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Autor Thema: Einer flog über das Kuckucksnest (One Flew Over The Cuckoo’s Nest) (USA, 1975)  (Gelesen 634 mal) Durchschnittliche Bewertung: 5
Dan Tanna Spenser
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« am: 06. August 2017, 21:05:28 »

Handlung

Um eine Gefängnisstrafe auf bequeme Weise abzusitzen, täuscht der wegen Verführung einer Minderjährigen verurteilte Randle Patrick (R.P.) McMurphy eine psychiatrische Erkrankung vor. Er wird in eine Anstalt verbracht, in der sein Geisteszustand überprüft werden soll.

Auf der Station befinden sich 18 Patienten unter der Aufsicht der machtbesessenen und sadistischen Oberschwester Ratched. Die Behandlung besteht in der Ausgabe von Medikamenten und für neun Patienten, die dazu fähig sind, in Sitzungen in Gruppentherapie.

McMurphy will sich der Routine in der Anstalt nicht anpassen. Er organisiert Geldspiele und Wetten. Unter anderem scheitert er mit der Wette, einen schweren Waschtisch hochzuheben und durch das vergitterte Fenster zu werfen. Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen ihm und dem Indianer Chief Bromden, welcher als taubstumm gilt. McMurphy gelingt es, ihn aus seiner Lethargie zu reißen. Auch die anderen Insassen lernen von ihm nach und nach, ihren Willen zu äußern. Nachdem Schwester Ratched trotz Abstimmung den Insassen den Wunsch verweigert hat, die Baseballendspiele im Fernsehen anzuschauen, entführt McMurphy bei einem Ausflug für die Insassen, die freiwillig auf der Station sind, den Ausflugsbus sowie ein Boot, mit dem die Gruppe erfolgreich zum Hochseeangeln ausfährt.

Bei einer weiteren Gruppensitzung kommt es zu einer Schlägerei McMurphys mit einem Aufseher, bei der ihm Chief Bromden zu Hilfe kommt. Beide werden samt einem dritten Insassen mit Elektroschocks bestraft.

Der Chief, der sich nur taubstumm gestellt hat, spricht mit McMurphy über eine Flucht nach Kanada und über seine Angst, ein freies Leben zu wagen.

Die Gutachter stufen McMurphy als nicht krank, aber gefährlich ein. Schwester Ratched setzt sich für seinen Verbleib auf der Station ein. McMurphy muss auf unbestimmte Zeit dort bleiben, obwohl seine Strafzeit verbüßt ist.

Am Tag der geplanten Flucht holt McMurphy seine Freundin Candy und deren Freundin Rose auf die Station, indem er den Nachtwächter besticht. Sie betrinken sich und feiern Abschied. Der junge, stotternde Mitpatient Billy Bibbitt tanzt mit Candy. McMurphy drängt ihn dazu, mit ihr seinen ersten Sex zu erleben. McMurphy schläft darüber ein, und so wird er am nächsten Morgen noch auf der verwüsteten Station angetroffen.

Billy tritt mit Stolz und ohne Stottern vor Schwester Ratched und die Insassen. Schwester Ratched bringt ihn jedoch in seinen vorherigen Zustand zurück, indem sie ihm droht, alles seiner Mutter zu erzählen. In einem unbeobachteten Moment schneidet sich Billy mit einer Scherbe die Kehle durch. Als Ratched empfiehlt, weiterzumachen wie bisher, versucht McMurphy sie zu erwürgen, wird aber von einem Wächter gestoppt.

Daraufhin wird McMurphy einer Lobotomie unterzogen. Als er wieder auf die Station gebracht wird, möchte der Chief mit ihm fliehen. Als er erkennt, dass McMurphy einen schweren Hirnschaden erlitten und seine Persönlichkeit verloren hat, erstickt er ihn mit einem Kissen, bricht aus der Anstalt aus, indem er den Waschtisch (s.o.) aus dem Boden reißt und ihn durch ein Fenster schleudert und rennt in die Nacht davon.

Hintergrund

    Der Titel basiert auf einem englischen Kinderreim:

    Vintery, mintery, cutery, corn,
    Apple seed and apple thorn;
    Wire, briar, limber lock,
    Three geese in a flock.
    One flew east,
    And one flew west,
    And one flew over the cuckoo's nest.
    Der Witz des Abzählreims besteht darin, dass Gänse (geese) in einem Schwarm (flock) nicht in verschiedene Richtungen (east, west) fliegen können, und dass der Kuckuck kein Nest baut.

