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Autor Thema: Brandneues Interview mit Jack Klugman  (Gelesen 1070 mal) Durchschnittliche Bewertung: 0
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« am: 13. Januar 2009, 09:25:09 »

INTERVIEW JACK KLUGMAN

Theater gegen das Alleinsein

Von Rdiger Heimlich, 12.01.09, 15:00h

Interview mit dem Schauspieler Jack Klugman alias Quincy, den RTL zum 25. Geburtstag nach Kln einlud. Er bekommt immer noch die meiste Fanpost aus Deutschland. Die Bhne und die Theaterwelt htten ihm das Gefhl gegeben, nicht allein zu sein.
 
KLNER STADT-ANZEIGER: Herr Klugman, drauen ist es frostig. Was machen Sie und Ihre Frau an Ihrem einzigen Tag in Kln?

JACK KLUGMAN: Wir machen die Bustour, hopp-on-hopp-off, schauen uns die Highlights an.

Hat RTL keine spezielle Tour fr Sie arrangiert?

KLUGMAN: Nein, wir mchten das auch nicht. Wir wollen ganz normal unterwegs sein und tun, was wir wollen.

Sie sind 86 Jahre alt, haben den Krebs besiegt. Warum kommen Sie fr einen Fnf-Minuten-Auftritt nach Deutschland in eine Show, in der anschlieend 64 Bstenhalter in Rekordzeit geffnet werden? Warum tun Sie sich das noch an?

KLUGMAN: Deutschland war immer sehr gut zu mir. Ich bin hier viele Jahre auf dem Bildschirm gewesen. Ich bekomme die meiste Fanpost immer noch aus Deutschland. Es ist eine Gelegenheit, einmal Danke zu sagen.

Kannten Sie RTL, bevor der Sender Sie zur Geburtstagsfeier einlud?

KLUGMAN: Nein.

Welche andere Beziehung haben Sie zu Deutschland?

KLUGMAN: Mein Eltern lernten sich hier kennen, bevor Sie in die Staaten auswanderten. Meine Mutter hatte Verwandte hier. Beide kamen ursprunglich aus Russland.

Sie wissen, was Ihr Name bedeutet?

KLUGMANN: Natrlich. Kluger Mann.

Auer den Jahren, in denen Sie mit dem Krebs kmpften, gab es kaum ein Jahr, in dem Sie kein Bhnen-, Fernseh- oder Film-Engagement hatten. Waren Sie auch ein kluger Geschftsmann?

KLUGMAN: Nein, das war ich nicht. Ich wollte immer nur so viel Geld verdienen, dass es mir keiner wegnehmen kann. Ich habe es in steuerfreie Bonds investiert. Aber als ich durch den Kehlkopfkrebs meine Stimme verloren hatte, war es Tony Randal, der zu mir kam, und sagte: Wenn du bereit bist, finden wir ein Engagement fr dich. Er hat mich wieder auf die Bhne gebracht.

Sie haben NBC gerichtlich gezwungen, Ihnen Einblick in Ihren Quincy-Vertrag zu geben. Sie wollen Geld. Wie geht es weiter?

KLUGMAN: Ich wei noch nicht genau. Ich habe nchste Woche einen Termin mit meinem Anwalt.

Quincy und Mnnerwirtschaft gibt es bald auf DVD und im Internet. Dann wird wieder viel Geld damit verdient. Bekommen Sie Ihren fairen Anteil?

KLUGMAN: Ich hatte ja nie eine Vorstellung davon, wieviel da im Topf ist. Ich hatte keine Idee, wie viel Geld mit meinen Serien tatschlich gemacht wurde. Mit Quincy haben sie rund 250 Millionen Dollar gemacht. Ich halte 23 Prozent der Anteile an der Produktion, habe aber nie einen Cent gesehen.

Im letzten Jahr streikten Hollywood-Autoren. Haben Sie den Streik untersttzt?

KLUGMAN: Natrlich. Aber er hat doch nicht das gebracht, was uns zusteht. Unsere Gewerkschaft war nicht wirklich auf unserer, denn auf der anderen Seite.

Wie haben Sie es geschafft - auer, dass Sie ein populrer und herausragender Schauspieler sind - ber fnf Jahrzehnte im Geschft zu bleiben?

KLUGMAN: Anfangs hatte ich keinen Agenten. In den 50ern gehrte ich zu den TV-Pionieren. Ich bekam 60 Dollar fr einen Auftritt mit fnf Stzen. Dann kam die Gewerkschaft und es gab 125 Dollar fr mehr als zehn Stze. Ich habe nicht ber die Gage oder ber Ruhm nachgedacht. Ich wollte immer nur arbeiten und es so gut als irgendmglich machen.

