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Autor Thema: Das grüne Blut der Dämonen (Quatermass and the Pit) (UK; 1967)  (Gelesen 428 mal) Durchschnittliche Bewertung: 5
filmfan
Azubi in der Police Academy
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« am: 12. Juli 2020, 20:51:39 »



Beim Ausbau des Londoner U-Bahn-Netzes stoßen Arbeiter auf frühmenschliche Skelette und ein fünf Millionen Jahre altes Flugobjekt offenbar marsianischen Ursprungs, das ein unglaubliches, satanisches Endzeitszenario auslöst.
Die immer noch hochgefährliche Energie der heuschreckenähnlichen Aliens, die einst die Erde unterwerfen wollten, löst eine apokalyptische Massenpanik aus, und über London erscheinen die grauenhaften Umrisse einer gigantischen Teufelsfratze.

Wie Fritz Langs METROPOLIS ist auch DAS GRÜNE BLUT DER DÄMONEN aus dem Jahr 1967 eine raffinierte Mischung aus Utopie und Okkultismus, aus Fortschritts- und Aberglauben Lovecraftscher Prägung und steht damit in einer Reihe mit den besten Beispielen der Gattung. Bis heute hat dieser Film aus der englischen Hammer-Film-Produktion nichts von seiner zeitlosen Dramatik verloren.

Darsteller: James Donald, Julian Glover, Andrew Keir, Barbara Shelley
Regisseur(e): Roy Ward Baker ("Simon templar")
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« Antworten #1 am: 12. Juli 2020, 20:53:50 »

Das Gruseln beginnt schon beim bescheuerten Titel.  totlachen Doch da muss man Verständnis haben. Denn mit dem Originaltitel hätte das deutsche Publikum nichts anfangen können, es ist der dritte Film einer Reihe, die den Wissenschaftler Bernard Quatermass zum Helden hat. Nach The Quatermass Experiment (Schock, 1955) und Quatermass 2 (Feinde aus dem Nichts, 1957), beide von Val Guest, folgte 1967 Quatermass and the Pit. Und so ein Titel lässt sich schlecht ins Deutsche retten. Die Amerikaner fanden allerdings die elegantere Variante: Five Million Years to Earth.

Quatermass and the Pit gehört in die Ahnengalerie der seligen Hammer-Produktionen. Es wird bis heute behauptet, es wäre der schlechteste der Quatermass-Reihe. Dem muss hier ganz energisch widersprochen werden. Er ist ein heute noch schön anzuschauender, obgleich eigenwilliger Gruselstreifen, der zwei bis dahin recht disparate Sujets vereint. Der eine für Hammer-Filme typische eigensinnige Dramaturgie und eine Idee verfolgt, die man gerne meschugge nennen darf. Aber kreativ und interessant ist sie auf jeden Fall. Ein Film, der trotz passender Anlagen für das "Trash"-Siegel viel zu schade ist.

Quatermass and the Pit ist leicht ungewöhnlich. Keinesfalls experimentell, aber doch haarfein an vielen Sehgewohnheiten vorbei zielend. Allein das Drehbuch von Nigel Kneale schlägt in der ersten Hälfte unglaublich viele Haken. Alles beginnt mit den Bauarbeiten in der Londoner U-Bahn-Station „Hobb´s End“. Zuerst werden dort Skelette gefunden, die auf eine bislang unbekannte menschliche Spezies hindeuten, nicht ganz Mensch, aber auch keine Affen. Eine Sensation, die sogleich renommierte Wissenschaftler in ihren Bann zieht. Auch Quatermass (Andrew Keir) ist mit dabei, jedoch hat er Pech. Man hat ihm einen Aufpasser aus dem Militär, Colonel Breen (Julian Glover), zur Seite gestellt. Ein säbelrasselnder Hardliner der alten Schule, der eine frappierende Ähnlichkeit mit Britanniens großen Kriegsheld Bernard Montgomery hat. Der pazifistisch gesinnte Quatermass ist nicht amüsiert.

