Spenser
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***FORENBOSS***
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« Antworten #1 am: 27. Januar 2006, 19:19:35 » |
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Damit beginnt eine Serie von Komdien, die den naiven Optimismus der Roosevelt-ra in der Weltwirtschaftskrise reprsentieren. "Mister Deeds geht in die Stadt" (1936) zeigt Gary Cooper als Tuba-Blser und Freizeitdichter Longfellow, der seine Millionenerbschaft an notleidende Farmer verteilen mchte und wegen seiner seltsamen Haltung entmndigt werden soll. Doch Korruption und Inhumanitt kommen nicht gegen das starke Individuum an.
Sozialkritische Komdie la Capra: Mr. Deeds ist die Inkarnation des armen, aber anstndigen Kleinstdters, der einen aussichtslos scheinenden Kampf gegen die korrupte Obrigkeit fhrt und schlielich mit seinem Optimismus alle Schwierigkeiten berwindet. Wieder erhlt Capra den Regie-Oscar, der ihm noch ein drittes Mal fr den Film "Lebensknstler" (1937) mit James Stewart und Jean Arthur verliehen wird. Die gleiche Besetzung steht auch in "Mr. Smith geht nach Washington" (1939) vor der Kamera, und diesmal erhlt der Film den Oscar fr das beste Skript.
1941 lt sich Capra zum Leiter der Filmproduktion des Kriegsministeriums ernennen und organisiert die bekannte und erfolgreiche Reihe "Why We Fight", fr die er namhafte Regisseure gewinnen kann und selbst einige Filme inszeniert.
Dann grndet er gemeinsam mit William Wyler, George Stevens und Samuel Briskin die Firma Liberty Films, fr die er auch "Ist das Leben nicht schn?" (1947) inszeniert. Auch dieser Film, wieder mit James Stewart, wird fr den Oscar nominiert: Der himmlische Sendbote Clarence beweist dem lebensmden George Bailey auf sehr einfache Weise, wie nutzvoll sein Leben ist. Er zeigt ihm, was aus dem Nest Badford Falls geworden wre, wenn es George nicht gegeben htte.
All diese Filme spielen vor dem Hintergrund der Roosevelt-ra. Doch das Besondere an Capra ist, da er alles mit so leichter Hand serviert, und da das soziale Engagement in keinem seiner Filme den Ton der ausgleichenden Gerechtigkeit strt: Der eiskalte Geschftsmann darf ein bichen Herzblut zeigen, die von ihm Unterdrckten gewinnen gewisse Privilegien, und wenn Protagonist James Stewart dem Mdel von der Heilsarmee die Sammelbchse aus der Hand schlgt, berkommen ihn sofort Skrupel und er kniet nieder, um die weggerollte Mnze aufzuheben. Vershnliches mit einem Schleier von Patina.
Capras Komdien sind geprgt vom uramerikanischen Glauben an die Allmacht des cleveren und ehrlichen Einzelgngers. Seine liebenswert antiquierten Helden sehen sich zwar stets von Widrigkeiten umgeben, aber Capra hat nicht den bissig zynischen Ton eines Preston Sturges. Bis zuletzt hngt Capra seinem alten Traum nach, noch 1961 in "Die unteren Zehntausend" mit der kstlichen Bette Davis und Glenn Ford.
Das ist eine vergngliche, leichte Story aus der New Yorker Unterwelt, eine sanfte Variante der "Dreigroschenoper", ein wenig breit ausgewalzt fr das Minimum an Handlung, aber liebenswert vor allem wegen der brillanten skurrilen Typen: Da ist die alternde Bette Davis als Apfel-Annie, ein weiblicher Clochard, dem Glenn Ford (als herzhafter Schieber David) und all die anderen Underdogs helfen, eine vornehme Abstammung vorzutuschen, um ihrer Tochter die Ehe mit einem spanischen Grafen zu ermglichen.
In seinen Filmen lehrt Capra dem Publikum auch das Heulen, doch am Ende gibt es ein befreites Aufatmen. Denn immer hat er ein Wunder bereit, und der Schwejk ist dem gebrtigen Sizilianer stets nahe, auch in den von ihm produzierten Propagandafilmen der Reihe "Why We Fight": Der tapfere Soldat reagiert in all seiner Unschuld auf die Welt um ihn herum. Capra starb mit 94, als man ihn in Hollywood - nicht in Europa - fast vergessen hatte, obwohl er in den 30er Jahren dreimal als Regisseur den Oscar erhalten hatte und er zweimal den besten Film des Jahres prsentierte.
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