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Autor Thema: 3. S1E03 Der Blinde  (Gelesen 925 mal) Durchschnittliche Bewertung: 3
filmfan
Azubi in der Police Academy
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« am: 30. August 2017, 22:59:17 »

Eine unheimliche Verbrechensserie sucht die Stadt London heim: Immer wieder verschwinden seit geraumer Zeit junge Mädchen spurlos auf offener Straße. Zeugen berichten von einem Blinden, der stets in der Nähe der Mädchen gesehen wurde. Als der Fall bei Scotland Yard landet, werden Inspektor Higgins und Barbara Lane mit den Recherchen betraut – kein leichter Fall für die beiden Ermittler … (Text: kabel eins)

Deutsche Erstausstrahlung: Di 05.03.1996 RTL
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Azubi in der Police Academy
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« Antworten #1 am: 30. August 2017, 23:00:00 »

Deutlich besser als „Das Karussell des Todes“. Durchgehend gekonnter gespielt, konsequenter spannend und ansprechender von der Story her, im Gegensatz zur antiquierten Trash-Oper „Karussell des Todes“, die für den Zuschauer eigentlich nicht einmal die geringsten Identifikationsmöglichkeiten mitbrachte, was ja auch auf die kurz angebundene Einbeziehung der Ermittler zurückging, die hier nicht ganz so strikt ausfällt. Daher kommen auch viele Gags noch besser an und an misslungenen Gags bietet „Der Blinde“ zum Glück fast nicht, was natürlich auch im Kontrast zum Krepierer-Feuerwerk des „Karussells“ steht. Die Einbeziehung von Higgins’ Nichte Emma fand ich sehr lustig und Eddi Arent verstärkt durch seine Präsenz die klare Handschrift von Rialto-Wallace, die man in diesem Neu-Werk wirklich spürt und die hier zwar urig, aber nicht wirklich stark veraltet wirkt - es waren halt die 90er und „schlimmer“ ist’s auch nicht, gerade wenn man bedenkt, worauf man an deutschem Kinogut zu der Zeit so stolz war und wie relativ eintönig es damals bei uns aussah.

Besonders Doris Kunstmann, Eva Ebner und Michael Gwisdek bestechen im Ensemble und strahlen viel Atmosphäre aus. Lustig: Leon Boden als Barkeeper. Die Konfrontation zwischen Higgins und Harper bietet Joachim Kemmer dann sogar noch ein paar Möglichkeiten zum richtigen Unterbeweisstellen schauspielerischen Könnens außerhalb der komischen Szenen. Es ist schade, dass für die kurzen Sendeformate bei den Ermittlern beschnitten wurde, aber was soll’s. Dass man dem schwächeren, im Sinne von blasseren und weniger komischen, wenn auch nicht wirklich schlechten Gunter Berger fünf Langspielfilme zugestand, wirkt regelrecht unfair. Im übrigen fand ich die Parallelen zwischen Kemmer und Freddie „Dinner for one“ Frinton lustig. Schon rein optisch sind die Parallelen ja auffällig, aber gerade in der Szene als Higgins zum ersten Mal Flatner (Eddi Arent) auf dem Gang sieht und seiner Assistentin davon erschrocken und hilfesuchend berichtet, erinnert in dieser komischen Szene seine ganze Mimik und Gestik auch sehr an Frinton.

Die Regie ist auch wesentlich trittsicherer als im „Karussell“ und liefert einen guten Einstieg in den Film. Lediglich die Besetzung der Schwester des zentralen Opfers fiel etwas unglücklich und recht unglaubwürdig aus. Hätte man hier gekonnter besetzt, hätten sich vielleicht sogar noch die letzten Kreise geschlossen, aber ihr relativ eintöniges Schauspiel und das unglaubwürdige kurz angebundene lockere erste Treffen zwischen ihr und den Ermittlern bei Sir John, wo sie für eine besorgte Schwester erstaunlich viel am Grinsen ist stören den Gesamteindruck.

Das Synthesizier-Gedudel ist tut sein Bestes. Und dass man Sir John hier wesentlich mehr an die Leine nahm als beim „Karussell“, stellt sich als sehr positiv heraus. So wie er hier rüberkam, war das Ganze schon wesentlich zeitgemäßer und als Anspielung an Leute wie Hubsi von Meyerinck ganz „niedlich“. Ein paar schöne selbstironische Ideen gibt’s auch: „Rialto Bar“ und Roger Corman als erstes Trefferergebnis der Computersuche nach „Antennen-Besitzern“.

Atmosphärisch unterm Strich sehr gelungen, schöne Handlungsorte und diesmal auch wirklich gute London-Atmo, schöner Ermittler-Einstieg am Zeitungskiosk mit gutem Gag, aber auch schon vorher beim Kidnapping fühlt man London ... und das Täter-Profil des Blinden passt gut ins typische Wallace-Bild und steht gegenüber dem missglückten Experiment „Karussell“ (und dessen trashigem Ende mit Lichteffekten aus dem Safe) daher auch viel besser da.

Insgesamt kann man sagen, dass der Film ein geglücktes Spiegelbild der Rialto-Wallace-Machart für die 90er-Jahre ist. Nicht mehr und nicht weniger. Durchschnittlich betrachtet im Prinzip auf einem Level mit dem wohl besten Gunter Berger-Wallace „Whiteface“, wenn auch kürzer, daher 3,5 / 5 Punkten Guter Film/Serie für relativ gute, ordentlich inszenierte, im entsprechenden Rahmen atmosphärische, ziemlich gut gespielte, kurzweilige, wenn auch, dem Sendeformat geschuldet, sehr oberflächlich gemachte Unterhaltung.
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