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Autor Thema: Die Unbestechlichen (All the President’s Men) (1976)  (Gelesen 1033 mal) Durchschnittliche Bewertung: 5
Dan Tanna Spenser
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« am: 30. April 2015, 01:50:46 »

Die Unbestechlichen ist eine Film-Adaption des Buches Die Watergate-Affäre (Originaltitel: All the President’s Men) von Carl Bernstein und Bob Woodward aus dem Jahre 1976. William Goldman schrieb das Drehbuch nach dem Tatsachenbericht über den Polit-Skandal für Regisseur Alan J. Pakula. Zusammen mit Klute (1971) und Zeuge einer Verschwörung (1974) bildet Die Unbestechlichen die sogenannte „Paranoia-Trilogie“ in Pakulas Werk.

Handlung

Der Film beschreibt die mehrjährigen Recherchen der Journalisten Carl Bernstein und Bob Woodward von der Washington Post seit dem US-Präsidentschaftswahlkampf 1972. Sie deckten auf, dass Mitarbeiter des Weißen Hauses das Wahlkampfbüro der oppositionellen Demokratischen Partei abhören wollten, was schließlich zum Rücktritt des US-Präsidenten Richard Nixon führte. Dabei trifft sich Woodward öfter mit einem geheimnisvollen Informanten, der nur unter dem Decknamen Deep Throat genannt wird, und dessen Identität zum Zeitpunkt der Dreharbeiten nicht bekannt war.

Erfolg

Der acht Millionen Dollar teure Film spielte allein in den USA 70 Millionen Dollar ein. Unter anderem wurde Die Unbestechlichen für acht Oscars, vier Golden Globes und zehn British Academy Film Awards nominiert und ging bei der Oscarverleihung 1977 in vier Oscar-Kategorien als Sieger hervor. Ende 2010 wurde der Film in das National Film Registry der US-Kongressbibliothek aufgenommen. Die Begründung: Es sei das seltene Beispiel, dass ein Bucherfolg in einen Kinohit und ein Kulturphänomen übertragen wurde.

Kritiken

    Lexikon des Internationalen Films: Zwei amerikanische Journalisten, die hartnäckig, gegen starke Widerstände, eine zunächst vage Spur verfolgen, decken ein Komplott in höchsten Regierungskreisen auf. Kriminalfilm auf dem Hintergrund des authentischen Watergate-Skandals, der zum Sturz des Präsidenten Nixon führte. Spannend, ausgezeichnet gespielt: Ein Politthriller von hoher Qualität.

    Die Zeit 1976: Pakula gelingt es erstaunlicherweise, aus sattsam bekannten Details und unter Verzicht auf jegliche Dramatisierung einen spannenden Film zu machen, der viel über amerikanisches Selbstverständnis und Presseverständnis aussagt. Pakulas Handikap: Allzuoft artet sein Film in Telephonorgien aus, die dem Talent seiner Stars nicht sehr viel Raum lassen.

Auszeichnungen (Auszug)

Oscar

Auszeichnungen

    Bestes adaptiertes Drehbuch: William Goldman
    Bester Nebendarsteller: Jason Robards
    Bester Ton: Arthur Piantadosi, Les Fresholtz, Rick Alexander, James E. Webb
    Bestes Szenenbild: George Jenkins, George Gaines

Nominierungen

    Bester Film: Walter Coblenz
    Beste Regie: Alan J. Pakula
    Beste Nebendarstellerin: Jane Alexander
    Bester Schnitt: Robert L. Wolfe

Writers Guild of America

    Bestes adaptiertes Drehbuch: William Goldman

New York Film Critics Circle Awards

    Bester Film
    Beste Regie: Alan J. Pakula
    Bester Nebendarsteller: Jason Robards

Literatur

    Carl Bernstein, Bob Woodward: Die Watergate-Affäre. (Originaltitel: All the President’s Men). Deutsch von Karl Otto von Czernicki. Mit einem Vorwort von Dieter Gütt. Vollständige Taschenbuchausgabe. Droemer-Knaur, München / Zürich 1974, ISBN 3-426-00362-7, 416 S.
    Bob Woodward, Carl Bernstein: Ein amerikanischer Alptraum. Die letzten Tage in der Ära Nixon. Athenäum, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-610-08485-5.