    „Cuckoo“ bedeutet in US-amerikanischer Umgangssprache „verrückt“. Das „cuckoo’s nest“ könnte damit die Nervenheilanstalt bezeichnen.
    Formans Werk ist eine Anklage gegen die Bevormundung Schwächerer. Er stellt u. a. die Frage, wer das Recht hat, über andere Menschen zu bestimmen und sie in Gruppen einzuteilen. Der Zuschauer ist aufgefordert, aus seiner freiwilligen Gefangenschaft zu fliehen und ein freies Leben zu wagen.
    Einer flog über das Kuckucksnest festigte nicht nur Jack Nicholsons guten Ruf als Charakterdarsteller, sondern verhalf auch mehreren Schauspielern zum Durchbruch. In diesem Film gaben ihr Debüt: Christopher Lloyd (Zurück in die Zukunft I–III), Brad Dourif und Danny DeVito (er wurde von seinem Freund Michael Douglas vermittelt.)
    In dem 1962 erschienenen Roman Keseys wird die Geschichte aus der Sicht Bromdens erzählt. Laut eigener Aussage hat Kesey den Film nie gesehen. Gleichzeitig bemängelte er, dass der Film nicht, wie das Buch, aus Sicht von Chief Bromden erzählt wird.
    Inspiriert zu Einer flog über das Kuckucksnest wurde Kesey 1959 durch seine Arbeit als Aushilfe in der Psychiatrieabteilung am Veterans Hospital im kalifornischen Menlo Park. Dort gaben ihm Wissenschaftler im Rahmen des CIA-Forschungsprogramms MKULTRA psychotrope Substanzen, um deren Auswirkungen zu studieren. Die Erlebnisse verarbeitete er während der Zeit von Winter 1960 bis Frühling 1961 zu dem später verfilmten Roman.
    Michael Douglas produzierte den Film zusammen mit Saul Zaentz, nachdem ihm sein Vater Kirk Douglas die Rechte an dem Stoff überlassen hatte. Dieser hatte sich Jahre zuvor nicht nur die Rechte an dem Buch gesichert, sondern auch das Stück auf der Bühne aufgeführt, mit ihm selbst als Hauptdarsteller bei nur mäßigem Erfolg; seine eigenen Versuche, den Stoff zu verfilmen, waren gescheitert. Produziert wurde mit der Firma Fantasy Films, welche im Besitz eines Distributionsvertrags mit United Artists war.
    Die Dreharbeiten fanden in der psychiatrischen Klinik Salem (2011 abgerissen) in Oregon statt. Zahlreiche Patienten spielten als Statisten mit oder halfen bei den Dreharbeiten. Der Direktor der Klinik und einige Ärzte treten im Film als Gutachter auf.
    Mit Einer flog über das Kuckucksnest begann der dreijährige Siegeszug der United Artists bei der Oscarverleihung in der Kategorie Bester Film.
    Eine Folge der Dokumentarfilmreihe Es war einmal … von Antoine de Gaudemar (ARTE France, 2011, 52 Min.) hat den Film zum Gegenstand.

Unterschiede zum Roman

Die Filmadaption unterscheidet sich in mehreren Punkten vom Roman. Aus Gründen des Spannungsbogens und der Zeitgrenze wurden ausschmückende und erläuternde Elemente gestrichen. Am bedeutendsten ist, dass das Geschehen nicht aus Sicht des Häuptlings stattfindet. Dieser leidet an paranoider Schizophrenie, was sich auch im Schreibstil Keseys deutlich äußert. Bromden gibt aufschlussreiche Informationen über die Vorgeschichte der Station, insbesondere über das manipulative Verhalten Ratcheds, die über diese diktatorisch gebietet.

Auch merkt McMurphy im Roman wesentlich früher, dass der Häuptling nicht taubstumm ist, behält es jedoch lange für sich. Weiterhin sind sich im Buch die Insassen ihrer Rolle als Gefangene sehr wohl bewusst und hassen Schwester Ratched zutiefst. McMurphy zeigt ihnen jedoch genau, wie sie von Ratched angestiftet werden, sich untereinander zu demütigen und zu entblößen. So wird im Roman ein ausgiebiges Denunziantentum geschildert.

Im Roman wird McMurphys Tod zuvor angedeutet. Eine seiner Tätowierungen ist ein Pokerblatt auf der Schulter: Asse und Achten – das Blatt, das Dead Man’s Hand genannt wird, da Wild Bill, ein Spieler des Wilden Westens, es bei seiner Ermordung auf der Hand gehabt haben soll.