Sie kommen aus armen Verhltnissen. Armut kann eine Lehre frs Leben sein, haben Sie mal gesagt. Was hat es Sie gelehrt?

KLUGMAN: Loyalitt. Ich bin in einem Viertel aufgewachsen, in dem die Leute - die meisten waren Italiener - zusammengehalten haben. Es gab Kameradschaft. Das Schlimmste, was du sein kannst, ist ein Denunziant. Man hat mich auch whrend der McCarthy-Zeit verhrt. Ich kannte einige Leute, die Kommunisten waren. Aber ich habe niemanden verraten. Der Zusammenhalt hat mir sehr viel Selbstbewusstsein gegeben.

In den frhen Tagen haben Sie sich in New York mit Charles Bronson eine Bude geteilt. Wie war das?

KLUGMAN: Das waren gute Tage. Charly hat meine Bcher als Gewichte benutzt. Ich sagte, Charly, Bcher sind nicht zum Bodybuilding, man liest sie. Und ich habe ihn zum Lesen gebracht. Er war immer sehr stolz darauf, ein Selfmademan zu sein. Und er hat gesagt, Jack, lass uns zusammen trainieren. Ich sagte, Charly, ich brauche keine Muskeln. Aber er wurde zu meinem Trainer und er sorgte fr mein erstes Engagement in Mister Roberts, wo ich sechs Wochen lang mit Henry Fonda auf der Bhne stand. Besser konnte man nicht einsteigen. Ich war also sehr glcklich. Bronson war sehr akkurat. Ich habe seine weien Hemden gewaschen und er hat sie gebgelt. Er hat sehr akkurat gebgelt. Und platzten seine Muskeln beim Bgeln. Als er zu meinem 57. Geburtstag kam und eine wundervolle Flasche Dom Prignon mitbrachte, sagte ich zu ihm: Wir sind einen langen Weg gegangen. Und er sagte: Ich will nicht ber die Vergangenheit reden, vielleicht spter einmal. Ein paar Jahre spter wurde er krank und starb einen schweren Tod. Tja ... ich wei auch nicht. Wie sagte Bette Davies: Alt werden ist nichts fr Waschlappen. Naja, ich muss diesen Stock hier benutzen, aber ich nach der Operation wird das Problem hoffentlich weg sein.

Henry Fonda hat Ihnen eingeschrft, immer aufrichtig, wahrhaftig zu sein. Bei RTL haben Sie gesagt, Ich war als Quincy immer aufrichtig. Was heit das?

KLUGMAN: Ich habe in der Serie immer dafr gesorgt, dass das wir Zeit hatten, das zu spielen, was zu spielen war, akkurat und wahrhaftig. Das Leben endet nicht, als wrde jemand einen Schalter umlegen. Manchmal braucht es eben 30 Minuten, bis jemand stirbt. Dann muss man dem Tod eben auch diese Zeit geben. Ich habe sogar einen Producer rausgeschmissen, der immer nur auf die Quoten geguckt hat.

Eigentlich mgen Sie Fernsehen nicht, jedenfalls das oberflchliche. Sie mgen auch Film nicht. Sie lieben die Bhne. Warum haben Sie nicht immer das gemacht, was Sie am meisten liebten?

KLUGMAN: Das habe ich. Ich habe selbst zwischen den Drehs fr Quincy oder Mnnerwirtschaft immer wieder und wochenlang auf der Bhne gestanden.

Welche Jahre waren die wichtigsten fr Sie?

KLUGMAN: Die ersten zehn Jahre, sicher die Zeit mit Henry Fonda. Wir standen gemeinsam auf der Broadway-Bhne, und Fonda war so brillant, dass mir die Trnen liefen vor Glck. Er musste mich da aus der Situation retten und machte es grandios. Und er kam anschlieend zu mir und sagte das: Bleibe immer wahrhaftig. Ja, dass habe ich mir damals geschworen. Und ich wusste: Ich will so sein wie er. Und er hat mich zu den Zwlf Geschworenen gebracht - und niemals darber ein Wort verloren. Und er hat mich vor Hollywood gewarnt. Bleibe nicht hier, geh zurck auf den Broadway.

Heute wollen heute nur noch das tun, was Sie als Vermchtnis hinterlassen mchten. Ihre Filmografie ist 20 Seiten stark. Sie hinterlassen lngst ein Vermchtnis.

