Hallo Filmfreunde!
Melde mich auch mal wieder und möchte meine Meinung zu diesem Film euch mitteilen!
Auch Weltstars hatten meist eine Durststrecke vor ihrem Durchbruch. "Zwei Nächte mit Cleopatra" ist ein früher Film der Loren, nicht wirklich peinlich, aber alles andere als ein "wahres Schmuckstück", wie die DVD-Hülle behauptet. Sophia Loren spielt darin die ägyptische Königin Kleopatra, ein "Vergnügen" der etwas anderen Art.
Zur "Handlung": 31 vor Christus bereitet Marc Anton die Entscheidungsschlacht gegen Octavian vor. Seine Gattin Kleopatra hat aber nichts anderes im Kopf, als jede Nacht einen anderen Soldaten ihrer Leibgarde zu vernaschen. Damit dieser nichts ausplaudern kann, wird er Tags darauf getötet, wobei ihr ihr Berater Tortul (Paul Muller) behilflich ist. Dieser kauft die Sklavin Nisca (ebenfalls Loren), die der Königin zum Verwechseln ähnelt. Um eine Nacht bei Marc Anton verbringen zu können, soll diese für eine Nacht die Königin vertreten (warum eigentlich?). Der Dienst habende Leibgardist versucht derweil im Würfelspiel den naiven Caesario (Alberto Sordi) zu besiegen, damit dieser die Wache für ihn übernimmt (es hat sich herumgesprochen, dass die Sterblichkeitsrate der Offiziere sprunghaft angestiegen ist). Der Simpel gewinnt zwar jedes Spiel, übernimmt aber -geblendet von der Schönheit der Königin- freiwillig die Wache. Caesario verliebt sich in die falsche Königin und wundert sich, dass die richtige ihn am nächsten Tag nicht erkennt. Einige spaßige Mordanschläge, Kerkeraufenthalte und Sklavenauktionen weiter wird Caesario irgendwann seine Herzdame Nisca in den Armen halten.
La Loren spielt als knapp Zwanzigjährige eine Barbie-Version der legendären Königin vom Nil. Sie spricht und bewegt sich wie ein Teenager und muss dabei manchmal Kopfbedeckungen tragen, die jeder Drag Queen zur Ehre gereichten. Bei der Kostümauswahl muss man sich fragen, ob der Kostümbildner gerade in psychologischer Behandlung war. Dass die Loren meist irgendwelche zu knappen Fummel tragen muss, die ihre Oberweite wie zwei Geschosse aussehen lässt, ist ja logisch, aber bei Caesario scheint die Phantasie wirklich mit ihm durchgegangen zu sein: ein Helm wie ein zu groß geratener Fingerhut, ein rotes T-Shirt mit Nietenbesatz, ein Röckchen mit einer künstlichen Verlängerung ums Gemächte, dazu karierte Strümpfe. Die LSD-Variante eines altägyptischen Kriegers? Paul Muller trägt ein Kostüm, das mich an Laurence Oliviers "Richard III" erinnerte. Sein Blick scheint anzudeuten, wie sehr ihn dieser Karriereknick geschmerzt haben muss. Die Leopardentops der Sklaven wirken dagegen fast seriös. Dazu plärrt eine Musik, die wohl die Hälfte der italienischen Komödien der 50er Jahre begleitet hat.
Das Ärgerlichste aber ist das "Drehbuch", das Alberto Sordi wie von Sinnen über Gott und die Welt plaudern lässt. Der durchschnittliche RAI- Moderator wirkt gegen ihn wie ein Trappist. Das ist leider nicht mal unfreiwillig komisch, da der Film lustig sein will, aber es nicht ist. Trotz seiner gerade mal 70 Minuten gibt es deutliche Längen, wenn Sordi beim Würfelspiel immer wieder mit den Augen rollt oder seine Flirtqualitäten bei Nisca ausprobiert und neckische imaginierte Tiere über die "Hügel" laufen lässt (wobei er natürlich nur grabschen will). In solchen Szenen merkt man der Loren schon an, dass sie sich wie im falschen Film fühlt.
Ich fragte mich beim Ansehen, ob es da eine Zusammenhang geben könnte zwischen der verordneten Sexualmoral und dem Inhalt der Komödien jener Zeit. Während in Italien die Zivilehe erst in den 1970er Jahren (und damit die Möglichkeit einer Scheidung) eingeführt wurde, wird Kleopatra als promiskuitives Sexobjekt dargestellt. Auch bei Kindskopf Caesario geht es immer nur um das Eine.
Die uralte FSK-Einstufung ab 16 Jahre bezieht sich wohl auf die angebliche Nacktszene. Tatsächlich planscht die Loren in einer Szene im Pool. Wer aber glaubt, etwas nackte Haut gesehen zu haben, muss wohl über mehr Augen verfügen als ich. Es gibt nur irgendetwas Fleischfarbiges zu sehen, es könnte auch ein Fisch sein. Voyeure werden enttäuscht sein.
Zur Ausstattung der DVD: Die Farbe des Bildes ist deutlich ausgeblichen, was die Kleidersünden halbwegs erträglich macht. Während der italienische Originalton deutlich verständlich ist (für den, der Italienisch versteht), ist die Synchro sehr oft von deutlichem Rauschen durchsetzt. Aber ich möchte mich nicht beklagen, es ist meditativer einem Rasenmäher zuzuhören als unserem Dampfplauderer. Keine Untertitel, keine Extras. Interessanterweise ziert das DVD-Cover die Loren mit Ettore Manni, der in seiner winzigen Rolle als Marc Anton kaum etwas zu sagen hat. Ihn kann man wirklich nicht für den Film verantwortlich machen.
2 Sterne von 5