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Autor Thema: Flucht vor dem Tode (The Cimarron Kid) (USA, 1951)  (Gelesen 415 mal) Durchschnittliche Bewertung: 0
Dan Tanna Spenser
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« am: 26. Dezember 2017, 03:32:26 »

Kaum ist Bill Doolin (Audie Murphy) mit besten Vorsätzen aus dem Gefängnis entlassen worden, gerät er zufällig in einen Überfall seiner ehemaligen Bande. Als er daraufhin prompt von dem bösartigen Eisenbahn-Mitarbeiter Swanson (David Wolfe), der Doolin am liebsten hängen sehen will, beschuldigt wird, an dem Überfall beteiligt gewesen zu sein, ist es aus und vorbei mit dem neuen Leben. Doolin muss fliehen und schließt sich, da er sonst nirgendwo hin kann, wieder der Bande an, die ihm das alles eingebrockt hat. Fortan hört er, so wie früher, auf den Namen „Cimarron Kid“. Durch seine Liebste (Beverly Tyler) und deren verständnisvollen Vater (Roy Roberts) jedoch, ist er stetig hin und her gerissen, es vielleicht noch einmal mit der Rechtschaffenheit zu probieren oder doch als ewiger Bandit in die Geschichte einzugehen...

Der Film, den Budd Boetticher aus dieser Handlung machte, ist nicht zuletzt der Bilder von Kameramann Charles P. Boyle wegen durchaus angenehm anzuschauen und vor allem für Technicolor-Liebhaber so oder so definitiv zu empfehlen. Die Geschichte weiß allerdings nur mäßig zu überzeugen, so wie es meist bei Filmen der Fall ist, die ihre Story ausgehend von unglücklichen Zufällen entwickeln und allzu überdeutlich Motive wie das der Läuterung zum Zentrum des Interesses erheben. Wer jegliche kleine Spoiler umgehen will, wechsle jetzt bitte zum Absatz „Alles auf eine Karte“. Vorab muss allen anderen etwas zu einigen Details des Plots gesagt werden, denn dieser ist einfach zu plakativ gestrickt und nur so lassen sich die Probleme, die der Film aufweist, einigermaßen transparent machen.
Wo fangen wir an?

Doolin ist reumütig, hat aber kaum das Gefängnis verlassen, als ihn sofort das Pech heimsucht, in den Überfall zu geraten. Gleich in unmittelbarer Folge ist er dann obendrein der uferlosen Böswilligkeit eines Widersachers ausgesetzt, der sich Doolins Pech zunutze machen will. Dass ihm das wiederum als Grund genügt, schon nach wenigen Tagen, gefühlt nur ein paar Stunden, fast wieder genau da weiterzumachen, wo er vor seiner Haftstrafe aufgehört hat, macht das Ganze allerdings auch nicht plausibler, sondern eher noch abstruser. Dann ist da aber diese eine Frau, für die er sich eigentlich ändern will, es dann aber doch immer wieder nicht tut. Das alles klingt genauso konstruiert, wenig überzeugend, klischeebehaftet und nach einem holzhammerartig vorgetragenen Moralstück, wie es sich auch im Film gestaltet. Es wird jedoch noch vom Finale getoppt, wenn Doolin kurz vor Ende urplötzlich einen erneuten Sinneswandel hinlegt, der den Betrachter mit dem Beigeschmack zurücklässt, dass man sich die gesamte Erzählung eigentlich auch hätte sparen können, wenn die – sowieso von vornherein absehbare – Läuterung am Ende dann doch so dermaßen einfach und ohne jeglichen neuen Anlass funktioniert.

Ursprünglich sollte der Film tragisch enden, doch das Studio entschied sich für die Variante, dass Doolin auf alles gute Zureden am Ende plötzlich einfach doch positiv reagiert und sich dem Pfad der Tugend auf eine Weise öffnet, für die er vorher schon 80 Minuten lang jederzeit die Möglichkeit gehabt hätte. Man hätte dem Autor – zumindest an dieser Stelle – besser nicht ins Handwerk gefuscht. Murphys damals gerade merklich wachsender Popularität als Filmstar damit Rechnung tragen zu wollen, dass man den Film in den Schlussminuten mit zusätzlicher Inkonsequenz strafte – binnen weniger Momente überlegt er sich gewissermaßen beim Laufen von A nach B plötzlich doch noch einmal alles anders –, war eine reichlich absurde und widersprüchliche Idee. Ein episches Ende mit angemessener Tragik hätte ihm sicher mehr positive Mundpropaganda verschafft als ein banales ohne jeglichen Wiedererkennungswert. Als ob ein Film nur dann ein positives Fazit hinterlassen kann, wenn der Held am Ende überlebt – leider alles sehr kurzsichtig geplant.
Alles auf eine Karte

