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Autor Thema: Das schwarze Schaf (D, 1960)  (Gelesen 911 mal) Durchschnittliche Bewertung: 5
filmfan
Azubi in der Police Academy
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« am: 26. August 2017, 04:02:03 »



Inhalt

Sehr zum Leidwesen seines Bischofs hat Pater Brown wieder einmal Detektiv gespielt, indem er einen Mörder aufgespürt hat und deshalb statt der Polizei, in Gestalt von Inspektor Graven, einen herausragenden Platz in den Zeitungen bekam (Bischof: „Einen Tag vorher stand hier noch Brigitte Bardot.“). Er wird in eine Kleinstadt strafversetzt und dorthin begleitet von seiner Haushälterin Mrs. Smith.

Dort eingetroffen, macht er auf der Suche nach Geldgebern für den Kirchenausbau Bekanntschaft mit dem verarmten Lord Kingsley, der ihm einige Aktien übergibt. Beim Bankier Conelly erfährt Pater Brown jedoch, dass diese völlig wertlos sind. Kurz darauf wird Conelly im Hotel von Pater Browns altem Bekannten Flambeau während der Übertragung eines Fußballspiels im Fernsehen ermordet. Die Fernsehübertragung (mit der Stimme von Sportreporter Sammy Drechsel) wird durch einen Stromausfall unterbrochen. Der ebenfalls in das Nest strafversetzte Inspektor Graven ist ratlos. Kurz zuvor war eine Theatertruppe um den Schauspieler Emilio Scarletti im Hotel von Flambeau abgestiegen. Nun werden Pater Browns Aktien gestohlen und er erfährt durch seine Haushälterin, die durchs Schlüsselloch gespäht hat, dass Lord Kingsley der Dieb ist. Als Pater Brown die Aktien aus dessen Schloss zurückholen will, beobachtet er, wie der Lord seine restlichen Aktien an den zwielichtigen Mr Gordon verkauft. Pater Brown findet heraus, dass die vermeintlich wertlosen Aktien inzwischen auf den zehnfachen Wert gestiegen sind und dass der ermordete Bankdirektor Conelly kurz vor seinem Tod ein Telegramm mit ebendieser Nachricht erhalten hat.

Pater Brown entdeckt bei einem Spaziergang auf einem Theaterplakat der Scarletti-Truppe eine Ähnlichkeit zwischen dem Aussehen von Scarletti und Gordon und schickt seinen Freund Flambeau, einen ehemaligen Safeknacker, ins Theater, um nachzusehen, ob sich die Aktien dort befinden. Stattdessen bringt Flambeau die gefundenen Aktien sogar mit zurück ins Hotel, was dem dort eintreffenden Inspektor Graven ausreicht, ihn zu verhaften. Notgedrungen muss sich Pater Brown nun wieder mit der Lösung des Kriminalfalles beschäftigen. Während der Theateraufführung wird Scarletti ebenfalls ermordet. Pater Brown hält erst Lord Kingsley für den Mörder, kann dann jedoch den Zwillingsbruder von Scarletti, der als Mr Gordon aufgetreten ist, überführen. Die darauf in den Zeitungen erschienenen Schlagzeilen veranlassen den Bischof, Pater Brown auf die abgelegene Insel Abbotts Rock zu versetzen. Der abgelöste Pater Hilliard begrüßt ihn mit den Worten: „Diese Insel braucht weniger einen guten Priester als einen tüchtigen Kriminalinspektor.“ Pater Brown lächelt darauf verschmitzt und äußert, dass Gottes Wege unergründlich seien.
Kritik

    „Heinz Rühmann spielt den Pater Brown in Höchstform. Ein weitgehend ungetrübtes Vergnügen.“ – Lexikon des internationalen Films[1]

    „(...) Glanzrolle für Rühmann (...).“ (Wertung: 2 Sterne = durchschnittlich) – Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 729

    „Deutsche Neuverfilmung (...), die zugleich tiefsinnig und unterhaltsam ist. Sehenswert ab 16.“ – Evangelischer Filmbeobachter (Kritik Nr. 6/1961)

Sonstiges

    Ein dritter Film mit dem Titel Die Abenteuer des Kardinal Braun (1968, in Farbe), ebenfalls mit Heinz Rühmann, wird oft mit den beiden Schwarz-Weiß-Filmen angeführt, hat jedoch mit den Pater-Brown-Geschichten nach Chesterton überhaupt nichts gemeinsam.

