HandlungIn einer nebligen Nacht legt das Schiff „San Luis“ im Hafen von Barranca an, einem kleinen exotischen Ort irgendwo in Südamerika. An Bord befindet sich das Showgirl Bonnie Lee aus Brooklyn. Die junge Frau ist auf der Überfahrt nach Panama auf der Suche nach einem neuen Job, nachdem sie ihr letztes Engagement verloren hat. Als das Schiff länger im Hafen auf seine Weiterfahrt warten muss, entschließt sie sich, von Bord zu gehen und die Gegend zu erkunden. In einem örtlichen Café trifft sie auf die beiden US-amerikanischen Piloten Les Peters und Joe Souther, die für eine zweitklassige Fluglinie Luftpost über die Anden fliegen. Bonnie ist froh, ein paar Landsleute gefunden zu haben, und willigt ein, sie zu ihrem Stützpunkt auf ein paar Drinks zu begleiten. Ihre Fluglinie gehört dem Holländer John Vanrider, der von allen schlichtweg „Dutchy“ genannt wird. Er besitzt zudem eine Bar, die gleichzeitig auch als Hotel und Schaltzentrale seiner Piloten fungiert.
Dort angekommen, hat Chefpilot Geoff Carter unerwartet einen dringenden Auftrag für Joe. Trotz des immer noch schlechten Wetters soll der junge Flieger die neueste Post sicher nach Peru ausliefern. Joe zögert zunächst, macht sich aber dennoch auf den Weg, während sich Geoff um Bonnie kümmern will. Der dichte Nebel zwingt Joe, umzukehren und ein riskantes Landemanöver zu wagen. Dabei streift ein Flügel seiner Maschine einen Baum und er stürzt ab. Bonnie ist über Joes tragischen Unfalltod zutiefst erschüttert, während die Männer um sie herum, vor allem Geoff, stoisch ruhig bleiben und erstaunlich schnell zu ihrer Routinearbeit zurückkehren. Im Verlauf des weiteren Abends versucht Bonnie Geoffs Verhalten zu ergründen. Sie erfährt, dass nicht nur sein Geschäftssinn und seine strenge Arbeitsmoral als Pilot allein für seine emotionslose Reserviertheit verantwortlich sind: Vor einigen Jahren gab es eine Frau in seinem Leben, die ihn der gefährlichen Fliegerei wegen verlassen hat, weshalb er seither jegliche Gefühlsbindung vermeidet. Obwohl Bonnie noch in der gleichen Nacht mit ihrem Schiff weiterreisen wollte, entscheidet sie sich, für mindestens eine Woche länger in Barranca zu bleiben, um Geoff näher kennenzulernen.
Bereits am nächsten Tag trifft ein neuer Pilot namens Bat MacPherson auf dem Flugplatz ein, um Joe zu ersetzen. Geoff erkennt in ihm den Mann wieder, dessen Feigheit einst dem Bruder seines besten Freundes Kid das Leben gekostet hat, als er mit einem Fallschirm aus seinem brennenden Flugzeug sprang, aber seinen Mechaniker zurückließ. Geoff stellt MacPherson zwar aus Mangel an fähigen Angestellten ein, doch alle anderen Flieger machen aus Verachtung fortan einen großen Bogen um ihren neuen Kollegen. Kid fällt es besonders schwer, seine Wut auf den Neuankömmling im Zaum zu halten. MacPhersons Frau Judy ahnt nichts von der unrühmlichen Vergangenheit ihres Gatten. Als sie Geoff in der Bar begegnet, sind beide überrascht sich wiederzusehen, ist sie doch dieselbe Frau, die ihn einst verlassen hat.