    Dustin Hoffman: Carl Bernstein
    Robert Redford: Bob Woodward
    Jack Warden: Harry M. Rosenfeld
    Martin Balsam: Howard Simons
    Hal Holbrook: „Deep Throat“
    Jane Alexander: Judy Hoback
    Jason Robards: Ben Bradlee
    Stephen Collins: Hugh Sloan
    Ned Beatty: Martin Dardis
    Meredith Baxter: Debbie Sloan
    Robert Walden: Donald Segretti
    Penny Fuller: Sally Aiken
    Henry Calvert: Bernard Barker
    Dominic Chianese: Eugenio Martinez
    Lindsay Ann Crouse: Kay Eddy
    Richard Herd: James W. McCord
    Ron Hale: Frank Sturgis

Quelle: wikipedia



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« Antworten #1 am: 21. Juli 2020, 22:42:43 »

Vielleicht ist es die stillste Explosion der Filmgeschichte. Sie passiert dort, wo eigentlich nie etwas spannendes passiert. In einem Parkhaus, nachts. Ein unerfahrener Reporter und ein Mann im Schatten, der unerkannt bleiben muss. Was zwischen den beiden geschieht, was der eine dem anderen zu sagen hat, sprengt die Grenzen des Alltäglichen. Es geht um den größten politischen Skandal der US-Nachkriegsgeschichte.

Seit 2005 weis die Welt, wer 'deep throat', der Geheimnisvolle aus dem Parkhaus war. Es hieß Mark Felt, war langjähriger Arbeiter im FBI und verriet sein Geheimnis erst kurz vor seinem Tod. Ohne ihn hätte es vielleicht keinen Watergate-Skandal gegeben und die Menschen wären ahnungslos geblieben. Und ohne All the President's Men (Die Unbestechlichen, 1976) wäre die Welt um einen ihrer größten Kinoklassiker ärmer.

An dieser Stelle greift wirklich der alte Spruch, dass dieser Film und seine Botschaft heute noch so aktuell sind wie damals. Auch heute gibt es viele Menschen, deren
Gewissen es nicht erlaubt zu schweigen. Ohne Bradley Manning und Edward Snowden wüssten wir nichts über den Überwachungswahn westlicher Geheimdienste, der Orwellsche Ausmaße annimmt. Die Preisfrage bleibt jedoch, ob die Geschichte vom Watergate-Skandal zu einem Relikt wird, weil ein Geheimnisverrat im Dienste der höheren Moral immer schwieriger wird. Oder weil man zum Dank, mit Absegnung des Friedensnobelpreisträgers Barack Obama, lebenslänglich im Knast, oder beim lupenreinen Demokraten Vladimir Putin im Exil landet.

All the President's Men wäre auch der geeignete Erziehungsfilm für eine wachsende Generation von Journalisten, die nicht mehr der Elite auf die Finger schauen, sondern so gerne Teil der Elite sein wollen. Die ihre Positionen und Botschaften nicht mehr hinterfragen und den Kontakt zum kleinen Mann immer mehr verlieren. Wenn diese Transformation erst mal abgeschlossen ist, wären Geschichten wie diese immer weniger vorstellbar.

Erzählt wird die Geschichte der Washington Post-Redakteure Bob Woodward (Robert Redford) und Carl Bernstein (Dustin Hoffmann), die den Watergate-Skandal aufdecken. Es beginnt mit einem Routinetermin im Gericht, einem goldenem Augenblick eines Reporterlebens, den die allermeisten niemals erleben. Ein kleiner Augenblick, der den Stein ins Rollen bringt.