    Für die Rolle des Flambeau war zuerst Günter Pfitzmann vorgesehen. Der war jedoch für Rühmann etwas zu groß gewachsen und er lehnte ihn ab. Stattdessen wurde Siegfried Lowitz verpflichtet, mit dem er auf Augenhöhe interagieren konnte.

    Bischof-Darsteller Friedrich Domin verstarb Ende 1961, weswegen sein Part als stets empörter Oberhirte in Er kann’s nicht lassen durch Rudolf Forster in der Rolle eines Amtsnachfolgers ersetzt wurde.

    Ein Teil der Außenaufnahmen wurde tatsächlich in Irland gedreht, der Rest in München. Allerdings ist den Produzenten ein Fehler unterlaufen: Bei einer Autofahrt in einem Polizei-Jeep hat dieser das Lenkrad auf der linken Seite. Da auch in Irland Linksverkehr herrscht, hätte der Wagen das Lenkrad auf der rechten Seite haben müssen. Diese Autofahrt wurde im deutschen Studio mit einer Rückprojektion aufgenommen.

    Eine weitere Ungereimtheit besteht darin, dass der Pfarrer bei der Schießerei mit Miller diesen abwechselnd duzt und siezt. Auch wurde bei der Schießerei mehrmals dieselbe Scheibe zerschossen.

    Das Drehbuch entstand nach Motiven der Erzählungen Der Hammer Gottes, Der richterliche Spiegel bzw. Der Mann in der Passage und Die Sünden des Prinzen Saladin.

    Zum Schluss des Films hat Pater Brown nicht nur eine Verletzung des Arms erlitten, sondern auch ein blaues Auge, dessen Herkunft nicht aufgeklärt wird.

Auszeichnungen

    1961 – Filmband in Gold für Heinz Rühmann


    Heinz Rühmann: Pater Brown
    Lina Carstens: Mrs. Smith
    Siegfried Lowitz: Flambeau
    Fritz Rasp: Lord Kingsley
    Karl Schönböck: Emilio Scarletti
    Herbert Tiede: Inspector Graven
    Friedrich Domin: Bischof
    Maria Sebaldt: Gloria Scarletti
    Gernot Duda: Barnes
    E. O. Fuhrmann: Sekretär Malone
    Hans Leibelt: Bankdirektor James Conelly
    Rosel Schäfer: Mrs. Flambeau
    Herta Fahrenkrog: Mrs. Barnes
    Wolf Petersen: Schauspieler

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Azubi in der Police Academy
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« Antworten #1 am: 26. August 2017, 04:02:59 »

"Das schwarze Schaf", der erste der beiden Pater-Brown-Filme mit Heinz Rühmann, ist ein wunderbar gelungener Krimi der "frühen Ära", bereits aus dem Jahr 1960. Die Handlung zu beschreiben, erübrigt sich wohl - sie basiert frei auf einigen Pater-Brown-Geschichten von Gilbert Keith Chesterton, die selbst schon sehr lesenswert sind. Hierfür fand zum Beispiel die Kurzgeschichte "Der Hammer Gottes" Verwendung. Der Film wird durch die Hintereinanderschaltung mehrerer Kriminalfälle in einzelne aufeinanderfolgende "Episoden" eingeteilt, was ihn besonders macht und auch ein wenig von anderen Epigonen abgrenzt.

Schon der Beginn ist eine einzigartige Charakterstudie über Pater Brown: Selbstvergessen und mit dem Krimi "War es Mord?" in der Hand, schlendert er über den Kirchhof und wird vom Läuten der Glocken aus seinen blutigen Fantasien gezogen. Später bestätigt er dem Bischof gegenüber, dass ihn nur Kriminalromane und religiöse Bücher interessieren.

