Zusammengefügte Postings von Foren Mitglied Seamus (aus meinem Robert Urich Forum):Habe es mir nun auch noch in Druckform geholt (günstiges Angebot für das Hardcover) und werde es als drittnächstes lesen.
War auch überrascht, dass es einen weiteren Roman gibt und der das OK vom Chandler-Estate bekommen jat, da es ja ein moderner Philip ist, von dem man hier liest.
Deshalb bin ich schon sehr gespannt.
Heute Mittag auf dem Balkon mit der Lektüre begonnen.
Die ersten zwei Kapitel sowie der Prolog sind gelesen. Was jetzt schon auffällt ist, das sich der Autor nicht alles penibel aufgeschrieben haben wird. Es stimmt gerade was die Vorgeschichte der Figur angeht bei manchen Punkten nichts mit dem Philip von Chandler überein. So lernen wir im Prolog auch seine Eltern kennen.
Ich muss aber trotzdem sagen dass mir der Marlowe aus diesem Roman bisher sympathisch ist. Er sagt klipp und klar was er von dieser oder jener Person hält und lässt sich nichts sagen. Ich würde schon von einem lakonischen Humor sprechen, der sich durch das Buch zieht. Herrlich war schon das Kennenlernen zwischen ihm und der ersten Klientin. Er sagt ihr ganz direkt dass er sie nicht leiden kann und verliert so fast seinen Fall. Er muss nun die Tochter des verstorbenen Mannes wieder finden.
Schade dass der Roman aus der Third-Eye Erzählperspektive geschrieben ist. Ein Ich-Erzähler hätte mir bei dem Hauptprotagonisten besser gefallen. Die Dialoge sind aber richtig kernig und mir gefallen seine knappen Antworten, manches hat mich sogar direkt an den Mann erinnert.
Bin gespannt wie es weiter geht. Heute Abend lese ich die nächsten Kapitel.
Ich habe das Buch immer noch nicht abgeschlossen (obwohl es exakt so viele Seiten wie der letzte Spenser von Atkins hat - beide 302 Seiten bei Hardcover), aber das liegt daran, dass ich momentan nur noch abends vor dem Einschlafen zum Lesen komme.
Ich verbinde bei der Marlowe-Reihe auch mehr einen Ich-Erzähler. Es stört zwar nicht so sehr wenn der Blickwinkel mal auf einen anderen Charakter gerichtet ist, aber ich habe beim Studieren des Buches das gleiche Gefühl wie bei den Stone-Romanen von Brandman. Nämlich der, dass jeder unwichtige Nebencharakter in dem Buch besser beschrieben wird wie Marlowe oder dessen Vater. Das hinterlässt bei mir einen faden Beigeschmack. Ich möchte nicht mehr Hintergründe von dem einmal-auftauchenden armenischen Händler wissen, sondern von Marlowe. Leider wird in dem Buch Marlowe selbst sehr stiefmütterlich behandelt, da er in manchen Szenen gar nicht zu lesen ist (da dann wieder eine andere Figur im Fokus steht). Und das geht nicht!
Von den beiden Fällen finde ich auch nur den mit der Ausreißerin Cody gut. So ein Emo-Teenager passt zwar überhaupt nicht in das bunte Los Angeles und zu der Reihe erst recht nicht zu Marlowe, aber ich finde sie unterhält mich mit ihrem frechen Verhalten noch am besten. Ein wirklich tief-gestalteter Charakter bei dem man nie weiß was er als nächstes macht.
Marlowe ist in manchen Punkten nicht mehr wiederzuerkennen. Es fehlt zum größten Teil auch eben jener Wert und da sinkt bei mir die Lust zum Weiterlesen. Natürlich werde ich das Buch beenden, aber tatsächlich nur deswegen, weil ich wissen will wie es mit Cody weitergeht.
Ich bin größtenteils enttäuscht. Alle anderen Marlowe-Nachfolgeautoren haben mich überzeugt, aber ich weiß nicht was sich Joe Ide dabei gedacht hat.
Die letzten fünfzig Seiten waren zwar packend geschrieben, aber so ein Ende in einer Ranch wo es Marlowe ohne seinen Vater nicht lebend rausgeschafft hätte, passt einfach nicht zu der Reihe. Das Finale mit Cody war gut auf den Nebencharakter eingestimmt, aber ich hatte beim Lesen nie das Gefühl dass ich einen Marlowe in der Hand halte. Ich hätte dem Buch vielleicht sogar der 3 Sterne gegeben, aber ich komme einfach nicht damit klar, dass das hier Marlowe sein soll.
Außer dass er hin und wieder auf dem Dach eine Zigarrette raucht und einen doppelten Scotch drinkt, stimmt so gut wie nix überein. Der Marlowe kam wie ein Vatersöhnchen rüber der von seinem Job nicht allzu viel Ahnung hat. Die Dialoge waren auch kaum erwähnsenswert, da dort an jeder dritten Stelle ein x-beliebiges Filmzitat eingefügt wurde. Gefreut habe ich mich über die Stelle wo er über den Film "The Big Sleep" und Bogart schwärmt, aber es war deplatziert und hatte mit dem Gespräch nichts am Hut.
Das beste an dem Buch war wirklich Cody. Klasse war auch, das Marlowe findet das Mike Lupica sein Lieblings-Sportswriter ist. :spenser:
Aber insgesamt war das Buch doch eher ein Windstoß, denn ein Orkan. Mir hat größtenteils einfach die Spannung gefehlt und der Hauptcharakter blieb am Ende nicht nur farblos (da man kaum ein Detail erfuhr), sondern hatte auch null Wiedererkennungswert.