Vom Einbruch ins Wahlkampfquartier der Demokraten bis zur Aufdeckung von illegalen Wahlkampfspenden und Abhöraktionen, Veruntreuung und Korruption in großen Stil, ist es ein langer und mühsamer Weg. Hilfreich sind vor allem die Tipps von Woodwards geheimer Quelle, die er wegen seiner tiefen Stimme 'deep throat' (Hal Holbrook) nennt.

Woodward und Bernstein, zwei relativ kleine Lichter der Zeitung, kämpfen dabei gegen Windmühlenflügel. Gegen die mächtigen Republikaner, die mit Nixon den Präsidenten stellen, bestens vernetzt mit den Schalthebeln der Macht. Gegen eine ungläubige Öffentlichkeit, die sich ein solches Ausmaß an Korruption nicht vorstellen mag. Und nicht zuletzt gegen Widerstände im eigenen Haus und Kollegen, die ihnen die Story wegnehmen und erfahreneren Redakteuren weiterreichen wollen.

Auch Woodward und Bernstein sind sich zuerst nicht grün und wachsen erst nach und nach zu einem Team zusammen. Denn sie wissen: Sie haben nur sich, ihren Hunger, ihre Integrität. Und die Schützenhilfe des knurrigen Chefredakteurs Ben Bradlee (Jason Robards), ein Schlachtross aus dem Bilderbuch der unbeugsamen Vierten Gewalt. ("Er hasst es, wenn von Glück die Rede ist statt von harter Arbeit.")

Es ist ein mühsamer Weg, der wenig mit üblichem Spannungskino zu tun hat. Regisseur Alan J. Pakula und Redford als mitausführender Produzent waren sich einig, aus diesem Stoff kein übliches Hollywood-Theater zu machen. Es gibt keine Leichen, keine Verfolgungsjagden, nichts mal eine lausige Schlägerei. Es geht 'nur' um politische Korruption und investigativen Journalismus.

Und das brachte Pakula authentisch auf die Leinwand. Ein Verdacht hier, ein bisschen Eins-und-Eins-zusammenzählen dort. Dazwischen: Zahllose Telefonate, endlose Interviews und mühsame Spurensuche in Archiven und Aktenbergen. Fragen, wühlen, schnüffeln. Kein Ergebnis? Noch mal fragen, tiefer wühlen, noch mehr schnüffeln. Wenn die Spur im Sand verläuft: Immer weiter, immer weiter.

Die Materie ist nicht einfach. So unspektakulär die Handlung aussieht, so bedachtsam muss man ihr folgen. Wer den Faden verliert, sieht bei all den Namen und Spuren bald den Wald vor Bäumen nicht mehr. Zweieinhalb Stunden lang. Dabei interessiert sich das Drehbuch nicht für die Menschen hinter den Positionen. Woodward und Bernstein sind Journalisten, und als nichts anderes sehen wir sie von der ersten bis zur letzten Minute. Kein Privatkram, keine Gefühle. Ihre Wohnungen sehen aus wie unaufgeräumte Hotelzimmer. Das einzige, was man persönlich nennen könnte, sind die Papierberge, die Arbeit, die sie sich aus der Redaktion mit nach Hause nehmen. Helden der Arbeit.

Pakulas Regie steckt voller Symbolik. Zum Beispiel in der berühmten Einstellung, in der die beiden Reporter in der Kongressbibliothek Zettel zählen, eine mühsame Schweinearbeit, und die Kamera dabei immer weiter von ihrem Tisch zoomt. Am Ende gibt sie den Blick auf die ganze Lesehalle frei und zeigt uns das Labyrinth, in das Woodward und Bernstein gerade eingetreten sind. Oder wenn sie sich auf dem Weg zum Interviewmarathon machen und ihr Auto als einziges Gefährt die Straße hinauf fährt, während auf der Gegenspur alles im Stau steckt, sie quasi gegen den Strom schwimmen.