Eine Schlüsselszene des Romans ist in der Filmadaption nicht enthalten: Der Insasse Cheswick begeht im Roman Suizid. Er ist einer der Ersten, die unter dem Einfluss McMurphys aufblühen. Die Enttäuschung über McMurphys Einordnung in das System, nachdem er erfahren hat, dass die meisten seiner Mitpatienten freiwillig dort therapiert werden, treibt Cheswick dazu, sich im Schwimmbecken zu ertränken. McMurphy resigniert im Buch zunehmend und setzt sich damit auch dem Unmut der Mitpatienten aus, die diesen versuchten Wandel zum Konformen nicht verstehen können. Im Film wirkt der Charakter bis zum Schluss ungebrochen, während er im Buch ein Bewusstsein für seine schwindenden Widerstandskräfte entwickelt.

ritiken
Quelle    Bewertung
Rotten Tomatoes    
Kritiker    [2]
Publikum    [2]
Metacritic    
Kritiker    [3]
Publikum    [3]
IMDb    [4]

    „Eine unterhaltsame Tragikomödie, überzeugend in der Schauspielerführung und Milieuzeichnung, zugleich aber fragwürdig in der eher oberflächlichen, auf Lach- und Schockeffekte spekulierenden Schilderung des ‚Irrsinns‘.“

– Lexikon des internationalen Films[5]

    „Das 1975 gedrehte Psychodrama brachte nicht nur dem aus der Tschechoslowakei geflohenen Miloš Forman den US-Durchbruch, sondern festigte auch Jack Nicholsons Status als nonkonformistischer Star. […] Das Ergebnis ist ein überragendes Werk, das sowohl komische als auch tragische Elemente gekonnt verbindet. Der Erfolg des Filmes ist vor allem dem genial aufspielenden Jack Nicholson zu verdanken, der McMurphy gekonnt von Moll bis Dur bis in die kleinste Nuance beherrscht. ‚Einer flog über das Kuckucksnest‘ wurde so zum finalen Höhepunkt des New Hollywood Cinema, dem amerikanischen Autorenkino der 1960er und 70er Jahre, das bald durch die Flut anspruchsloser Blockbusterfilme zu einem jähen Ende kam.“

– Filmreporter.de[6]
Auszeichnungen

    Oscar: Bester Film, Beste Regie (Miloš Forman), Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson), Beste Hauptdarstellerin (Louise Fletcher).
    Damit ist dies nach Es geschah in einer Nacht (1935) von Frank Capra der zweite Film, der in den fünf wichtigsten Kategorien – den sogenannten Big Five – einen Oscar gewinnen konnte. Er war für neun Kategorien nominiert. Der nächste (und bis jetzt letzte) Film, dem das gelang, war Das Schweigen der Lämmer (1992).
    Britischer Filmpreis: Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson), Beste Hauptdarstellerin (Louise Fletcher), Bester Nebendarsteller (Brad Dourif), Bester Schnitt
    Bodil: Bester nicht-europäischer Film
    Preis der Writers Guild of America: Bestes Drehbuch nach literarischer Vorlage
    Preis der Directors Guild of America: Beste Regie
    Golden Globe Award: Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson), Beste Hauptdarstellerin (Louise Fletcher), Bester Nachwuchsdarsteller (Brad Dourif)
    National Society of Film Critics: Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson)
    David di Donatello: Beste Regie, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson)
    Nastro d’Argento: Beste Regie
    Los Angeles Film Critics Association Awards: Bester Film
    New York Film Critics Circle Award: Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson)
    National Board of Review: Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson)
    Im Jahr 1993 Aufnahme in das National Film Registry.

Der Film rangiert in einigen Listen des renommierten American Film Institutes:

    1998: Platz 20 der 100 besten Filme aller Zeiten (2007: Platz 33)
    Die von Louise Fletcher verkörperte Rolle der Schwester Ratched erreichte Rang 5 der Top-50-Schurken.
    In der Liste der 100 meist inspirierenden Filme rangiert der Film auf Platz 17.