In der Folgezeit erhält MacPherson die gefährlichsten Aufträge und nimmt sie ohne sich zu beklagen an, in der Hoffnung, er könne dadurch den Respekt der anderen Piloten zurückgewinnen. Bonnie ahnt derweil, dass die attraktive Judy Geoffs alte Flamme ist, und kann sich einem Anflug von Eifersucht nicht erwehren. Sie versucht zwar, so zu tun, als würde ihr nichts an dem Piloten liegen, doch ihre Sorge und Angst um Geoff bei einem Testflug enthüllen ihre wahren Gefühle für ihn. Als eines Tages eine Fracht mit leicht entzündlichem Nitroglycerin transportiert werden soll, ist es erneut MacPherson, der sich bereit erklärt, die Ladung über die Anden zu fliegen, obwohl sich ein heftiges Unwetter am Horizont ankündigt. Während er bereits in der Luft ist, sucht Judy Geoff in seinem Kommandoraum auf, um endgültig zu erfahren, warum ihr Mann von allen anderen so schlecht behandelt wird und er die waghalsigsten Flüge zu erledigen hat. Da Judy sich nicht abwimmeln lässt und sich das Wetter zusehends verschlechtert, bricht Geoff MacPhersons Mission ab und beordert ihn über Funk zurück.
Am darauffolgenden Abend findet Geoff Judy angetrunken in der Bar vor. Sie schickt sich an, eine weitere Flasche zu öffnen, während sie ihm ihren Frust zu erklären versucht. Ihr Mann habe sich geweigert, ihr von seiner Vergangenheit zu erzählen, weshalb sie nun die Ehe beenden wolle. Geoff gibt ihr zu verstehen, dass sie MacPherson vertrauen solle und dass es Dinge gebe, die ein Mann lieber für sich behält. Anschließend findet Geoff zu seiner Überraschung Bonnie in seinem Zimmer vor, die dort ein Bad nehmen will, da ihre eigene Unterkunft weder mit einer Dusche noch mit einer Badewanne ausgestattet ist. Kurz darauf klopft Judy an die Tür, um ihm mitzuteilen, dass er Recht habe und sie zu egoistisch sei, anstatt ihrem Mann ohne Vorbehalte loyal zur Seite zu stehen. Sie bedankt sich und kehrt zu ihrem Ehemann zurück. Bonnie ist erstaunt über Geoffs Bemühen, die Ehe der MacPhersons zu retten. Nachdem sich beide näherkommen, versichert sie ihm, dass sie bereit sei, seinen gefährlichen Beruf ohne Jammern und Klagen zu akzeptieren. In diesem Moment wird Geoff von Kid zu einem weiteren Testflug mit einem neuen Flugzeug gerufen. Gemeinsam wollen sie eine wichtige Fracht zu ihrem Zielort bringen, obwohl das Wetter sich erneut verschlechtert und dicke Nebelschwaden aufziehen. Bonnie kann trotz aufrichtigem Bemühen, sich zusammenzureißen, ihre Nerven nicht beruhigen. Sie fürchtet um Geoffs Leben und will ihn nicht gehen lassen. Sie greift verzweifelt zu seiner Pistole und will ihn damit zum Bleiben zwingen. Aus Versehen löst sich dabei ein Schuss und trifft Geoff in die Schulter. Nun kann er das Flugzeug nicht mehr steuern, weshalb sich MacPherson bereiterklärt, zusammen mit Kid die Aufgabe zu übernehmen.
Als sie in den Anden durch einen Pass fliegen und sich aufgrund der schlechten Sicht fast ausschließlich auf ihre Instrumente verlassen müssen, scheuchen sie unbeabsichtigt eine Gruppe von Vögeln auf. Eines der Tiere, ein großer Andenkondor, stürzt dabei mit voller Wucht in ihre Windschutzscheibe und bricht Kid das Genick. Ein anderer gerät in die Turbinen und das Flugzeug fängt Feuer. Verletzt und unfähig sich zu bewegen verlangt Kid von MacPherson, aus dem Flieger zu springen und damit sein Leben zu retten. Doch dieses Mal will MacPherson seinen Copiloten nicht im Stich lassen. Es gelingt ihm, die Maschine in Barranca zu landen und Kid aus dem Flugzeug zu ziehen. Geoff und seine Leute eilen ihnen zu Hilfe. Doch Kid ist zu schwer verwundet und erliegt schon bald seinen Verletzungen. Bevor er stirbt, verzeiht er MacPherson und verabschiedet sich von seinem besten Freund Geoff.