KLUGMAN: Ich will etwas machen, dass nur ich machen kann. Ich will Tod eines Handlungsreisen inszenieren, so wie nur ich es inszenieren kann. Ich will es fr mich machen, als das Beste, was ich je gemacht habe.

Nach so vielen Produktionen denken Sie immer noch daran, etwas Besseres abzuliefern. Haben Sie Ihr Bestes noch nicht gegeben?

KLUGMAN. Nein.

Was ist mit all Ihren Serien, Filmen, wie betrachten Sie heute Ihre Arbeit?

KLUGMAN: Ich habe das Beste gegeben, was ich damals geben konnte. In Quincy habe ich jede Textzeile redigiert bis es akkurat war. Aber als das vorbei war, wollte ich das Nchste machen, und zwar noch besser. In sechs Monaten will ich sechs Monate besser sein, verstehen Sie . . . Ich liebe das Leben.

Sind Sie sind ungeduldig mit sich selbst.

KLUGMAN: Ja. Das sagt meine Frau auch.

Ist das Ihr Antrieb, Ungeduld mit sich selbst?

KLUGMAN: Ja, so ist es.

Haben Sie sich auf der Bhne besser gefhlt als im wirklichen Leben?

KLUGMAN: Ja, die Bhne und die Theaterwelt haben mir immer das Gefhl gegeben, irgendwo dazuzugehren, nicht allein zu sein.

Jetzt sind Sie der letzte lebende Schauspieler aus den Zwlf Geschworenen. Es gibt nicht mehr viele aus Ihrer Schauspieler-Generation. Wie kommen Sie damit zurecht?

KLUGMAN: Es ist schrecklich. Ich sehe mir ab und an Filme mit Brando, Fonda, Clark Gable an und denke, mein Gott, was fr wunderbare Schauspieler. Sie kamen alle von der Bhne. Das ist vorbei. Das gibt es kaum mehr.

Als junger Mann haben Sie zu sich selbst gesagt: Wow, ich stehe zusammen mit Henry Fonda auf der Bhne. Gibt es einen jungen Schauspieler, junge Schauspielerin, bei der Sie heute rufen wrden, Wow, ich stehe zusammen mit ihm auf der Bhne, vor der Kamera?

KLUGMAN: Nein. Sie machen zu viel Filme heute. Filme lehrt sie war, Ihren Text zu memorieren, aber er lehrt Sie nichts ber Schauspielerei. Im Theater proben und proben und proben Sie, man experimentiert, probiert, man . . All das geht heute vor der Kamera nicht mehr. Zeit ist Geld. Und wenn's ums Geld geht, verflchtigt sich die Kunst. Als ich in den 50er Jahren mit Fernsehen begann hatten wir noch Zeit zum Proben. Heute ist das vorbei.

Sind Sie glubig?

KLUGMAN: Nein, ich bin nicht religis. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei.

Sie haben mal gesagt, Angst kann sehr frderlich sein. Waren Sie je von Angst beherrscht?

KLUGMAN: Als ich jung war, hatte Angst vor meinen Schulden, dann mitunter auch Angst vor dem Tod. Heute frchte ich nichts mehr, auch nicht den Tod.


Sie haben auch ein sehr schnes Bild aus seinem Auftritt in der RTL-Sendung neben dem Interview, aber es hat ber 500 kB, deshalb konnte ich es nicht mal eben schnell hochladen. Und fr die andere Mglichkeit Bilder hier reinzusetzen fehlt mir im Moment die Zeit...

Wer das Interview im Original lesen mchte (solange es noch online ist...):
http://www.ksta.de/html/artikel/1231173647853.shtml

 Quelle: www.jackklugman.de
Insbesonderen Dank geht an Sam Chen, Moderatorin des Jack Klugman Forums fr die bersetzung und die Bereitstellung dieses Interviews!
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Mike Stone
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« Antworten #1 am: 13. Januar 2009, 09:48:22 »

Ich hatte es mir vorhin schon durchgelesen und finde es echt klasse. Viele Details wute ich garnicht ber ihn von frher. Verdammt klasse das Interview!!!!!!
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Immer feige gewesen zu sein heißt, nie wirklich gelebt zu haben
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« Antworten #2 am: 13. Januar 2009, 14:09:53 »

Interview ist wirklich echt KLASSE! Wirklich super, dass dies Sam Chen gefunden hat. (Wobei es natrlich schon bersetzt war, weil es ja auf Deutsch erschienen ist.)
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