DVD-Veröffentlichungen

    Einer flog über das Kuckucksnest. Deutsch (Mono), Englisch (Dolby Surround), Spanisch (Mono). Warner Home Video 2005
    Einer flog über das Kuckucksnest. Edition „Bester Film“. Special Edition (2 DVDs). Warner Home Video 2007

Literatur

    Joanne Berry: Einer flog über das Kuckucksnest. One Flew Over the Cuckoo’s Nest (1975). In: Steven Jay Schneider (Hrsg.): 1001 Filme. Edition Olms, Zürich 2004, ISBN 3-283-00497-8, S. 596
    Ken Kesey: Einer flog über das Kuckucksnest. Roman. (Originaltitel: One Flew Over the Cuckoo’s Nest). Deutsch von Hans Hermann. 24. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-15061-1.
    Dale Wasserman: Einer flog über das Kuckucksnest. Ein Stück in 2 Akten. Nach dem Roman von Ken Kesey. (Originaltitel: One Flew Over the Cuckoo’s Nest). Deutsch von Jürgen Fischer. S. Fischer, Frankfurt am Main 1976
    One Flew Over the Cuckoo’s Nest, New American Library; TB-Reprint, ISBN 0-451-16396-6.
    Einer flog über das Kuckucksnest. Erzählt von Dominic Raacke. Hörbuch auf 6 CDs, 463 Minuten. Patmos, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-491-91230-4.



    Jack Nicholson: Randle Patrick McMurphy
    Louise Fletcher: Mildred Ratched
    Brad Dourif: Billy Bibbit
    Danny DeVito: Martini
    Christopher Lloyd: Taber
    Vincent Schiavelli: Fredrickson
    Will Sampson: „Häuptling“ Chief Bromden
    William Redfield: Harding
    Dean R. Brooks: Dr. Spivey
    Scatman Crothers: Orderly Turkle
    Lan Fendors: Schwester Itsu
    Sydney Lassick: Charly Cheswick
    Josip Elic: Bancini
    William Duell: Sefelt
    Peter Brocco: „General“ Matterson
    Nathan George: Washington
    Michael Berryman: Ellis



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« Antworten #1 am: 14. August 2017, 23:19:59 »

Hatte den Film damals 2x in der Schule gesehen - hatte ihn damals zuvor noch nie gesehen. der Film begann als Komödie...hatte mehrere witzige Stellen, doch dann wurde der Film zunehmend ernster und beklemmender. Lange zeit konnte ich die Szene, wie Jack unter Elektroschocks gesetzt wurde, nicht vergessen....das war damals mit das schockierenste, was ich als Jugendlicher in einem Film gesehen habe.

ich weiß noch, dass ich mich freute, dass Will Sampson in dem Film war, den ich als Indianer Two-Leaf aus der Robert-Urich-.Serie "Vegas" gut kannte....wenngleich er hier nicht gerade viel Dialog hatte Grinsen

Das Ende des Films.....traurig, beklemmend...schockierend.

der Film selbst ist schon wirklich ein Meisterwerk, das man gesehen haben sollte.

Sehr guter Film/Serie
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« Antworten #2 am: 19. Juni 2020, 01:07:59 »

Als Anfang der sechziger Jahre Ken Keseys fantasievolle und gleichzeitig tief erschütternde Erzählung „Einer flog über das Kuckucksnest“ veröffentlicht wurde, stand ziemlich schnell fest, dass diese Geschichte rund um eine Gesellschaft, die Modernität und Fortschritt über Menschlichkeit und Toleranz stellt, als Drama verfilmt werden sollte. Aber erst 13 Jahre später sollte dies verwirklicht werden.

Nicht selten entstehen berechtigte Zweifel, dass ein auf einem Roman basierender Film auch nur ansatzweise den Status seiner literarischen Vorlage erreichen könnte, vor allem, wenn das Buch schon „von klassischer Qualität“ (Norddeutscher Rundfunk) und eine „dramatische, tief erschütternde Erzählung“ (Baseler Nachrichten) mit „Sprachwitz und Erfindungsgabe“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) ist. Was also ist von einem Film zu halten, der von dem Schöpfer der Story – Ken Kesey – nie gesehen wurde und auf der anderen Seite unzählige Preise einheimste?

Die Geschichte spielt in einer psychiatrischen Klinik, in der Insassen unterschiedlichster geistiger Verfassungen und Krankheiten wohnen und „behandelt“ werden. Es herrscht allgemeine Lethargie getragen von einem stets gleich ablaufenden Alltag, in dem die Patienten essen, schlafen, an Gruppensitzungen teilnehmen und Karten spielen. Diese Atmosphäre wird unterbrochen, als Randle Patrick McMurphy (Jack Nicholson) eintrifft. Der stets lachende, vor Energie strotzende Mann Ende dreißig bildet den kompletten Gegensatz zu den bereits „einheimischen“ Insassen und erweckt den Anschein, in einer psychiatrischen Klinik fehl am Platz zu sein. Der Zuschauer erfährt, dass ihn dieser Eindruck nicht trügt, denn weder ist McMurphy geistig krank noch psychisch gestört, sondern hat sich selbst einweisen lassen, um einer Strafe im Arbeitslager zu entgehen. Bald aber muss er erfahren, dass das Leben in dieser Klinik kein Spaß ist und ihm hier Gefahren drohen, die weit über das körperliche Maß hinaus gehen.