MacPherson wird von nun an von allen Piloten als gleichrangiger Kollege geachtet. Bonnie hat indes ihre Sachen gepackt, um Barranca zu verlassen. Insgeheim hofft sie jedoch, Geoff würde sie bitten zu bleiben. Er schlägt hingegen vor, eine Münze darüber entscheiden zu lassen. Bei Kopf soll sie bleiben, bei Zahl gehen. Es fällt Kopf und Geoff gibt ihr einen Kuss, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmet. Als Bonnie bemerkt, dass die Münze auf beiden Seiten ein Kopf ziert, weiß sie, dass Geoff sie auf seine Art zum Bleiben bewegen wollte.
VorgeschichteRegisseur Howard Hawks, selbst ein begeisterter Pilot, hatte 1930 seinen Bruder Kenneth, den damaligen Mann von Mary Astor, bei einem Flugzeugabsturz verloren. Dieses Ereignis und einige weitere Fliegergeschichten verarbeitete Hawks 1938 zu einer Kurzgeschichte unter dem Titel Plane Four from Barranca, die später die Grundlage für das Drehbuch von S.O.S. Feuer an Bord liefern sollte. Er erinnerte sich später: „Ich habe diese Geschichten miteinander verbunden, aber sie basieren allesamt auf wahren Begebenheiten.“ Hawks konnte sich dabei an seinen eigenen Erlebnissen orientieren: „In S.O.S. Feuer an Bord kannte ich jeden der Charaktere aus eigener Erfahrung. Ich wusste genau, wie sie reden.“
Hawks, der bereits in der Vergangenheit mit Start in die Dämmerung (The Dawn Patrol, 1930) und Today We Live (1933) Filme über Piloten gedreht hatte, kehrte mit S.O.S. Feuer an Bord zurück zu diesem Themenkomplex um eine geschlossene Männergesellschaft, die nach strengen Regeln lebt und Neuankömmlinge nur dann akzeptiert, wenn diese die bestehenden Vorgaben und Rituale anerkennen.
Besetzung und DreharbeitenMit der Rolle des hartgesottenen Geoff Carter konnte Cary Grant seine Bandbreite als Schauspieler erweitern, nachdem er während der 1930er Jahre zumeist humorvolle Gentleman-Rollen in einer Reihe von Liebeskomödien gespielt hatte, wie etwa in Hawks’ Leoparden küßt man nicht (Bringing Up Baby, 1938) an der Seite von Katharine Hepburn. Auch für Jean Arthur war S.O.S. Feuer an Bord eine willkommene Abkehr von den zahlreichen Komödien, mit denen sie seit 1936 zum Topstar der Columbia Pictures aufgestiegen war. Sie nahm die Rolle des Showgirls Bonnie Lee jedoch erst an, nachdem sich ihre Pläne zerschlagen hatten, an der Seite von Gary Cooper in dem Western Union Pacific unter der Regie von Cecil B. DeMille aufzutreten. Joel McCrea und Barbara Stanwyck erhielten stattdessen die Hauptrollen in dieser Produktion. Arthur sollte daraufhin die Rolle der Lorna Moon in Golden Boy (1939) übernehmen, doch auch hier wurde sie letztlich von Barbara Stanwyck ersetzt. Beim Dreh von S.O.S. Feuer an Bord hatte Arthur daraufhin Schwierigkeiten mit Hawks’ Hang zur Improvisation von Dialogen zurechtzukommen. Als der Regisseur Bonnie subtil und sexy von ihr gespielt sehen wollte, erwiderte sie nur knapp: „Das kann ich nicht.“, weshalb Hawks nach den Dreharbeiten ihr gegenüber meinte, sie sei „eine der wenigen Personen, mit denen [er] gearbeitet habe, denen [er] überhaupt nicht weiterhelfen konnte.“
