Lese dieses Buch erst seit ein paar Minuten und habe 9 Kapitel geschafft.
Was mich weiterhin an den Brandman-Romanen stört, sind die Dialoge. Jesse, Molly und Suit unterhalten sich untereinander in einem sehr formalen, fast schon geschäftlichen und unfreundlichen Ton, der gar nicht zur Reihe und zu den Figuren passt. Keine Kollegen die sich so lange schon kennen, reden so miteinander. Ich dachte das hätte Brandman abgeschafft, aber sein Schreibstil und seine Sprache hat sich kein bisschen verändert. Jesse ist sogar vulgärer geworden. Gut, er war noch nie ein frommer, höflicher Klosterschüler, auch unter Parker nicht, da benutzte er auch häufiger Kraftausdrücke - aber nicht so, dass es einem störte.
Humor ist im Roman quasi nicht vorhanden. Es ist alles so ernst. Dafür sprechen mich aber die beiden Fälle an. Eine Story erzählen, das kann Brandman sehr gut.
Das 3. Kapitel kann man bis jetzt als Highlight ansehen. Was die Pfleger/innen mit dem demenzkranken Donnie Jacobs angestellt haben, ist an Grausamkeit nicht mehr zu überbieten. Vieles was hier geschildert wird (an's Bett fesseln, prügeln, etc.) habe ich selbst schon von Bewohnern erfahren. Leider wird so etwas in den meisten Fällen erst recht spät erkannt und ein Berufsverbot erhalten, die wenigsten von den gewalttätigen Pflegern. Für mich sind das keine Kollegen, sondern Arschlöcher. Wie kann man seine Wut nur an wehrlosen alten Menschen auslassen, das verstehe ich wahrscheinlich nie, kann man auch nicht. Einige von denen machen das noch nicht mal aus Wut, sondern haben Freude daran, friedliche alte Menschen zu verletzen. Diese Sadisten brauchen definitiv ärztliche Hilfe. Es gibt mittlerweile ja (Gott sei Dank!) Vereine die den Opfern von Gewalt in Pflegeheimen helfen. Es muss einfach mehr getan werden!
Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, sollte sich dringend mal das Buch "Abgezockt und Totgepflegt" zulegen, darin erfährt man den Alltag eines Mannes, der ohne Vorkenntnisse als Pflegehelfer in mehreren Heimen in ganz Deutschland arbeitet und dort schreckliche Dinge erlebt. Es hagelte ja nicht nur Zustimmung für Markus Breitscheidel, einige behaupten, er hätte das meiste nur erfunden. Is klar, die vielen schrecklichen Bilder die man in dem Buch findet, sind natürlich nur per Photoshop entstanden.

Ich habe in einem Pflegeheim in Mainz dasselbe erlebt wie Breitscheidel und könnte wie er einen ganzen Roman darüber schreiben, aber ich will das hier nicht vertiefen, da mir wahrscheinlich auch kaum einer glaubt (aus dem Gesundheitsbereich). Jedenfalls nimmt mich so ein Thema immer sehr mit und ich könnte ewig darüber quatschen, mache das aber nicht, es geht ja um den Jesse Stone-Roman von Brandman.
Der Arzt in der Seniorenresidenz in Paradise scheint Donnie ja nicht zu glauben, der meint allen Bewohnern ginge es gut im Heim. Jesse ist mal wieder auf sich alleine gestellt, aber er weiß ja von Donnie nun, welcher Pfleger ihn misshandelt - die Leviten gelesen hat er ihm (Chuck) dann im 7. Kapitel. Jesse hat dem Typen richtig Angst eingejagt, vorerst wird er sich wohl nicht mehr an Donnie vergreifen.
Im 5. Kapitel taucht Gino Fish auf, aber auch er ist, wie die anderen Charaktere kaum wiederzuerkennen.
Im darauffolgenden 6. Kapitel erleben wir ein Comeback der besonderen Art. Sister Mary John, die Nonne die man bisher nur aus jeweils einen Jesse und einem Sunny-Roman her kannte, kehrt hier zurück. Jesse will mehr Infos über die ermordete Prostituierte erfahren (die, die ihm bekannt vorkommt), stattdessen erhält er von ihr eine Einladung zu einem Abendessen. Unrealistischer geht's ja wohl kaum. Eine Nonne die Metal hört und die ein sexuelles Interesse an einem Polizisten signalisiert. Wo gibt's denn sowas, wohl nur in Paradise.