Doch kaum hat die Scientific Community begriffen, was da im Londoner Untergrund gefunden wurde, taucht bei weiteren Grabungsarbeiten ein Raumschiff auf, das physische und psychische Macht auszuüben scheint. Kaum hat der Zuschauer das richtig begriffen, findet man in dem Raumschiff insektenartige, mumifizierte Wesen, die erstaunliche Ähnlichkeit mit den Abbildungen haben, die sich Menschen der westlichen Kultur seit jeher vom Teufel machten.

Die Quintessenz, die der Film aufstellt ist außergewöhnlich und abstrus – und darüber hinaus so antireligiös und antikreationistisch, dass der Gedanke an eine Wiederverfilmung im heutigen Amerika fast herzerwärmend ist. Nach Quatermass' Theorie ist die Menschheit nichts anderes als eine Art Marskolonie, vor fünf Millionen Jahren ursprünglich als Sklavenrasse gezüchtet, die bei der Umsiedelung der Marsbewohner hilfreich sein sollte. In diesem Zeitraum kam es auf dem Mars zu einer (nicht näher beschriebenen) Katastrophe, die den Planeten unbewohnbar machte und zu eine Art Säuberungskampf führte, bei dem nur die Stärksten überlebten.

Aus ebenso nicht näher erläuterten Gründen schlug die Besiedelung fehl, die Sklaven entwickelten sich zu Menschen, während nur wenige Marsbewohner überlebten. Die wenigen Kontakte zwischen Menschen und Marsianern fanden ihren Niederschlag in der Geschichtsschreibung als Begegnung mit dem Leibhaftigen. Die Erinnerungen an die alte Marswelt sind jedoch im kollektiven Unterbewussten der Menschheit gespeichert. Das ausgegrabene Raumschiff soll diese Kräfte nun freisetzen, und das gleiche radikal-darwinistische Programm soll nun hier auf der Erde ebenfalls ablaufen. London ist erst der Anfang.

Sind noch alle da?  Wer jetzt denkt, Nigel Kneale sei ein bislang unbekanntes Pseudonym von Erich von Däniken, ist bestimmt nicht alleine. Was für eine Science Fiction-Räuberpistole! Die Streifen aus Englands bekanntester Horrorschmiede zeichneten sich selten durch Logik und Stringenz aus, aber das hier ist selbst für Hammer-Verhältnisse ein starkes Stück.

Aber: Im Film gibt es doch aus gutem Grund eine Trennlinie zwischen purer Logik und Plausibilität. Gänzlich dumm und unlogisch ist das Ganze nicht wirklich, zumindest wenn man eine Filmlogik zu Grunde legt, die viele Ungenauigkeiten und Ungereimtheiten verzeiht. Trotzdem bleibt ein Schmunzeln über soviel ungezügelte Phantasie. Auch die visuelle Ausstattung ist selbstredend nicht mit heutigen Produktionen zu vergleichen. (Vor allem die Szene mit dem 'Mars-Film' ist hart an der Grenze zu Oh-mein-Gott.)  totlachen

Wer aber gewillt ist, alte Filme einfach alte Filme sein zu lassen und akzeptiert, dass ein Science Fiction-Film von 1967 nun mal nicht aussehen kann wie Matrix, wird einen sympathischen und außergewöhnlichen Streifen entdecken. Die Spannungskurve könnte dabei eigentümlicher kaum aussehen. Man guckt und guckt und doch weigert sich der Film, vertraute Routen einzuschlagen. Bis zum apokalyptischen Showdown, der auch heute noch schön und schaurig anzusehen ist, bleibt man in dieser merkwürdigen Schwebe, in der man nicht so recht weiß, wohin die Reise gehen soll.

Das hört sich negativer an als es gemeint ist. Es ist eher erfrischend einen Horrorfilm zu sehen, der nicht nach einer halben Stunde überflüssig wird ob seiner narrativen Armut. Und die Mixtur aus Science Fiction und Okkulthorror ist ebenfalls ziemlich schick. London ist für diese Geschichte ein fantastischer Ort, weil sich dort immer noch Spuren des klassisch-viktorianischen Schauerambientes finden lassen. Und gerade das macht die Fabrikate aus dem Hause Hammer noch heute so ansehnlich.

5 Sterne, keine Diskussion. Exotenbonus? Kann schon sein. Heute wünsche ich mir mehr Gruselfilme wie diesen hier.  totlachen  Geniale/r Film/Serie
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