Die damals erst 20-jährige Rita Hayworth erhielt mit dem Film ihre erste Rolle in einer Großproduktion von Columbia, nachdem sie mehrere Jahre nur in kleinen Nebenrollen oder als Heldin zahlreicher B-Filme zu sehen war. Studioboss Harry Cohn überzeugte Howard Hawks persönlich, Hayworth die Rolle der Judy anzuvertrauen. Hawks erkannte zwar früh ihre Unerfahrenheit, was ihre Schauspielkunst anbelangte, doch er hielt sie dennoch geeignet für die Rolle: „Ich habe da eine Theorie, dass die Kamera bestimmte Leute mag und andere nicht. Sie hatte ein Gesicht, bei dem ich wusste, dass ich es mit der Kamera ohne Probleme einfangen konnte. Sie war sehr attraktiv, aber auch sehr nervös.“ Hayworth bestätigte ihre Nervosität später in einem Interview: „Es war ein schwieriger Film für mich. Ich hatte nie zuvor einen großen Spielfilm gedreht und ich war geradezu eingeschüchtert.“ Als es ihr schwer fiel, überzeugend die Betrunkene in einer Szene zu spielen, gab Hawks Hauptdarsteller Cary Grant die Anweisung, er solle während eines weiteren Versuchs eiskaltes Wasser über Hayworths Kopf gießen, ihr die Haare mit einem Handtuch trocknen und dabei den Dialog spontan ändern, um ihr eine natürliche Reaktion abzugewinnen. Hawks erklärte es so: „Sie arbeitete hart. Doch sie konnte keine Betrunkene spielen und ich hätte nichts von ihr verlangt, wozu sie zu der Zeit noch nicht in der Lage war. Sie war noch ein Kind und verängstigt, weil sie hier mit einigen der besten Schauspieler der Branche arbeitete.“
Stummfilm-Star Richard Barthelmess hatte bereits 1930 in Start in die Dämmerung unter der Regie von Howard Hawks einen Piloten gespielt. Mit S.O.S. Feuer an Bord versuchte er ein Comeback, nachdem er 1936 seine Karriere an den Nagel gehängt hatte, obwohl er den Übergang zum Tonfilm vergleichsweise unbeschadet überstanden hatte. Da sein einstiger Erfolg zum größten Teil auf seinem jungenhaften Aussehen beruhte, ließ er sich in Paris die Tränensäcke verkleinern. Doch die Schnitte unter seinen Augen entzündeten sich und es blieben tiefe Narben zurück, die nur mit dickem Make-up abgedeckt werden konnten. Hawks bestand jedoch darauf sie für den Film nicht zu kaschieren, weil er meinte, dass „diese Narben seine Geschichte erzählen und wichtig für [seine] Rolle“ seien.[8] Zudem ließ der Regisseur Holzbretter vom Set entfernen, die ursprünglich dem eher kleinen Schauspieler mehr Körpergröße verleihen sollten, um damit dessen niedrigen Rang unter den Piloten zu veranschaulichen.
Wissenswertes: Ursprünglich sollte der Originaltitel Pilot Number 4 lauten.
Der im Film mehrfach wiederholte Funkspruch „Calling Barranca“ (zu dt.: „Barranca, bitte kommen“) wurde später oft in Zeichentrickfilmen zitiert, u. a. in denen der Looney Tunes.
S.O.S. Feuer an Bord war Cary Grants 33. Film in nur sieben Jahren. Gleichzeitig war es sein zweiter von insgesamt fünf Filmen, die er mit Hawks gemeinsam drehte. Die anderen vier waren die Komödien: Leoparden küßt man nicht (1938), Sein Mädchen für besondere Fälle (1940), Ich war eine männliche Kriegsbraut (1949) und Liebling, ich werde jünger (1952).
In Amerika wurde Cary Grant später häufig mit der Zeile „Judy, Judy, Judy!“ imitiert. Es heißt, sie stamme aus S.O.S. Feuer an Bord, obwohl sie im Film so nicht erwähnt wird.
Schauspieler Thomas Mitchell schaffte es 1939 in fünf der finanziell erfolgreichsten Filme jeweils eine größere Nebenrolle zu spielen: neben S.O.S. Feuer an Bord war er auch in Ringo, Der Glöckner von Notre Dame, Mr. Smith geht nach Washington und als Vater von Scarlett O’Hara in Vom Winde verweht zu sehen.
Cary Grant: Geoff Carter
Jean Arthur: Bonnie Lee
Richard Barthelmess: Bat MacPherson
Rita Hayworth: Judy MacPherson
Thomas Mitchell: Kid Dabb
Sig Ruman: John „Dutchy“ Vanrider
Victor Kilian: Reynolds „Sparks“
John Carroll: Gent Shelton
Allyn Joslyn: Les Peters
Noah Beery Jr.: Joe Souther