Nein, es stimmt nicht, sondern ist ein Gerücht, dass klassische Filme oder Western häufig so simpel gestrickt sind. Dieser Film ist schlicht und ergreifend, zumindest von der Glaubwürdigkeit der Handlung her, einer der eher schwachen Vertreter, die das Genre in den 50ern hervorgebracht hat. Zumindest unter den auf den ersten Blick eigentlich nach mehr aussehenden Technicolor-Farbfilmen handelt es sich bei „Flucht vor dem Tode“ um eine Produktion, die qualitativ tendenziell ins untere Mittelfeld gehört, auch wenn es zweifelsohne trotzdem eine Reihe weitaus mehr enttäuschender, wesentlich billiger produzierter Western aus der damaligen Zeit gibt, welche, im Gegensatz zu diesem Film, zudem auch visuell nicht überzeugen. Nichtsdestotrotz sind es Filme wie „Flucht vor dem Tode“, die dem klassischen Kino unverdient den Ruf einbringen, dass es seine Geschichten zu oft zu naiv erzählt hat.

t.
Versteckspiel mit den Daltons

Wenn die Chemie mit dem Hauptdarsteller nicht passt, orientiert man sich als Zuschauer naturgemäß an anderen Figuren. Der Film hat davon einige zu bieten, geht aber leider wenig in die Tiefe. Eine positive Ausnahme bildet der vom afro-amerikanischen Schauspieler Frank Silvera verkörperte Stacey Marshall – eine Figur, die sich bemerkenswert weit abseits aller Klischees für Rollen im klassischen US-Kino bewegt, die sonst häufig von Afro-Amerikanern erfüllt wurden. Was die Hauptfigur an bodenständigen Idealen und vor allem Konsequenz vermissen lässt, bietet immerhin dieser Stacey Marshall in den wenigen Szenen, die ihm zur Verfügung standen. Sehenswert ist auch Yvette Duguay in der Rolle der Cimarron Rose, die für die tragischen Entwicklungen im Film das meiste Mitgefühl weckt. Sonstige Nebenrollen sind zwar mit diversen wirklich verdienstvollen bekannten Namen wie Noah Beery Jr., Leif Erickson, Roy Roberts, Frank Ferguson, James Best, Hugh O’Brian und John Bromfield gespickt, die ihre Rollen nach Kräften spielen, aber denen das Drehbuch kaum Spielräume für Tiefgründigkeit oder wenigstens Kabinettstückchen jedweder Art an die Hand gab.

Die Bande auf dem Weg zum nächsten Coup

Dass man in der deutschen Fassung zudem die Daltons – eine historisch berüchtigte Banditenfamilie, die später in den Lucky-Luke-Comics ein Denkmal gesetzt bekam – in Kingstons umbenannte, passt bei diesem in einfach zu vielen Belangen oberflächlichen Film ins Gesamtbild. So wurde er hierzulande auch noch des einzigen Faktors beraubt, der ihn auf eine einigermaßen realitätsnahe Ebene zu befördern vermochte. Ansonsten ist die Synchronfassung immerhin sehr gelungen und wertet den Film unter dem Strich eher auf, als dass sie ihm schadet. Bemerkenswert, dass Eckart Dux, der damals als Stammsprecher von Audie Murphy etabliert wurde, heute immer noch aktiv ist und zuletzt die Rolle des Gandalf in der „Hobbit“-Trilogie vom verstorbenen Joachim Höppner übernommen hat. Zuvor war er beispielsweise jahrelang als Stimme von Jerry Stiller in „King of Queens“ zu hören. Dux, der seit 1950 regelmäßig als Synchronsprecher zu erleben ist, steht kurz vor seinem 70-jährigen Dienstjubiläum hinter dem Mikrofon – von sonstigen Tätigkeiten als Schauspieler ganz zu schweigen. Hut ab!
Für eingefleischte Western-Fans empfehlenswert


 

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