Im Parkhaus ist es trotz Beleuchtung so dunkel wie in der finstersten Nacht. Holbrook ist in seiner Rolle als geheimer Informant fast nur im Schatten zu sehen. Völlig klar, an diesem Ort gären die Geheimnisse, die den Glauben an die heile Welt erschüttern. Wie grell dagegen das Licht der Bürolampen in den Redaktionsräumen von der Decke brät. Ein Großraumbüro ohne Trennwände. Egal was einem während der Arbeit passiert, wer wen gerade zur Sau macht, die ganze Truppe kriegt es mit. Völlig klar, an diesem Ort werden die Geheimnisse ans Licht gezerrt, aufgeschrieben und gedruckt. (Aber nie vergessen: Zwei Bestätigungen aus mindestens zwei unabhängigen Quellen!)

Auch die Akustik ist bedeutungsgeladen. Es beginnt bereits beim Vorspann, wenn die Leinwand noch schwarz ist und nur das Knacken eines Dietrichs zu hören ist (der Einbruch ins Watergate Hotel). Die Wahrheit dringt zu uns, dem Zuschauer, durch. Leise, aber unaufhaltsam.

Und am Ende sieht man Richard Nixon im Fernseher. Noch lacht er, noch donnern die Kanonenschüsse. Aber im Hintergrund schreiben Woodward und Bernstein einfach weiter, unbeirrt und unerschrocken. Das Klappern der Schreibmaschinen übertönt bald den Fernseher, die Wahrheit ist stärker als die Lüge. Welch schöner Gedanke.

Pakulas vorherige Filme sprachen eine dunkle Sprache. Klute (1971) und The Paralax View (Zeuge einer Verschwörung, 1973) fügten sich mit diesem Film zu einer Trilogie. Doch All the Presidents Men verströmte eine Zuversicht, die nicht typisch war für die Paranoiaalpträume des New Hollywood. Zum Filmende ist der Skandal nicht komplett aufgedeckt (auch das war mutig), noch bleibt Nixon im Amt, aber es ist alles nur eine Frage der Zeit.

Bei diesem Film ist der Weg das Ziel: Der Sinn besteht nicht darin, am Ende zwei strahlende Helden zu präsentieren. Im Gegenteil. Kurz vor Ende, bei der letzten Unterredung mit Bradlee (selbst im Morgenmantel verliert er nicht seine natürliche Autorität) steht fast alles nochmal auf der Kippe. Er bläut den beiden ein: Ihr habt die Suppe bestellt, jetzt löffelt sie aus. Macht weiter, bleibt am Ball, es geht um viel.

Der Sinn dieses Films ist zu zeigen, dass das Suchen nach der Wahrheit Kraft und Ausdauer erfordert. Und dass sich das alles lohnen kann.


Nachtrag, der Erste: Es gibt Menschen, die verfügen über ein beeindruckend stabiles Weltbild. In Redfords Dokumentation All the Presidents Men Revisited (2013) verdrückt Nixons ehemaliger Redenschreiber Ben Stein eine Träne: „Kein Präsident wurde jemals so ungerechtfertigt verfolgt wie Nixon. Für mich ist er ein Heiliger.“

Ben Stein war übrigens nicht nur Teilzeitschauspieler (zum Beispiel als Wirtschaftskundelehrer von Ferris Bueller), sondern an der Montgomery Blair High School Klassenkamerad von Carl Bernstein. Jawoll, so lustig kann das Leben manchmal sein.

Nachtrag, der Zweite: Im August 2013 kaufte Amazon-Präsident Jeff Bezos die Washington Post für 250 Millionen Dollar. Ich sehe es schon vor mir: "Kunden, denen diese Enthüllungsreportage gefiel, kauften auch...".   totlachen

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