnell von einer neuen Serie berzeugt.
Auf wunderbar leichtfige und doch eindringliche Art und Weise erzhlt Slings & Arrows von dem groen Gegensatz der heutigen Kultur zwischen knstlerischer Vision und kommerziellem Ausverkauf. Dabei gelingt der Serie das Kunststck diesen an und fr sich genommen sehr abgehobenen und abstrakten Konflikt auf eine menschlich greifbare und emotional erfahrbare Ebene zu heben: am Beispiel von Geoffrey und Oliver wird daraus eine Geschichte um Identitt und Aufrichtigkeit auch und vor allem sich selbst gegenber.
Kombiniert mit der kstlichen Komik, die sowohl aus dem chaotischen Theateralltag als auch aus der Konfrontation des Regisseurs mit dem Geist seines einstigen Mentors resultiert, gelingt es Slings & Arrows geradezu vorzglich, die Handlung des zu inszenierenden Stcks (in der ersten Staffel: Hamlet) mit den Vorgngen hinter den Kulissen zu parallelisieren.
Sehr zu Gute kommt der Serie dabei, dass das dreikpfige Autorenteam selbst aus Schauspielern besteht, was mageblich zum Facettenreichtum und damit zur Glaubwrdigkeit der Serie beitrgt. Die darstellerischen Leistungen in der Serie selbst sind durchweg exzellent und lassen einen auch ber kleinere Schwchen im Drehbuch (im Pilot z.B. ein etwas witzloser Nebenplot um den frheren Schauspiellehrer einer Darstellerin) hinwegsehen.
Alles in allem ist diese an klassischen Theateranspielungen reiche Serie ein Juwel der kanadischen Serienproduktion, welche eigentlich nur eine Frage offen lsst: Warum gibt es ausgerechnet in Deutschland, dem Land von Goethe, Schiller und Brecht, so eine Serie nicht?