Regisseur Miloš Forman verfilmte nicht nur ein Drama, sondern erschuf vielmehr eine Tragikkomödie. Die meiste Zeit des Films ist der Zuschauer durchaus in der Lage, herzhaft zu lachen und sich über die meist niedlichen „Macken“ der Patienten und die spontanen Aktionen McMurphys zu amüsieren. Deshalb fragt man sich zurecht, ob Miloš Forman wirklich die Aussage des Buches erkannt hat, da er den Zuschauern „Einer flog über das Kuckucksnest“ zunächst als relativ leichte Kost serviert. In Keseys Roman hingegen herrscht von der ersten Zeile an düstere, bedrückende Stimmung, die sich durch die gesamte Handlung zieht. Die Klinik wird als furchtbarer Ort dargestellt, an dem man vor vielen Dingen Angst haben muss. Dem Zuschauer wird dies – vor allem, wenn er das Buch nicht gelesen hat – kaum bewusst. Sogar die „Schwarzen Jungen“, Assistenten der Oberschwester Mildred Ratched (Louise Fletcher), sind im Film völlig harmlose Wesen, die mit den Patienten sogar Basketball spielen und sie nur dann und wann mit sanfter Gewalt zur Ruhe bringen. Im Buch hingegen sind sie höhnische, verachtende Monster, die die Patienten regelmäßig sexuell missbrauchen.
Warum lässt Miloš Forman diese Verharmlosung zu?
Eine mögliche Antwort könnte sein, dass er den Zuschauer nicht überfordern will. Eine weitere Lösung ist, dass Miloš Forman sein Publikum mit einer Holzhammermethode treffen will. So wandelt sich die leichte, amüsante Unterhaltung kurz vor Ende in eine totale Tragödie, sodass dem Zuschauer förmlich dass so eben noch freie Lachen im Halse stecken bleibt.
Sicher ist dies nicht der Weg, den das Buch geht, aber trotzdem eine gute, für einen Film wahrscheinlich sogar bessere Möglichkeit, die Dramatik der Story gekonnt auf einen Höhepunkt zu leiten und den Zuschauer mehrere sich kontrastierende Stimmungen durchleben zu lassen. Ihm wird erst nach einer Weile gestattet, unter die Oberfläche zu blicken und die Bedeutung dessen zu erkennen, was er doch schon seit über einer Stunde gesehen hat.

In „Einer flog über das Kuckucksnest“ gibt es nicht nur ein oder zwei, sondern gleich eine gesamte Mannschaft von überzeugenden Schauspielern, die man in den siebziger Jahren vielleicht kaum kannte und die dann später zu Weltstars wurden, allen voran Christopher Lloyd („Zurück in die Zukunft“), Danny DeVito („Der Rosenkrieg“, „Twins“) und Jack Nicholson („Shining“).
Allen voran ist da auch noch Lousie Fletcher, die die Rolle der eiskalten Oberschwester Miss Ratched spielt, die ihren Patienten nur Anteilnahme vorgaukelt, in Wahrheit aber emotionslos und berechnend bleibt. Für ihre Leistung wurde sie, genauso wie Jack Nicholson, mit einem Oscar ausgezeichnet und das waren nicht die einzigen Preise, die diesem tragikkomischen Meisterwerk Miloš Formans verliehen wurden.

Fakt ist, dass „Einer flog über das Kuckucksnest“ je einen Oscar für den besten Hauptdarsteller, die beste Hauptdarstellerin, das beste Buch nach einer literarischen Vorlage, den besten Regisseur und auch den für den besten Film erhielt. Genau so viele Golden Globes heimste er ein – und zwar in den gleichen Kategorien und dann auch noch sechs British Academy Awards. Was für eine Ehrung!

Und die ist gerechtfertigt und das nicht nur allein deswegen, weil dieser drei Millionen US-Dollar teure Film über 100 Millionen Dollar wieder einspielte. Wenngleich er doch so anders aufgebaut ist als seine Romanvorlage, schafft er es dennoch, die Kurve zu kriegen und vom Komischen ins Tragische umzuschwenken. Und hinterher fragt man sich, warum man eigentlich daran gezweifelt hat, dass dieser Film gut werden würde. Denn immerhin musste er nur halb so gut sein wie das Buch, um als Meisterwerk bezeichnet zu werden.

Selbstverständlich auch hier  Geniale/r Film/Serie
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