Das große Plus des Films ist natürlich Heinz Rühmann als Pater Brown, der mit seiner verschmitzt-cleveren, freundlich-schlagfertigen Art durch das Geschehen geht und gleichzeitig - wie es sich für einen Priester eben gehört - über den Dingen zu stehen scheint. So geht er auf den mordlüsternen Miller zu: "Du gehst sehr großzügig mit Menschenleben um - mit dem von Ferris und deinem, mit dem von deiner Tochter und meinem und mit dem von den Männern, auf die du schießt!"

Auch die anderen Darsteller sind passend gewählt; es stechen natürlich die großartigen Karl Schönböck und Fritz Rasp hervor. Die Geschichte rund um die Theatertruppe ist einfach perfekt, sehr spannend und unheimlich (früher habe ich mich bei diesem Film wirklich gegruselt). Bleiben weitere Pluspunkte wie die wunderbare Musik von Martin Böttcher, die gelungene Kamera (man beachte vor allem die Spiegelszenen!) und die liebevolle Ausstattung. Dieser Film ist meilenweit davon entfernt, nur 'mal eben auf der Wallace-Welle mitzureiten, sondern ist seiner eigenen Vorlage treu und baut ohne alberne Effekte eine unheimlich-unterhaltsame Stimmung auf. Die Aufnahmen in Irland tun ihr Übriges dazu, und deshalb gebe ich klare

5 von 5 Punkten Geniale/r Film/Serie
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bernardo
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« Antworten #2 am: 08. September 2017, 23:05:55 »

Gibt es schon irgendwo Drehortvergleiche für "Das schwarze Schaf" oder "Er kann’s nicht lassen"?

Interessierten sei hierzu das Interview auf der Straßenfeger-Box 20 mit Helmuth Ashley nahegelegt. Ashley erzählt recht ausführlich, wie er zu dem Film als Regisseur kam. Er war mit Rühmann durch drei Filme als Kameramann bekannt, aber - wie Ashley unterstreicht - nicht befreundet. Eines Tages kam Produzent Utz Utermann zu ihm und sagte, dass Rühmann ihn als Regisseur fürs "schwarze Schaf" wünschte. Ashley erzählt, dass er nie Regieambitionen hatte und das auch nicht machen wollte. Er wollte Kameramann bleiben. Nach einem widerwilligen Gespräch mit Rühmann ließ er sich dann aber dann doch überzeugen und beschloss, die Kameraarbeit an den Nagel zu hängen, stellte Rühmann aber Bedingungen. Ashley erzählt weiter, dass Rühmann den geplanten Günter Pfitzmann ablehnte, weil ihm dieser zu groß war, und dass die Rolle dann von ihm als Regisseur mit Lowitz besetzt wurde. Rühmann wollte auch einen anderen Komponisten, doch Ashley bestand auf Martin Böttcher.

"Das schwarze Schaf" macht rundum Spaß - im wahrsten Sinne des Wortes - und beinhaltet ebenso gefinkelte Kriminalfälle (vor allem der "Hauptfall" - der Mord - ist sehr gut aufgebaut und gefinkelt). Die schauspielerischen Leistungen - neben Heinz Rühmann - sind vorzüglich. Hätte mir Günther Pfitzmann in der Rolle des Flambeau eigentlich gar nicht vorstellen können, Siegfried Lowitz passt hier ausgezeichnet. Darüberhinaus ist es ein großes Vergnügen, Fritz Rasp und Herbert Tiede zuzusehen. Unglaublich, dass das Helmuth Ashleys erste Regiearbeit war. Für mich ist "Das schwarze Schaf" nach wie vor eine seiner besten Arbeiten, die er je abgeliefert hat (obwohl er bis zum Schluss bei seinen "Alte"-Arbeiten immer etwas über dem Durchschnitt geblieben ist). Bemerkenswert sind auch die überaus passenden Szenenbilder und Schauplätze.

Nachdem ich diesen gelungenen Klassiker wieder mal gesehen habe, musste ich auch sofort den zweiten Teil in den DVD-Player einlegen.

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